Wilhelmine reloaded Im LSD-Rausch der Farben

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Das Markgräfliche Opernhaus in seiner ganzen barocken Pracht: Die Fotografien von Dieter Rehm steigern die Realität des Bauwerks bis in die Welt der Illusion. Foto: Kunstverein/Dieter Rehm

„Wilhelmine reloaded“ – so heißt ein erstes Gemeinschaftsprojekt des Kunstvereins Bayreuth und der Markgräfin Wilhelmine Gesellschaft. Wegen der Corona-Lage auf auf dieses Jahr verschoben und noch bis 30. September im Alten Schloss zu sehen.

 
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Bayreuth - Kein geringerer als Dieter Rehm gestaltet die Ausstellung mit seinen einzigartigen Fotografien. Parallel zum Festival Bayreuth Bayreuth Baroque wurde die Schau konzipiert. Bühne für das Musikfestival und Blickfang auf Dieter Rehms Fotoarbeiten ist das Markgräfliche Opernhaus.

Dessen schillernde, das Licht reflektierende Fotografien passten hervorragend „zum bombastischen barocken Ensemble“ des Gebäudes, das zum Unesco-Welterbe ernannt wurde. „Der Fotokünstler hat das Markgräfliche Opernhaus tatsächlich ins rechte Licht gerückt“, sagt Stefan Mayer, Vorsitzender des Kunstvereins Bayreuth. Zusammen mit der Markgräfin Wilhelmine Gesellschaft wurde der Professor für Fotografie und Präsident der Münchner Akademie der Bildenden Künste für die Gemeinschaftsausstellung beauftragt.

Verkehrte Positiv-Negativ-Effekte

Dieter Rehm hat großes Interesse an Architektur und städtischen Räumen. „Das Eigenleben der Szenerien spielt in den Fotografien eine ebenso große Rolle wie die Verfremdung der Aufnahmen durch Nachbearbeitungen, etwa verkehrte Positiv-Negativ-Effekte“, ist in seiner Biografie zu lesen.

Durch künstliches Licht werden die Kontraste besonders deutlich. Details wie Skulpturen, Ornamente und Lichter heben sich scharf ab, was durch Farbeffekte unterstützt wird. Der Raum wirkt regelrecht dreidimensional auf den gedruckten Großformaten. Diese Wirkung vergleicht die Webseite Artsation mit einem Rausch: „Die Übersteigerung der Lichtdramaturgie und der Farben erinnert oft an Zustände, die durch Musik und Drogen inspiriert sind.“ Rehm arbeitete früher als Designer für ECM Records und die Musikindustrie. Eine flirrende, vibrierende Stimmung scheinen auch seine Architekturfotografien auszustrahlen. Fotoarbeiten wie ein bildgewordener, psychedelischer LSD-Rausch.

Erst im April 2021 habe Dieter Rehm Zutritt zum Markgräflichen Opernhaus erhalten, sagt Bernd Saupe, Vorsitzender der Wilhelmine-Gesellschaft. Der Verein hat sich die Förderung des kulturellen Erbes der Prinzessin Wilhelmine von Preußen Markgräfin von Brandenburg-Bayreuth zur Aufgabe gemacht.

Reales wird auf einmal surreal

Die Realität des Bühnenraums und der Skulpturen wirkt auf einmal surreal und wie eine geschickte Täuschung. Kuper-, Silber- und Goldtöne, aber auch die Farben Blau, Pink oder Violett verstärken den Illusionseffekt. Obwohl sich die Bildmotive und Perspektiven wiederholen, wirkt jede Fotografie anders. Teils flächig und raumgreifend, teils überirdisch leuchtend. Auch der Standpunkt des Betrachters führt zu unterschiedlichen Wahrnehmungen. Die Opulenz, der Prunk und das Glanzvolle des Opernhauses werden sichtbar, die Schönheit des Deckengemäldes und der üppige Dekor.

Dieter Rehm fotografierte bereits in Schloss Herrenchiemsee, den Markusplatz von Venedig und die Einkaufsgalerie Lafayette in Paris. Im Markgräflichen Opernhaus fand er geschickt inszenierte Elemente aus Architektur, Wandmalerei und Skulptur vor. Mit seinen Fotografien tritt er in einen künstlerischen Dialog ein zwischen Gegenwart und Geschichte. Dadurch ermöglicht er neue Ansichten eines historische Bauwerks und seiner Funktion als barockes Hoftheater.

Das Projekt wurde von der Stadt Bayreuth und der Oberfrankenstiftung gefördert.

Info: Geöffnet noch bis 30. September, Montag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr, Ausstellungshalle Altes Schloss, Maximilianstraße 6, Bayreuth.

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