Wildschweinsichere Tonnen für die Katz'

Von Christina Holzinger
Durch weggeworfene Lebensmittel kann sich die Afrikanische Schweinepest ausbreiten. Foto: Ralf Münch Foto: red

Mit Mülleimern will die Gemeinde die Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest hinauszögern. Doch der Versuch will nicht so recht fruchten – der Müll wird statt in die Tonne daneben geworfen.

 
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Bürgermeister Gerhard Schneider und Jäger Adolf Reinel sind sauer. Vor einigen Wochen wurden wildschweinsichere Mülleimer aufgestellt, um Tiere davon abzuhalten, den Müll zu fressen. Doch nun landet der Müll neben und nicht mehr in den Tonnen. Bürgermeister und Jäger sehen darin eine große Gefahr, denn die heimischen Wildschweine könnten sich so mit der Afrikanischen Schweinepest anstecken.

Viele ausländische Parkplatzgäste

Schneider sagt: „Auf den Parkplätzen rund um Himmelkron stehen nachts viele Lkw und Transporter.“ Viele hätten polnische, russische oder tschechische Kennzeichen.  Alles Länder, in denen derzeit die Afrikanische Schweinepest auf dem Vormarsch ist. „Es reicht, wenn einer der Fahrer den Erreger an den Schuhen hat oder eine Semmel wegwirft, die damit verunreinigt ist“, sagt Müller. Ein Wildschwein frisst diese Semmel oder kommt mit dem Erreger anderweitig in Kontakt – und steckt sich an. „Und dann bricht die Hölle los“, sagt Reinel.

Die Afrikanische Schweinepest breitet sich aus

„Die Afrikanische Schweinepest kommt – wir wissen nur noch nicht wann“, sagt der Himmelkroner Jäger Adolf Reinel. Von Afrika aus habe sich die Krankheit mittlerweile bis nach Europa ausgebreitet - meist entlang der Hauptverkehrsrouten. Zuletzt wurden Fälle in Tschechien gemeldet. Nun warte er auf die erste infizierte Sau in seinem Gebiet – das könne man nicht verhindern. Zwar sei der Erreger für Menschen und Tiere wie Hunde oder Katzen ungefährlich, könnte jedoch binnen kurzer Zeit unzählige Schweine töten.

Wildschweinsichere Mülleimer

Und das wollen Schneider und Reinel mit den wildschweinsicheren Mülltonnen hinauszögern. Das Problem: Wildschweine lernen schnell. „Wenn sie in einem Mülleimer etwas zu fressen finden, kommen sie immer wieder“, sagt Peter Müller, Vorsitzender der Kulmbacher Jägervereins. Sorglos weggeworfene Lebensmittelreste lockten nicht nur Ratten, sondern auch Wildschweine an. Deshalb empfahl Reinel der Gemeinde Himmelkron, die Parkplätze einzuzäunen und wildschweinsichere Mülleimer aufzustellen. Die Mülleimer sind fest im Boden verankert und können so nicht umgestoßen werden. Doch seit die neuen Tonnen vor zwei Wochen aufgestellt wurden, bleiben sie leer – einige Menschen werfen den Müll nicht in sondern neben die Tonne. Und das berge eben Gefahren.

Erreger wird von Mensch verbreitet

Das betreffe nicht nur die Wildschweine in Himmelkron. „Der Ort ist eine Drehscheibe“, sagt Reinel. Menschen aus der ganzen Welt machten hier Halt und könnten den Erreger so weiterverbreiten. Deshalb nennt er diese Parkplätze auch Hochrisikobereiche. Denn die Krankheit wird nicht von Schwein zu Schwein verbreitet, sondern durch den Menschen. Zudem sei das Virus „enorm stabil und extrem lange haltbar“ – Hitze und Kälte machten der Afrikanischen Schweinepest nichts aus.  Deshalb versuchen die Jäger bereits jetzt, so viele Wildschweine wie möglich zu schießen. „Je weniger Wildschweine es gibt, desto seltener kann die Krankheit übertragen werden“, sagt Müller.

Wildschweine vermehren sich stark

Innerhalb der vergangenen 40 Jahre habe die Wildschweinpopulation im Landkreis stark zugenommen. „In den 1990er Jahren galt eine Wildsau noch als etwas Exotisches“, sagt Müller. Etwa 40 Sauen haben die Jäger damals im Landkreis jährlich geschossen – heute sind es weit über 1500. Die Wildschweine vermehren sich stark, erobern Stadtränder und Ortschaften für sich – und kommen in Kontakt mit Hausschweinen, die sie mit der Schweinepest infizieren können. Die Gefahr werde mittlerweile als so hoch eingestuft, dass Versicherungen, die Schweinezüchter vor solchen Krankheiten im Schadensfall absichern, keine Neuanträge mehr annehmen, sagt Reinel. Banges Warten auch bei den Schweinehaltern: Keines der Schweine von Ben Berthold hat die Schweinepest. Berthold hält in Eggenreuth bei Kulmbach Wollschweine. Und er hofft, dass es auch so bleibt. „Für Schweinehalter hängt da sehr viel dran“, sagt er.

Ausbreitung verhindern

Doch was hilft gegen diese Art der Schweinepest?  Keine Medikamente – da sind sich die Jäger einig. „Wir müssen alle Tiere, die sich vielleicht angesteckt haben, erschießen“, sagt Reinel. Als Beispiel führt er Tschechien an – das Land habe „bemerkenswert gut“ auf die Schweinepest reagiert. „Sie haben den gefährdeten Bereich rot markiert, drumherum einen Zaun aufgestellt und jedes Schwein innerhalb des Bereichs erschossen.“ Das klingt hart, doch nur so lasse sich eine Ausbreitung verhindern.