Mit seiner Dichte an Affären und Intrigen hat Infantino seinen Vorgänger und Landsmann Sepp Blatter mal locker übertroffen: vom Kaltstellen der verbandseigenen Ethikkommission bis hin zu Geheimplänen, fast alle Fifa-Rechte in ein von Saudi-Arabien aus gelenktes Konsortium auszulagern. Unter dem obskuren Fifa-Chef ist der Fußball nicht nur globaler, sondern auch gieriger geworden.
Vater Vincenzo arbeitete als Zeitungsbote
Angesichts seiner Vita verblüfft die Skrupellosigkeit. In Brig im Kanton Wallis als Sohn italienischer Eltern geboren, schlugen sich Infantinos Eltern bald in der Schweiz durch: Sein Vater Vincenzo arbeitete als Zeitungsbote, seine Mutter Maria am Kiosk. Weggefährten beschrieben deren Sohn als intelligenten jungen Mann, der schnell Zusammenhänge verstand. Er studierte Rechtswissenschaften, kam als Berater für verschiedene Fußballorganisationen unter und trat 2000 in den Dienst der Uefa.
Inzwischen thront er an der Spitze der Fifa. In vielen Gesprächen über den heiklen Umgang mit dem schier unantastbaren Infantino fand der Deutsche Fußball-Bund (DFB) nach langem Ringen erstmals eine deutliche Antwort. „Der DFB wird die Wiederwahl von Fifa-Präsident Gianni Infantino in Kigali nicht unterstützen“, teilte DFB-Präsident Bernd Neuendorf mit – im Wissen, dass die Wiederwahl des Schweizers beim Wahlkongress dennoch nur Formsache bleibt.