Wie viele Tierarten leben im Regenwald?

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„Wie viele Tierarten leben im Regenwald?“ – Diese Frage richtete der siebenjährige Andreas bei der jüngsten Kinderuni an die Kurier-Serie „Leser fragen Forscher“.

 
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Sarah Schmid von der Arbeitsgruppe Wissenschaftskommunikation fand eine Expertin, die die Antwort kennt: Prof. Heike Feldhaar. Sie arbeitet an der Universität Bayreuth am Lehrstuhl Tierökologie I und weiß beim Thema Tiere im Regenwald Bescheid.

Tropische Regenwälder sind – gemeinsam mit einigen Ökosystemen im Meer – die artenreichsten Ökosysteme der Erde, erklärt Feldhaar. „Die Zahl der Tierarten in einem Regenwald ist viel höher, als etwa die Deutschlands.“ So wurden auf einem einzigen Baum im Regenwald in Peru mehr als 40 Ameisenarten gefunden. Dies entspricht fast der Hälfte der Ameisenarten ganz Deutschlands. In einem Regenwaldflecken von der Größe eines Fußballfeldes können über 40 000 verschiedene Insektenarten vorkommen.

Doch so ganz genau kennt man die Artenzahl in Regenwäldern gar nicht. Experten schätzen, dass ungefähr die Hälfte aller Tierarten der Welt in Regenwäldern leben – und dass es insgesamt zwischen drei und 30 Millionen Tierarten gibt. Die Schätzungen gehen so weit auseinander, weil man nur aus Studien über Artenzahlen relativ kleiner Gebiete hochrechnen kann, wie viele Arten es eigentlich in einem größeren Gebiet geben sollte. Zudem sind bestimmte Tiergruppen, etwa die Fadenwürmer und andere sehr kleine Tiere, extrem schwer zu bestimmen. Und da Regenwälder nur schwer zugänglich sind, kommt es auch heutzutage noch häufig vor, dass neue Wirbeltierarten entdeckt werden, obwohl man die Tiergruppen schon sehr gut kennt.

Warum aber leben in einem Regenwald so viel mehr Tierarten als bei uns? Zunächst ist die Sonneneinstrahlung und damit die Primärproduktion, also der Umsatz von Sonnenenergie in Biomasse durch Pflanzen, in tropischen Regionen höher. Fällt in einem Gebiet noch genügend Niederschlag, dann ermöglicht dies eine große Vielfalt an Pflanzen im Regenwald. Neben großen Bäumen auch viele kleinere Pflanzen, die am Boden oder auf den Regenwaldriesen selbst leben. Die hohe Pflanzenvielfalt wiederum bietet vielen verschiedenen Tierarten unterschiedlichste Lebensräume und Nahrungsquellen: „Die Zahl der Pflanzenfresser steigt mit der Masse und Vielfalt an Pflanzenmaterial und die Pflanzenfresser selbst bieten einer Vielzahl von Räubern und Parasiten Nahrung“, sagt die Bayreuther Universitätsprofessorin.

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