Wie viele bleiben, wie viele gehen? Wohnungskonzept für Flüchtlinge ist ein Glücksspiel Flüchtlinge: Bayreuth kann nicht planen

Von Katharina Wojczenko
21 Menschen müssen eigentlich aus der Gemeinschaftsunterkunft in der Wilhelm-Busch-Straße ausziehen, sagt Sozialamtsleiter Werner Köstner. Sie haben noch keine Wohnung gefunden. Foto: Archiv/Ronald Wittek Foto: red

Es ist eine Rechnung mit zu vielen Unbekannten: Die Stadt kann kein konkretes Unterbringungskonzept für anerkannte Flüchtlinge erarbeiten. Denn niemand weiß, wie viele da sind, wie viele bleiben oder kommen werden.

 
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Keiner weiß wirklich Bescheid. Weil das gar nicht möglich ist. Die Stadtverwaltung weiß nicht, wie viele Flüchtlinge insgesamt in Bayreuth sind. „Der Stadt fehlt der Überblick über Flüchtlinge, deren Asylverfahren abgeschlossen ist, die ein Bleiberecht haben und von denen wir auch nicht wissen, ob sie in Bayreuth bleiben“, sagt Pressesprecher Joachim Oppold. Denn: Es gibt noch keine Residenzpflicht. Und die Stadtverwaltung kann nicht wissen, was kommt.

Derzeit warten Asylbewerber auf die Entscheidungen in ihren Verfahren. Vor allem die Syrer haben gute Chancen, anerkannt zu werden. Ob sie in Bayreuth bleiben, oder in eine andere Stadt ziehen werden? Das kann niemand sagen. Und auch die Arbeitsagentur sagt, dass ihre Zahlen keine Aussagekraft haben. Weil sie nicht alle Flüchtlinge als arbeitssuchend in der Kartei haben.

33 Menschen müssten ausziehen - aber sie suchen nicht 33 Wohnungen in Bayreuth

Keiner weiß also Bescheid. Das bedeutet auch: Wie viele Flüchtlinge eine Wohnung in Bayreuth suchen, lässt sich nur schätzen. Aktuell hat sich beim städtischen Wohnungsamt nur eine alleinerziehende Mutter für eine Sozialwohnung gemeldet. Aus der Gemeinschaftsunterkunft dürften beziehungsweise müssten 21 Menschen ausziehen, sagt Sozialamtsleiter Werner Köstner. Aus den dezentralen Wohnungen, die die Stadt für Flüchtlinge angemietet hat, sind es zwölf Menschen. Einige von ihnen suchen eine Wohnung in Bayreuth, manche in einer anderen Stadt.

„Wir brauchen also nicht viele Wohnungen, wenn ich das auf Familien herunterbreche“, sagt Köstner. Wie viele Wohnungen genau? Das weiß keiner ganz genau. Weil anerkannte Asylbewerber Bayreuth jederzeit verlassen können. Oder in die Stadt ziehen. Fest steht nur eines: Die Stadt spart, wenn sie Menschen aus den dezentralen Unterkünften herausbekommt. Denn die sind in der Regel teurer als die Miete, die Hartz IV-Empfänger bezahlt bekommen. „2014 mussten auf die Schnelle Wohnungen angemietet werden“, sagt Köstner. Inzwischen habe die Stadt aber auch günstigere Wohnungen angemietet. „Das läuft gut. Die Vermieter haben teilweise zugesichert, dass die Bewohner später den Vertrag als reguläre Mieter übernehmen können, wenn ihr Asylverfahren abgeschlossen ist.“

Verein Bunt statt Braun: "Für Vermieter ist das eine sichere Sache"

Neben den städtischen Sozialwohnungen können sich die Flüchtlinge auf dem privaten Wohnungsmarkt eine Bleibe suchen. Der Verein Bunt statt Braun will sie dabei unterstützen, zu den Besichtigungen mitgehen. „Für Vermieter ist das eine sichere Sache, weil das Jobcenter die Miete bezahlt“, sagt Vorsitzende Anna Westermann.

Werden wieder mehr Flüchtlinge nach Bayreuth kommen? Wird die Regierung die Verträge für die angemieteten Gebäude der Erstaufnahmeeinrichtung verlängern, in denen Flüchtlinge nur übergangsweise bleiben? Großes Fragezeichen. „Wir warten darauf, was das Sozialministerium entscheidet“, sagt Regierungsmitarbeiterin Kathleen Blankenburg, die die Registrierung und Aufnahme in der Wilhelm-Busch-Straße leitet. Das Ministerium soll in den kommenden Wochen ein neues Unterbringungskonzept absegnen.

Ein Grundproblem bleibt: die Weltpolitik. „Wir können keine Prognosen aufstellen. Sonst hätten wir nie solche Spitzen gehabt“, sagt Pressesprecher Hempfling. Vorratsplanung sei bei Unterkünften nicht möglich. „Die Unterkunft kostet Geld, man muss Personal vorhalten. Man hinkt der Entwicklung immer hinterher.“

Info: Potenzielle Vermieter können sich bei der städtischen Asylkoordinatorin Nancy Kamprad melden, Tel. 0921/ 25 13 25.

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