Wertstoffhöfe besser als der Gelbe Sack?

Von Moritz Kircher
Was Hans-Dieter Pischkoff (links) und Peter Popp beim Wertstoffhof in Weidenberg sammeln, ist besser getrennt als der Verpackungsmüll im Gelben Sack. Das Problem: Im Landkreis landen wohl viele Wertstoffe aus Bequemlichkeit in der Restmülltonne. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Lange wird im Landkreis über die Einführung von Gelbem Sack oder Gelber Tonne gestritten. Die Junge Liste (JL) im Kreistag will die Diskussion neu beleben. Die Fraktion um den Goldkronacher Bürgermeister Holger Bär drängt auf eine Entscheidung im Kreistag. Aber welches System ist für die Umwelt das bessere: Gelber Sack oder Wertstoffhof?

 
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Es gibt zwei Gruppen von Landkreisbewohnern. Die einen freuen sich auf den Gang zum Werstoffhof, weil man einander dort begegnet und austauscht. Die anderen fluchen auf den Aufwand mit den Wertstoffen, während sie dabei zuschauen müssen, wie die Bayreuther einfach alles bequem in den Gelben Sack stecken und am Abholtag vor die Haustür stellen. Wertstoffhöfe sind kein Auslauf- aber ein bayerisches Sondermodell. Mit Vor- und Nachteilen.

Vorwurf: Am Ende landet doch alles in der Verbrennung

Was passiert eigentlich mit dem Verpackungsmüll, wenn er das Haus verlässt? Immer mal wieder geistert durch die Medien, dass ein Großteil von dem, was Bürger zuvor mühsam getrennt haben – egal, ob im Gelben Sack oder beim Wertstoffhof - dann doch in der Müllverbrennung landet. Wozu also die ganze Trennerei?

Kürzlich hatte eine Anfrage der Grünen Bundestagsabgeordneten Bärbel Höhn für Furore gesorgt. Sie wollte von der Bundesregierung wissen, was aus den Wertstoffen wird, die im Gelben Sack gesammelt werden. In der Antwort der Bundesregierung stand, dass seit Jahren fast die Hälfte einer „energetischen Verwertung zugeführt“ wird. Müllverbrennung - so übersetzt Höhn diese Aussage. Bei den Abfallentsorgern widerspricht man auf Anfrage des Kuriers dieser Interpretation.

Im Gelben Sack landet vieles, was dort nicht hinein gehört

Aber zunächst: Im Gelben Sack landet alles. Auch vieles, was nicht hinein gehört. Bis zu 40 Prozent des gesammelten Materials mache das aus, sagt Michael Schneider, Pressesprecher bei Remondis. Das Unternehmen holt deutschlandweit bei 1,1 Millionen Menschen den Gelben Sack ab. Auch in Bayreuth. Dagegen wird auf den Wertstoffhöfen im Landkreis genau hingeschaut, was die Bürger in welche Tonne werfen. Es wird also sauberer getrennt. Bedeutet das, dass dort auch die Recyclingquote höher ist?

Keine leichte Frage. Weder die Stadt noch das Landratsamt können Auskunft geben, wie hoch die Recyclingquote bei den gesammelten Wertstoffen ist. Es werde „immer schwieriger, die genaue Spur der Wertstoffe zu verfolgen“, sagt Landratsamtssprecher Herbert Retzer. Der Grund: Immer mehr der gesammelten Kunststoffe gingen an Zwischenhändler.

Vorteil Wertstoffhof? Nicht unbedingt

Genauso wie im Landkreis Bayreuth wird auch in Wunsiedel der Plastikmüll in Wertstoffhöfen gesammelt. Und laut Angaben eines Berichts des Bayerischen Rundfunks liege dort die Wiederverwertungsquote bei 80 Prozent. Im Gegensatz zu rund 50 Prozent in Bayreuth. Vorteil Wertstoffhof? Nein, nicht unbedingt, sagen Experten.

Entscheidend nach ist Aussage von Norbert Völl nicht nur, wie viel vom gesammelten Müll recycelt wird. Nach Aussage des Sprechers der Duales System Deutschland GmbH muss man auch betrachten, wie hoch der Anteil des Verpackungsmülls ist, der überhaupt über den Wertstoffhof gesammelt wird. Und das sei deutlich weniger als beim Gelben Sack. Etwa die Hälfte, schätzt Völl. Er nimmt an, dass es an der Bequemlichkeit der Bürger liegt, die dazu neigen, einfach mehr in die Restmülltonne zu stopfen, wenn sie den Plastikmüll sonst selbst wegfahren müssten. Und Restmüll, das bedeutet am Ende in der Regel Verbrennung.

Das Beste: Zu Hause ordentlich trennen

Aber ist es nun ein Skandal, dass selbst aus der Wertstoffsammlung ein gewisser Teil in der Verbrennung landet? Die Entsorger widersprechen. „Ein elementarer Teil des Gesamtbildes wird verschwiegen“, sagt Schneider. Wenn ein Kunststoff oft recycelt wurde, sei die Qualität so schlecht, dass er nur noch verbrannt werden könne. Außerdem werde aus den Wertstoffen ein Ersatzbrennstoff gemacht, der beispielsweise in Zementwerken verfeuert werde. Ansonsten würde dort Kohle brennen. Der Remondis-Sprecher sagt: „Dadurch spart man Primärrohstoffe ein.“

Für die Bürger im Landkreis mag es bequemer werden, wenn die Junge Liste ihre Idee durchsetzt und ein Gelber Sack oder eine Gelbe Tonne kommt. Auf den Umweltgedanken hat das wohl keinen Einfluss. Denn egal ob Gelber Sack oder Wertstoffhof – „das beste, das jeder tun kann, ist, den Abfall im Haus ordentlich zu trennen“, sagt Schneider. Denn je besser der Müll getrennt ist, desto mehr könne recycelt werden.

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