Werden die Tiere heuer gut über den Winter kommen? Wanderfalke schneller als Ferrari

Von Martina Bay

Als vor zwei Jahren der Winter sehr streng und kalt war, hatten die Mitarbeiter der Falknerei Burg Rabenstein jede Menge Arbeit. Viele Tiere, die am erfrieren waren, wurden eingeliefert. Denn anders als anderere Vögel, haben Greifvögel kein spezielles Federkleid für den Winter. Einzig kleine, weiße Federn, die unterhalb des Federkleides liegen, geben ihnen Wärme. Jetzt, da es kälter wird, stellt sich die Frage: Wie werden die Greifvögel diesen Winter überstehen?

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Ist der Winter mild, geht es den Greifvögeln gut. Obwohl sie ein dichtes Federkleid haben, vertragen sie keine Nässe und Kälte. Regen mögen sie überhaupt nicht. "Der Greifvogel ist nicht gegen Nässe geschützt", sagt Anton Kratky von der Falknerei Burg Rabenstein. Das Gefieder werde dann richtig schwer. Nur der Fischadler werde nicht nass.

"Hat der Vogel keine Muskulatur mehr, ist nach fünf Stunden Schluss"

Greifvögel wechseln ihr Federkleid im Sommer und Winter nicht. Nur die sogenannten Dunen geben ihnen Wärme. Das sind kleine, weiße Federn, die unterhalb des Federkleides liegen. "Wenn neben der Nässe noch die Kälte dazukommt, wird es für die Tiere eng", sagt Kratky. Als vor zwei Jahren der Winter richtig streng und kalt war, hatte der 58-Jährige in seiner Falknerei viel zu tun."Viele Notfälle wurden damals abgegeben", sagt Kratky. Man habe Habichte im Hühnerstall oder Sperber im Taubenschlag gefunden. Meistens treffe es dann die ganz alten und jungen Tiere. Bis zu 14 Greifvögel mussten sie damals versorgen.

Sobald die Vogelpatienten eintreffen, macht Kratky mit seinen Mitarbeitern eine Erstversorgung. Hat sich der Vogel etwas gebrochen? Ist er auf der Straße mit einem Auto zusammengeprallt und hat dabei ein Schädelhirntrauma erlitten? "Hat der Greifvogel keine Muskulatur mehr drauf, ist nach fünf Stunden Schluss", sagt Kratky. Das Brustbein stehe dann heraus wie ein Gebetbuch.

Greifvögel haben keine Schweißdrüsen

Übermäßige Hitze vertragen Greifvögel auch nicht. Sie haben eine Körpertemperatur von 42 Grad. "Der Vogel hat keine Schweißdrüsen. Bei 35 Grad Umgebungstemperatur sind sie kurz vor dem Überkochen", sagt Kratky. Sie hielten dann den Schnabel geöffnet und hechelten. Allerdings hat die hohe Körpertemperatur auch Vorteile. Fängt der Adler einen Fuchs, der Tollwut hat, wird sie beim Adler nicht ausbrechen. Denn Tollwut bleibt bis 41 Grad am Leben. Sobald aber der Mensch mit dem Adler ohne Schutzkleidung in Berührung kommt, infiziert er sich.

Der schnellste Vogel unter den Greifvögeln ist der Wanderfalke. Er hat schafft im Sturzflug 450 Kilometer pro Stunde. Zum Vergleich: Der Ferrari 458 Spider fährt 320 Kilometer pro Stunde. Die Federn des Wanderfalken sind besonders hart. Hätte er weiche Federn, würde er bei dieser hohen Geschwindigkeit sein ganzes Federkleid verlieren. Für seine schnellen Flüge braucht der Wanderfalke runde Nasenlöcher. In jedem Nasenloch befindet sich ein kleiner Zapfen. "Das hemmt den Staudruck in den Lungen", sagt Kratky. Der schnellste Falke im Geradeausflug ist der Gerfalke. Er schafft 180 Kilometer pro Stunde.

An einen strengen und kalten Winter mit viel Schnee glaubt Kratky nicht. "Die Hermeline sind noch ganz braun. Vor zwei Jahren waren sie schon im Oktober weiß." Die Greifvögel wird das freuen.