Wenn junge Leute im Verkehr sterben Mitten aus dem Leben gerissen

Werner Reißaus
im Mittelpunkt der Ausstellung stehen sechs lebensgroße, geschwärzte Figuren, die jeweils die Silhouette eines tödlich verunglückten, jungen Menschen darstellen. Foto: /ADAC

Bei Fahranfängern ist das Risiko schlimmer Unfälle deutlich höher. Eine Ausstellung über den Tod junger Menschen auf der Straße soll darauf aufmerksam machen. Schockmomente sind dabei bewusst einkalkuliert.

 
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Eine Ausstellung im Beruflichen Schulzentrum Kulmbach nimmt sich einem schwierigen Thema an: dem Tod von sechs jungen Menschen im Straßenverkehr. Anhand von realen Schicksalen will die Wanderausstellung des ADAC „Schatten – Ich wollte doch leben!“ junge Menschen für die Gefahren im Straßenverkehr sensibilisieren. 2020 kamen in Deutschland 390 junge Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben, die Gedenkkreuze an den Straßen sind ein trauriges Zeugnis dafür.

Der Vorsitzende des ADAC Nordbayern, Herbert Behlert, machte in seiner deutlich: „Wir wollen damit bewusst Grenzen überschreiten und so junge Leute für einen sicheren und verantwortungsvollen Umgang mit individueller Mobilität gewinnen.“ Der Vorsitzende stellte fest, dass im Alter von 18 bis 24 das Risiko einen Unfall zu verursachen, an einem Unfall beteiligt zu sein oder gar im Straßenverkehr tödlich zu verunglücken, enorm ist.

Insbesondere kurz nach dem Bestehen des Führerscheins habe man noch nicht viel Fahrpraxis und überschätze manchmal sein eigenes Können. „Das bedeutet nicht, dass man ab einem bestimmten Alter keine Fehler mehr macht oder ein besserer Autofahrer ist. Wir wollen lediglich auf das höhere Risiko aufmerksam machen und so das Bewusstsein für eine sichere, umsichtige und defensive Fahrweise stärken.“

Der ADAC Nordbayern möchte dazu beitragen, dass sich die Zahl dieser tragischen Unfälle weiter verringert. „Deshalb haben wir ein Konzept der Kommunikationsdesignerin Marlene Schlund aufgegriffen, um die Ausstellung zu realisieren. Der ADAC stehe nicht nur für die positiven Seiten im Straßenverkehr, sondern wolle auch die Schattenseiten und Gefahren darstellen – und zwar in einer ehrlichen und ungeschminkten Art und Weise. „Um Unfälle zu vermeiden und nicht selbst zu einer Schattenfigur zu werden, ist eine an die Straßen- und Verkehrslage angepasste Fahrweise und Geschwindigkeit genauso wichtig wie genügend Abstand zum Vordermann einzuhalten“, betont Behlert.

Die Statistik zeige, dass fast zwei Drittel der selbst verursachten Unfälle, bei denen junge Menschen tödlich verunglückt sind, geschahen, weil sie die Kontrolle über ihr Fahrzeug verloren haben. „Meist gibt es gute Gründe für eine angeordnete Geschwindigkeitsbegrenzung, denn nur so kann auch rechtzeitig reagiert und Schlimmeres verhindert werden“, erläuterte der Verkehrsexperte

Mit dem gedankenlosen Tippen auf dem Smartphone während der Fahrt breite sich ein weiteres Gefahrenpotenzial aus, nämlich die Ablenkung im Straßenverkehr. Auch das zählt heute zu den häufigsten Ursachen für schwere Verkehrsunfälle. „Eine Sekunde Ablenkung bei 50 km/h bedeutet nahezu 14 Meter Fahrt im Blindflug. Bei zwei Sekunden sind es schon fast 28 Meter. Aufmerksamkeit im Straßenverkehr verträgt jedoch keine Pause, denn ein einziger, kurzer Moment der Ablenkung kann katastrophale, ja mitunter tödliche Folgen haben“, machte Behlert deutlich.

Für genauso wichtig hielt es Herbert Behlert auch, dass alkoholisiert Autofahren nicht nur eine massive Gefahr für einen selbst darstellt, sondern auch für alle anderen Verkehrsteilnehmer. Hier kann es – entgegen der landläufigen Meinung – bereits beim Genuss von geringen Mengen Alkohol zu drastischen strafrechtlichen und versicherungsrechtlichen Folgen kommen – und das auch bei unverschuldeten Unfällen.

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