London - In turbulenten Zeiten kreuzte die DFB-Auswahl zum bislang letzten Pflichtspiel zwischen Deutschland und England in Wembley auf. Die Kokainaffäre um den designierten Bundestrainer Christoph Daum schwebte über diesem Spiel in der WM-Qualifikation vom 7. Oktober 2000. Bundestrainer Rudi Völler ging zum damaligen Zeitpunkt davon aus, dass er nur noch neun Monate im Amt sein würde. Bekanntlich kam es anders. Auch mit einem Sieg in Wembley war nach der Katastrophen-EM wenige Wochen zuvor nicht zu rechnen, zumal man da noch gegen die Engländer verloren hatte (0:1). Der Klassiker bekam für die Engländer eine besondere Note – es war das letzte Länderspiel im 1923 eingeweihten Wembley-Stadion, das danach abgerissen und umgebaut wurde. Da wünschten sich die Gastgeber zum Abschied vor 76 377 Zuschauern ein würdiges Ende der Kultarena, doch Deutschland nahm keine Rücksicht. Ein Freistoß von Dietmar Hamann (14.) aus 32 Metern, der nicht unhaltbar zu sein schien für David Seaman, war das letzte Tor, das das alte Wembley-Stadion sah. „Hamann schwang die Abrissbirne für Wembley“, schrieb eine englische Zeitung. Bei einer Internetabstimmung über den Namen einer Fußgängerbrücke zum neuen Stadion kam dank deutscher Witzbolde „Didi Hamann Bridge“ heraus, was die Engländer dann doch nicht zuließen. Den Spott aus dem deutschen Fanblock aber konnten sie nicht verhindern: „We won the last game in Wembley!“, sangen sie. Trainer Kevin Keegan trat noch am Abend im Stadion zurück. Udo Muras