Welt-Aids-Tag Nicht nur Kondome schützen vor HIV

Kondome sind ein billiger und guter Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten. Aber nicht der einzige. Foto: dpa-Archiv/Oliver Berg

Gib Aids keine Chance, lautet der gängige Slogan. Experten verrieten in unserer Telefonaktion, wie es gemacht wird.

 
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Bayreuth/Köln - Am Welt-Aids-Tag berieten Experten der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung in einer Kurier-Telefonaktion über sexuell übertragbare Krankheiten. Hier einige Fragen und Antworten.

Mir scheint, die Gefahr, sich beim Sex zu infizieren, wird völlig übertrieben…

Dem ist nicht so. Eine HIV-Infektion zum Beispiel ist nicht heilbar. Auch wenn sie erfolgreich behandelt wird, bleibt sie bestehen - vergleichbar einer chronischen Erkrankung. Die Betroffenen müssen lebenslang Medikamente einnehmen. Verschiedene andere sexuell übertragbare Krankheiten können unbehandelt bei Frauen und Männern zu Unfruchtbarkeit führen. Auch Krebserkrankungen und schwere Schäden an Herz, Gehirn, Nerven, Leber, Augen und Knochen sind möglich. Zwar lassen sich diese Infektionen sehr gut behandeln und oft auch komplett heilen. Aber vorbeugen ist immer besser.

Wodurch werden Geschlechtskrankheiten hervorgerufen?

Durch Bakterien, Viren oder Parasiten. Es ist es wichtig, den Erreger richtig zu erkennen und die entsprechende Behandlung durchzuführen. Das kann nur in der ärztlichen Praxis erfolgen. Wenn man also mögliche Anzeichen bei sich feststellt, sollte man sich auf jeden Fall beim Hausarzt oder einer fachärztlichen Praxis beraten und unter Umständen auch testen lassen.

Hat unser Sohn mit Kondomen einen sicheren Schutz bei sexuellen Abenteuern?

Kondome schützen nach wie vor zuverlässig vor HIV und senken das Risiko, sich mit anderen sexuell übertragbaren Infektionen anzustecken. Empfehlenswert ist außerdem die Impfung gegen humane Papillom-Viren, die nicht mehr nur für Mädchen, sondern auch für Jungen angeboten wird. Für mehr Informationen können Sie Ihrem Sohn den interaktiven Safer-Sex-Check empfehlen, der auf der Seite der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung unter www.liebesleben.de/safer-sex-check angeboten wird.

Bis vor kurzem hatte ich ein heftiges Brennen beim Wasserlassen. Dann verschwand es wieder. Ob ich mich beim Sex angesteckt hatte?

Lassen Sie sich in einer Arztpraxis beraten, auch wenn die Symptome verschwunden sind. Denn viele Geschlechtskrankheiten verbleiben länger auch unbemerkt im Körper. Wenn sich herausstellt, dass Sie sich angesteckt haben, sollten Sie nicht vergessen, Ihren Partner oder Ihre Partnerin zu informieren, damit auch sie sich beraten und gegebenenfalls behandeln lassen können.

Mein Freund meint, wir könnten jetzt zum Schutz vor HIV Medikamente - also die PrEP - nehmen. Kondome seien von gestern, sagt er. Wie sehen Sie das?

Kondome bieten einen guten Schutz vor HIV und senken zusätzlich das Risiko, sich mit anderen Geschlechtskrankheiten anzustecken. Sie sind sicher, preisgünstig und leicht in der Anwendung. Mittlerweile gibt es aber auch weitere Möglichkeiten, um HIV-Infektionen zu verhindern – etwa die sogenannte Prä-Expositions-Prophylaxe, kurz PrEP. Für eine PrEP nehmen HIV-negative Menschen mit einem hohen Ansteckungsrisiko ein HIV-Medikament ein. Die PrEP schützt bei korrekter Einnahme in hohem Maße vor einer HIV-Infektion und die meisten Menschen vertragen die PrEP gut. Allerdings verringert die Einnahme des PrEP-Medikaments die Leistungsfähigkeit der Nieren und sie kann mit zum Teil ernsten Nebenwirkungen einhergehen.

Kann die PrEP verschrieben werden? Bezahlen das die Kassen?

Ja, in Arztpraxen, die sich mit der Behandlung von Menschen mit HIV und mit der PrEP auskennen können sie verschrieben werden. Dann übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für die Medikamente und die nötigen Untersuchungen. Die privaten Krankenkassen haben eigene Regelungen. HIV-Schwerpunktpraxen findet man zum Beispiel auf der Seite der Deutsche Arbeitsgemeinschaft niedergelassener Ärzte in der Versorgung HIV-Infizierter unter www.dagnae.de, erfahrene PrEP-Begleiter auch unter www.prep.jetzt/index.php/aerzteliste.

Schützt die PrEP auch vor Syphilis, Chlamydien und Co.?

Nein. Die PrEP schützt nur vor HIV. Es sollten regelmäßig Tests auf weitere STI (sexuell übertragbare Infektionen) durchgeführt werden, um im Fall der Fälle rechtzeitig eine Therapie einleiten zu können.

Können die neuen HIV-Labortests eine HIV-Infektion schneller als die alten feststellen?

Die neuen Tests können schon etwa zwei Wochen nach einem Infektionsrisiko, z. B. ungeschütztem Sex, eine HIV-Infektion feststellen. Aber sicher ausschließen können sie die Infektion erst sechs Wochen danach.


Mehr Infos:

Beratungstelefon der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) für HIV und STI: Mo-Do 10-22, von Fr-So 10-18 Uhr unter der Festnetz-Nummer 0221/892031.

Kostenloses Info-Material unter www.bzga.de/infomaterialien/hivsti-praevention/

www.liebesleben.de BZgA-Seite zu HIV und anderen sexuell übertragbaren Infektionen

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