Das Wirtschaftsamt Hof möchte die Durchgängigkeit von Fließgewässern für Fische in Gewässern der Fränkischen Schweiz erhöhen, um deren guten ökologischen Zustand wiederherzustellen und beabsichtigt, zu diesem Zweck bestehende Wehranlagen abreißen. Ein hehres Ziel, doch allein die Durchgängigkeit macht noch keinen guten ökologischen Zustand. Zu einem guten ökologischen Zustand eines Flusses gehört, dass er eine Aue hat, welche schwankende Wasserspiegel erlaubt und die großflächig an das Grundwasser angebunden ist. Durch den Austausch zwischen Grund- und Oberflächenwasser entsteht ein wichtiger Lebensraum für eine Vielzahl an Kleinlebewesen (das sogenannte hyporheische Interstitial), welches wiederum eine wichtige Nahrungsquelle für Fische darstellt.
Um dies zu erreichen, müsste man dem Fluss seinen Raum zurückgeben. Das Erreichen der Durchgängigkeit von Fließgewässern pauschal durch Abriss bestehender Wehre ist zunächst einmal das Gegenteil: Die Fließgeschwindigkeit erhöht sich, dass Wasser wird nicht in der Landschaft zurückgehalten, Erosionsprozesse verstärkt und die Sedimentfrachten erhöht. In Zeiten des Klimawandels mit langen Trockenperioden sind solche Maßnahmen fatal, da eine Vielzahl von negativen Prozessen im Fließgewässer verstärkt werden.
Wie eine intakte Flussaue aussehen kann, ist im unteren Ailsbachtal zu beobachten, in dem der Biber die ganze Aue zurückerobert hat und dort „wasserwirtschaftlich“ aktiv geworden ist durch kleine Staubecken. Man hat ihm und dem Fluss Platz gelassen. Ökologische Wasserwirtschaft muss Durchgängigkeit für Fische und Schaffung von Auenfunktionen vereinen und dabei könnten historische Wehranlagen eine wichtige Rolle spielen. Diese pauschal einfach abzureißen ist, da haben die bisherigen Leserbriefe zu dem Thema schon recht, eine bürokratisch gedachte Abwicklung von Zielvorgaben. Es bedarf eines Masterplans für ein Fließgewässer. Ich bin gerne bereit, hier beratend mit zu wirken. Wir forschen seit vielen Jahren zu dieser Thematik an der hiesigen Universität.