Waßmiller: "Haben vor keinem Gegner Angst"

Der EHC Bayreuth soll sich als Mannschaft gut verkaufen, verlangt Trainer Sergej Waßmiller. Foto: Peter Kolb Foto: red

Sechs Wochen hat sich der EHC Bayreuth intensiv auf seine Debütsaison in der DEL2 vorbereitet. Vor dem Auftaktwochenende mit Spielen bei den Heilbronner Falken (Freitag, 20 Uhr) und gegen die Löwen Frankfurt (Sonntag, 18.30 Uhr) sieht Trainer Sergej Waßmiller seine Mannschaft voll im Soll. Auch die Zusammenstellung der Blöcke steht weitestgehend. Dennoch erwartet der Coach eine sehr schwere Saison.

 
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Wie gut ist die Mannschaft auf den Saisonstart vorbereitet?

Sergej Waßmiller: Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen mit einigen verletzten oder angeschlagenen Spielern, Problemen mit dem Eis – zuletzt haben wir wegen der kaputten Anlage nur auf einer Eishälfte trainieren können – sowie extrem heißen Temperaturen, haben die Spieler sehr gut durchgezogen. Wir haben die nicht gerade optimalen Bedingungen gemeistert, die Jungs sind sehr gut vorbereitet. Die Mannschaft ist fit.

Die Testspiele waren fast nur gegen unterklassige Gegner. Die Siege überwiegen, sind aber meist nur knapp ausgefallen. Was lässt sich daraus schließen?

Waßmiller: Testspiele sind dafür da, etwas zu probieren und im Training eingeübte Situationen unter Wettkampfbedingungen umzusetzen. Es ist immer so, dass dann Schwächen und Stärken erkennbar sind. Gut war das Turnier in Crimmitschau mit Siegen gegen die Gastgeber und Odense. Da hat man gesehen, dass die Mannschaft Charakter hat. Sie hat drei Spiele bei großer Hitze durchgezogen und alles gegeben. So haben wir auch die Sympathien der Zuschauer und anderen Vereine gewonnen. Es hat sich in den Testspielen auch gezeigt, dass sich das Team immer mehr findet und die Neuen immer besser integriert werden.

Das Spiel gegen Crimmitschau war der einzige Vergleich mit einem Ligarivalen – und wurde mit 3:2 gewonnen. Ein Fingerzeig für die kommende Saison?

Waßmiller: Da würde ich nicht zu viel reininterpretieren. Das ist Vorbereitung und mehr nicht. Da sind Ergebnisse nicht so wichtig. Niederklassige Gegner hängen sich eben gegen höherklassige voll rein und wollen überraschen. Dann kann man ein Spiel zu 90 Prozent kontrollieren, aber es fehlt vor dem Tor – auch durch Müdigkeit – die nötige Konzentration beim Abschluss. Es läuft eben nicht alles rund. Das ist alles völlig normal in dieser Phase. Aber jetzt beim Saisonstart müssen wir frisch und auch im Kopf bereit sein. Wir müssen 60 Minuten hoch konzentriert bei der Sache sein. Ich denke, wir haben ein gutes Team. Ich glaube an eine gute Saison und einen guten Start. Aber klar ist auch: Unser Ziel kann nur der Klassenerhalt sein, alles andere wäre eine Sensation. Die Saison wird für uns als Aufsteiger sehr schwer, so viele Spiele wie in den vergangenen Jahren werden wir sicherlich nicht gewinnen.

Ein Problem, mit dem der EHC Bayreuth schon seit Jahren zu kämpfen hat, ist in der Vorbereitung erneut aufgetaucht: die schlechte Torchancenverwertung.

Waßmiller: Dieses Problem haben wir wirklich schon lange. Wir müssen einfach noch mehr Zug zum Tor bringen, noch mehr Verkehr vor dem Torwart erzeugen, und noch mehr Konzentration beim Abschluss an den Tag legen. Wir müssen jede kleine Situation bis zum Ende spielen. Aber mir ist es lieber, in der Vorbereitung hapert es als dann in der Saison. Unsere Chancenverwertung wird besser werden.

Im Sturm gab es zuletzt die Rückkehr zu KGB mit Ivan Kolozvary, Andreas Geigenmüller und Michal Bartosch. Die Neuzugänge David Wohlberg und Sergej Stas spielten mit Fedor Kolupaylo. Zudem bildeten Marcus Marsall und Sebastian Busch wechselweise mit Valentin Busch oder Dominik Piskor eine Reihe. Wie nahe dran ist die Aufstellung an der für den Saisonauftakt?

Waßmiller: Ich denke, beim Saisonstart wird es ähnlich aussehen. Aber diese Formationen sind nicht in Stein gemeißelt und können je nach Situation auch geändert werden.

Die Verteidigerpaare bildeten regelmäßig Felix Linden/Martin Heider, Jozef Potac/Sebastian Mayer und Jan Pavlu/Christopher Kasten. Sind diese fix?

Waßmiller: Dies Paare stehen so fest. Aber auch unser siebter Verteidiger, Marvin Neher, hat einen guten Eindruck hinterlassen, macht seinen Job ordentlich und hat sich gesteigert.

Im Tor liefern sich Tomas Vosvrda und Johannes Wiedemann ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Ist der Kampf um den Starting Goalie schon entschieden?

Waßmiller: Wir haben gute Torleute.  Auch Friedrich Hartung hat sich in der Vorbereitung ordentlich präsentiert. Es gibt keine Entscheidung, wer Nummer eins, zwei oder drei ist. Ich werde mich zu diesem frühen Zeitpunkt nicht auf eine Nummer eins festlegen. Vermutlich wird Vosvrda am Freitag in Heilbronn in der Startformation stehen und danach sehen wir weiter.

Was bereitet Ihnen vor dem Saisonstart Kopfzerbrechen?

Waßmiller: Was heißt Kopfzerbrechen? Wir sind sicherlich nervös. Für uns alle ist die DEL2 eine große Herausforderung. Aber wir wollen uns nicht verstecken und gleich punkten. Wir fahren nach Heilbronn, um dort zu gewinnen. Wir haben vor keinem Gegner Angst, das ist das Wichtigste.

Wer sind beim EHC die Gewinner der Vorbereitung und gibt es auch Verlierer?

Waßmiller: Alle haben mitgezogen, das passt. Ich werde jetzt keine Einzelkritik abgeben. Es ist nicht meine Art, vor Saisonstart jemanden öffentlich zu loben oder zu kritisieren, lassen wir die Jungs doch erst mal in den Spielrhythmus kommen, wenn es richtig zur Sache geht. Aber einen Satz kann ich sagen: Ich habe das Gefühl, dass wir unseren Teamgeist, der uns in der vergangenen Saison so stark gemacht hat, in die DEL2 mitgenommen haben. Diese Atmosphäre ist in der Kabine wieder da. Und das ist ganz wichtig. Der EHC kann nur über den Teamgeist in dieser Liga bestehen, das ist unsere Philosophie. Wir wollen uns in jeder Partie als Mannschaft gut verkaufen.

Große Hoffnungen ruhen auf dem erst Ende August verpflichteten Amerikaner Wohlberg. Er zeigt bereits Präsenz auf dem Eis und gute Ansätze. Wie lange dauert es, bis er voll integriert ist?

Waßmiller: Wir müssen ihm sicher noch einige Wochen Zeit geben – und die bekommt er auch. Er muss sich erst in dem für ihn neuen Land und seinem neuen Verein zurechtfinden und sich einleben.

Wie schätzen Sie Heilbronn und Frankfurt – die Gegner am ersten Wochenende – ein?

Waßmiller: Das ist schwierig. Beide Mannschaften sind nicht schlecht. Heilbronn hat sich gut verstärkt. Frankfurt hat sich vergangene Woche im DEL2-Auftaktspiel sehr robust und stark präsentiert. An unserem Auftaktwochenende warten sicher keine leichte Aufgaben auf uns.

Wie groß ist allgemein Ihre Vorfreude auf die DEL2 ?

Waßmiller: Sehr groß. Diese Liga ist für den ganzen Verein eine riesige Motivation. Jeder Spieler will sich in der Zweiten Liga präsentieren. Wir haben aktuell sehr viel Spaß am Eishockey und wollen das auch beim Saisonstart zeigen.

Sind alle Spieler am Wochenende einsatzbereit?

Waßmiller: Christopher Kasten hat sich beim letzten Testspiel am Sonntag am Knie verletzt. Aber ich hoffe, dass er am Wochenende einsatzbereit ist.

Das Gespräch führte Torsten Ernstberger

 

 

 

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