Wasserturbine: Kraftakt an der Eichenmühle

Von Stefan Linß
Die Turbine wird in die Eichenmühle gehievt. Es kommt auf Zentimeter an. Foto: Stefan Linß Foto: red

Die Wasserkraftanlage am Weißen Main läuft nun mit höherer Effizienz. Die Stadtwerke Kulmbach haben die Schachtturbine aus dem Jahr 1934 runderneuern lassen. Nun wurde sie wieder eingebaut. Es war Zentimeterarbeit mit einem tonnenschweren Stahlteil.

 
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Bei den vielen Kränen, Baggern und Lastwagen, die an der Großbaustelle Zentralparkplatz unterwegs sind, fällt das Projekt der Kulmbacher Stadtwerke kaum auf. Dass nebenan in der Sutte ein Kraftakt über die Bühne geht, bei dem es auf Präzision und Geschick ankommt, erregt wenig Aufmerksamkeit. Ein paar Interessierte verfolgen trotzdem das schwierige Unterfangen am Weißen Main.

84 Jahre - und läuft wie neu

Drei Tonnen wiegt der Hauptteil der Francis-Schachtturbine. Die Stadtwerke haben am Dienstag den großen Autokran bestellt, um die Turbine nach ihrer Generalüberholung wieder zurück an den angestammten Ort in die Eichenmühle zu bugsieren.

Sie ist 84 Jahre alt und läuft und läuft und läuft. Im einzigen Wasserkraftwerk, das die Stadtwerke betreiben, verrichtet die Turbine treu ihren Dienst und produziert umweltfreundlichen Strom für die benachbarte Dr.-Stammberger-Halle. Wenn dort der Strom nicht benötigt wird, fließt er ins Netz.

Der Moment für die Sanierung war günstig

In den vergangenen 25 Jahren hat das Kraftwerk bereits rund drei Millionen Kilowattstunden Strom erzeugt, sagt Oliver Voß von den Stadtwerken. Die Umwelt ist damit um etwa 1800 Tonnen Kohlendioxid im Vergleich zum deutschen Strommix entlastet worden.

Weil das Wasserwirtschaftsamt im Industriegebiet eine Baustelle betrieben hat, wurde der Pegel des Weißen Mains im vergangenen Jahr abgesenkt. Die Stadtwerke haben die Gunst der Stunde genutzt, um in der Eichenmühle die Turbine auszubauen und warten zu lassen.

Auch ein neues Getriebe musste her

Am Durchlass seitlich des Wasserkraftwerks Eichenmühle ist außerdem der Beton saniert worden, teilt Oliver Voß mit. Gleichzeitig wurde in der Eichenmühle die Wehrtafel erneuert, die den Höhenstand im Weißen Main reguliert.

Die Fachleute der sächsischen Firma Wasserkraft-Anlagenbau Stein haben in ihrem Werk die Kulmbacher Francis-Schachtturbine runderneuert und wieder in einen technisch einwandfreien Zustand versetzt. Gleichzeitig wurde in der Eichenmühle noch der Generator ausgetauscht. Und auch ein neues Getriebe musste her, weil das alte große Schäden aufwies.

Umweltfreundliche Strom für die nächsten 20 Jahre

In mehreren Teilen ist die Technik am Dienstagmorgen angeliefert worden. Die Mitarbeiter von Wasserkraft-Anlagenbau Stein mussten an der Anlage zuerst den Rechenreiniger ausbauen, um freien Zugang zu haben. Gerade so hat die Turbine, die gut gesichert am Autokran baumelte, durch die Öffnung gepasst.

Die Stadtwerke Kulmbach gehen davon aus, dass die Eichenmühle nun noch effizienter arbeitet. Der Wirkungsgrad der Wasserkraftanlage müsste nach der Überholung gesteigert werden können, heißt es. Insgesamt sei die Turbinenanlage nun mindestens für die nächsten 20 Jahre gut gerüstet und könne weiter ihren Beitrag für die umweltfreundliche Stromproduktion leisten.

Die Eichenmühle

Die Eichenmühle ist ein Stück Kulmbacher Mühlengeschichte. 1398 wurde sie zum ersten Mal urkundlich erwähnt, teilen die Stadtwerke mit. Die Eichenmühle befindet sich an der Tränkbrücke in der Sutte am Arm des Weißen Main, der früher Mühlbach genannt wurde. Der Name ist zurückzuführen auf den Kunstmühlenbesitzer Anton Eichenmüller, der Ende des 19. Jahrhunderts lebte.

 

  • 1934 wurde die Wasserkraft erstmals genutzt, um Strom zu erzeugen. Eine Francis-Schachtturbine mit Generator ging in der Eichenmühle in Betrieb.
  • 1988 ist das Anwesen in städtischen Besitz übergegangen. Das alte Gebäude wurde abgerissen, die technischen Einrichtungen blieben erhalten und wurden instand gesetzt.
  • 1992 legte die neue Eichenmühle schließlich mit der Stromproduktion los.

 

Weil eine verhältnismäßig niedrige Konstruktionsfallhöhe vorliegt und die Wasserüberdeckung sehr gering ist, musste die Turbine in einer sogenannten Tauchkammer eingebaut werden. Dadurch wird erreicht, dass die Turbine während des Betriebs keine Luft ansaugt.

Das Kraftwerk erzeugt Ökostrom, es wirbelt das Wasser auf und bringt für die Lebewesen Sauerstoff in den Bach und es sammelt mit seinen Rechenreiniger den Müll aus dem Weißen Main. (Quelle: Stadtwerke Kulmbach)

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