Traurig wäre es natürlich, wenn „man ist schnell raus“ das einzig Gute wäre, das man über Bayreuth sagen kann. Mir fiele zum Glück noch einiges mehr ein, das Mann’s Bräu, der Hofgarten und das hübsche Plätschern der berüchtigten Rinne auf dem Markt, um mal willkürlich drei Sachen herauszugreifen.

Sehr gut gefallen hat mir auch eine Ausstellung des Forum Phoinix unter dem Titel „Ugly Bayreuth“, die am Mitttwoch in der Kämmereigasse 9,5 eröffnet wurde. Sie zeigt Dutzende Ansichten Bayreuths, die es wohl nie auf eine Postkarte oder in einen Reiseführer schaffen würden: Müll, heruntergekommene Fassaden, architektonische Menschenrechtsverletzungen, Ödnis. Und trotzdem ist die Ausstellung eine Liebeserklärung an die Stadt. Denn diese Orte gehören nun einmal dazu, und wer hier lebt (und sei es auch nur für ein paar Monate), kommt nicht umhin, sie zu bemerken. Soll man als Einheimischer wie ein Tourist auf die Stadt schauen und den Fotoapparat stets so halten, dass der Bildausschnitt nur das historische Gebäude, aber nicht die Beton-Bausünde daneben zeigt? Wenn ein geliebter Mensch einen großen roten Pickel auf der rechten Wange hat, dreht man sein Gesicht doch auch nicht zur Seite, um nur die unbepickelte Wange zu sehen.

Ein passender Untertitel für „Ugly Bayreuth“ wäre vielleicht „Was sich neckt, das liebt sich“ gewesen. Die Ausstellung macht auf alle Fälle großen Spaß, viele der Bilder sind bei aller Hässlichkeit wunderschön, und man muss ziemlich oft lachen. Außerdem kann man „Wer erkennt die meisten Orte?“ spielen.

Es gibt keine perfekte schöne Stadt (nein, auch nicht Bamberg!), und wenn es sie gäbe, wäre sie steril, humorlos und ironiefrei, und ich wäre froh, wenn ich schnell raus wäre. Bei „Kleinod“ klingt das „öd“ schon mit. Viel liebevoller und lebenswerter als „Bayreuth ist wunderschön“ klingt für mich der Satz: „Bayreuth bassd scho.“ Und zur Not ist man ja schnell raus.

P.S.: Ich habe auf der Vernissage einen der Ausstellungsmacher nach den Öffnungszeiten gefragt, um sie hier reinschreiben zu können. Er guckte ein bisschen bedröppelt und sagte, sich am Kopf kratzend: „Ähm. Öffnungszeiten gibt’s eigentlich gar nicht.“ Naja, das kann man sich wenigstens gut merken … schauen Sie halt mal vorbei, vielleicht ist ja zufällig gerade jemand da.

INFO: Im Jean-Paul-Jubiläumsjahr wirft Volker Strübing als Bayreuther Stadtschreiber einen Blick auf Bayreuth und Jean Paul. Zu lesen sind seine Eindrücke in einem Blog Bayreuther Tagebuch sowie immer samstags im Kurier. Die bisher erschienenen Kolumnen können Sie hier auf unserer Homepage nachlesen.