Was Lichtgestalter Phillip Geist an seiner Jubiläumsaufgabe reizt Wagner für die Augen

Von Frank Schmälzle
 Foto: red

40 Nächte. In den 40 Nächten zwischen dem 20. Juli und dem 28. August wird  Wagner In Bayreuth zum visuellen Erlebnis. Der Berliner Lichtkünstler Philipp Geist beamt seine Wagner-Collagen auf die Fassade des Rathauses.

 
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Nicolaus Richter, der Kulturbeauftragte der Stadt für Musik und Theater und mithin der Zeremonienmeister im Wagner-Jubiläumsjahr, hat Geist nach Bayreuth geholt. Und ist begeistert von dessen Art, zu arbeiten. Kein Luftikus, kein Blender ist da am Werk, sagt Richter. Geist hat Wagner gehört, Wagner gelesen, Wagners Symbolik für sich ergründet – und aus all dem seine Video-Kollagen gemacht, die umsonst und draußen in den Nächten der kommenden Festspielsaison zu sehen sein werden. So viel Arbeit in seiner Kunst steckt, so viel Professionalität investiert er auch in die Umsetzung. Eine Reise nach Bayreuth hat der 37-jährige Lichtgestalter angetreten, bevor er den Jubiläumsauftrag annahm. Wo müssen die vier superstarken Beamer hin? Wo steht das Gerüst, von dem aus projiziert wird? Geist hat auf all diesen Fragen jetzt schon Antworten.

Reizender Kontrast

Was ihn an Bayreuth reizte? „Es ist der Kontrast", sagt Philipp Geist in einem Kurier-Gespräch. Einen so gar nicht geometrischen Wagner auf die extrem geometrische Fassadenfläche des Rathauses zu bringen, beides zu verschmelzen, darin sehe er den Reiz an seiner Aufgabe. Eine Aufgabe, die mit dem Beginn der nächtlichen Video-Shows keineswegs abgearbeitet sein wird. „Wir werden die Installation verändern und weiterentwickeln, ihr immer mal wieder neue Passage geben", sagt Geist. Das tut der Lichtgestaltern nicht von seinem Atelier in Berlin aus, er wird in Bayreuth sein, auch die Reaktion des Publikums aufnehmen. Ein glühender Wagnerianer scheint in der Auseinandersetzung mit Komponist und Werk noch nicht aus Geist geworden zu sein. Faszination? „Das wäre das falsche Wort, eher schon ein sehr starkes Interesse und der Wunsch, sich weiter damit auseinanderzusetzen."

Bayreuths Kulturbeauftragter Nicolaus Richter sieht das kommende Video-Event zu allererst mal entspannt.  Es müsse ein  Ziel im Jubiläumsjahr sein, Menschen mit Wagner in Berührung zu bringen, die sonst nichts mit dem  zu tun haben. Kultur darf Spaß machen und „es muss ja nicht alles immer oberlehrerhaft daherkommen". Diskutieren sollen die Bayreuther und die Gäste der Stadt über diese Lichtinstallation, am besten über das ganze Spektrum hinweg: Von doof bis super – „das ist gewollt". Und wann wäre das Projekt ein Erfolg? „Wenn Leute, die sonst vorbeihetzen, stehen bleiben. Wenn Menschen speziell dafür hingehen und wiederkommen. Wenn sie eine Party draus machen und dieser Ort in der Stadt zu einem Treffpunkt wird. Wenn Begeisterung entsteht."

Keine Gedanke an Flop

Dass Wagner 2013 by Philipp Geist floppen könnte, diese Befürchtung plagt Richter nicht. Dazu ist die Sache zu spektakulär, sind die  Reaktionen nach einem ersten Kurier-Bericht in dieser Woche zu positiv. Vielleicht klappt es ja mit dem, was sich Richter lange schon wünscht. „Bayreuth muss mal richtig feiern, wir habenschließlich  Anlass dazu. Und Bayreuth darf mal ein wenig stolzer auf sich sein."