Warum Warnmeldungen nicht stimmen müssen

Von Uwe Renners
Blitze leuchten am Nachthimmel am 05.07.2015 über einem Feld mit einem Windrad nahe Sieversdorf im Landkreis Oder-Spree (Brandenburg) auf. Nach den hochsommerlichen Tagen zogen Gewitterzellen, gepaart mit zum Teil starken Regenschauern und stürmischem Wind über Brandenburg hinweg. Foto: Patrick Pleul/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++ Foto: red

Die Wetterkarte war tiefrot gefärbt, die Feuerwehrleute im Landkreis und in der Stadt hatten am Sonntag trotzdem eine ruhige Nacht. „Das Unwetter ist links und rechts an uns vorbeigezogen. Es gab nicht einen Einsatz“, hieß es am Montag in der integrierten Leitstelle Bayreuth/Kulmbach. Und das trotz Unwetterwarnung des Deutschen Wetterdienstes (DWD).  

 
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„Die Landkreise sind zum Teil sehr groß, das ist für uns ein Problem“, erklärt der Pressesprecher des DWD, Uwe Kirsche. Der Grund liegt an den Polygonen. Das sind Vielecke, die die Meteorologen auf den Wetterkarten einzeichnen. „Ist ein Landkreis auch nur an einer Ecke betroffen, wird er in die Warnmeldung mit einbezogen“, sagt Kirsche. 

Der DWD will mittelfristig Warnungen herausgeben

Dies sei mit den Kunden, also den Einrichtungen des Katastrophenschutzes, der Feuerwehr und der Polizei so abgesprochen. Kirsche: „Die organisieren sich auch über die Landkreisebene. Deshalb ist es für die Feuerwehren wichtig, dass sie wissen, wann sie in Bereitschaft gehen müssen.“ Selbst dann, wenn es nur einen kleinen Zipfel des Gebietes betrifft, für den sie zuständig sind. Kirsche: „Das sind dann die Punkte, bei denen am anderen Ende des Landkreises die Leute, die nichts mit dem Katastrophenschutz zu tun haben, von Panikmache reden.“

Mittelfristig will der DWD Warnungen für Gemeindegebiete herausgeben, damit die Verbraucher die Warnungen auch weiterhin ernst nehmen. Die Genauigkeit der Vorhersagen habe sich in den vergangenen Jahren durch digitale Technik erheblich verbessert. Abweichungen in der Intensität könne es aber immer geben.

Früher: Naturräume. Heute: Landkreise

Die Einteilung der Wetterwarnungen auf Landkreise und kreisfreie Städte besteht seit 2003. Vorher wurde nach „Naturräumen“ gewarnt. „Was früher zwei oder drei Naturräume waren, sind heute 200 Landkreise. Wenn jemand verschiedene Meldungen per Mail oder anders abonniert hat, kann er deshalb schon den Eindruck bekommen, die Meldungen hätten zugenommen“, sagt Kirsche. Was aber wiederum nicht bedeutet, dass es wirklich mehr Unwetter gibt. Das bestätigt auch Volker Wünsche vom DWD in München. Für den Landkreis Bayreuth habe es in diesem Jahr zwei Unwetterwarnungen gegeben.  2015 waren es bis Mai zwölf und 2014 sechs Meldungen. Also alles im grünen Bereich. 

Keine Garantie für eine 100 Prozent Trefferquote

Und grundsätzlich, so heißt es in der Leitstelle, sind die Warnungen auch verlässlich. Kirsche: „Eine 100%-ige Trefferquote können wir natürlich auch nicht garantieren.  Und dann kommt noch für die für  Verbraucher manchmal schwierige Sprachregelung hinzu. Eine Warnung vor markanten Wetter oder Unwetter ist noch keine Unwetterwarnung. „Die Warnung bedeutet nur, dass etwas kommen kann. Die eigentliche Unwetterwarnung kann maxixmal zwei Stunden bis 15 Minuten vorher herausgegeben werden“, sagt Wünsche.

Und dann kommen noch die topographischen Besonderheiten dazu. „Wir haben es schon erlebt, dass das Unwetter direkt vor Bayreuth gestoppt hat“, berichtet ein Mitarbeiter der Leitstelle. Kirsche: „So etwas gibt es. Auch dass manche Orte regelmäßig weniger betroffen sind als andere. Allerdings heißt das nicht, dass es deshalb nie ein Unwetter geben kann. Auch die Bayreuther sollten die Meldungen weiterhin ernst nehmen.“  

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