Warum es beim BBC wieder nicht mit dem NBBL-Erhalt geklappt hat Bayreuth laufen die Talente davon

Von
Der nächste Verlust: Moritz Bär wird Bayreuth am Ende dieser Saison in Richtung Ludwigsburg verlassen. Der 15-Jährige spielt in der JBBL eine derart dominierende Rolle, dass er auch im U-19-Team schon ein Faktor wäre. In diesem Spiel gegen den TV Augsburg kam er kürzlich mit 32 Punkten und 18 Rebounds auf einen fantastischen Effektivwert von 44. Foto: Kolb Foto: red

Diese zwei Fakten wollen gar nicht recht zusammen passen: Einerseits ist der BBC Bayreuth mit 21 Mannschaften im Amateur- und Jugendspielbetrieb vertreten – erstmals überhaupt mit zwei in jeder Altersklasse. Andererseits ist es dem Stammverein des Medi-Bundesligateams zum wiederholten Male nicht gelungen, die BBL-Lizenzanforderung von je einer Vertretung in den Nachwuchs-Bundesligen der Altersklassen U 19 (NBBL) und U 16 (JBBL) auf sportlichem Weg zu erfüllen. Die Erklärung dafür ist teilweise überraschend.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Wie berichtet, sind die Aussichten auf den Klassenerhalt in der JBBL nach zwei klaren Siegen zum Start in die Relegation gar nicht schlecht. Ausgesprochen mager fällt aber in jedem Fall die Bilanz der bereits beendeten NBBL-Saison aus: Obwohl eigens eine Spielgemeinschaft mit Nürnberg gegründet worden war, gelang in den 16 Spielen der Gruppe Südost nur ein einziger Sieg.

„In dieser Altersklasse fehlte es an Masse und Klasse“, bekennt BBC-Nachwuchskoordinator Georg Kämpf. Aus eigener Kraft habe der Verein vor einem Jahr nur fünf Spieler für die NBBL aufbieten können. Da sei die Suche der Nürnberger nach einem hochklassigen Betätigungsfeld für ihre Talente gelegen gekommen: „Das sind begabte Spieler“, sagt Kämpf. „Aber sie kamen alle gerade erst aus der JBBL und gehörten damit dem jüngsten der drei NBBL-Jahrgänge an. Das ist schon rein körperlich ein großer Schritt. Auch Topspieler haben da Probleme, Fuß zu fassen.“ Umso mehr habe man vorgehabt, den Defiziten mit besonders viel Training zu begegnen – je zweimal wöchentlich in Bayreuth und in Nürnberg. Doch das sei an der Hallensituation gescheitert: „Wir haben hier keine Zeiten bekommen, zu denen die Nürnberger anreisen konnten“, berichtet Kämpf. „Also gab es immer nur die zwei gemeinsamen Trainingseinheiten in Nürnberg.“

Solche Umstände betrachtet der frühere Nationalspieler als eine der Ursachen für das größte Problem im BBC-Nachwuchs: „Wir haben gute Mannschaften bis zur JBBL, aber dann können wir diese Talente nicht halten.“ Als Beleg führt er ein halbes Dutzend Spieler aus der BBC-Jugend an, die in dieser Saison für andere Vereine in der NBBL antreten: Ganz oben auf der Liste steht Leon Kratzer, der nicht nur im NBBL-Spitzenteam des TSV Breitengüßbach zu den Leistungsträgern zählt (13,6 Punkte und 10,5 Rebounds im Schnitt), sondern als 18-Jähriger sogar schon zum Stammpersonal des FC Baunach in der Pro A gehört (19 Minuten Einsatzzeit, 6,6 Punkte, 6,4 Rebounds). Ebenfalls beim TSV Breitengüßbach spielt Kevin Jefferson in NBBL und Regionalliga (Kämpf: „Das könnte er bei uns auch.“), während vier weitere BBC-Talente durch die Infrastruktur von Basketball-Internaten angelockt wurden: Alexander Angerer in Rhöndorf (übrigens mit glänzenden Statistiken: 12,1 Punkte, 11,2 Rebounds, 4,1 Assists), Leonard Ponfick in Oldenburg, Nico Zimmermann in Braunschweig und der aus der BBC-Kooperation mit DJK Neustadt/WN hervorgegangene Johannes Klughardt (Ehingen).

„Mit diesen Leuten – fast alles Bayreuther – würden wir in der Endrunde der NBBL spielen“, sagt Kämpf. Statt dessen muss er schon den nächsten Verlust verkraften: Moritz Bär wechselt zur kommenden Saison nach Ludwigsburg, weil sich sein Vater beruflich nach Karlsruhe verändert. Der 2,01 m große 15-Jährige (!) ist Hauptleistungsträger im Bayreuther JBBL-Team, für das er in den bisherigen 13 Spielen im Schnitt 19,2 Punkte und 10,7 Rebounds gesammelt hat. Außergewöhnlich war kürzlich seine Bilanz im Spiel gegen den TV Augsburg mit 32 Punkten (15/20 Würfe), 18 Rebounds und einem Effektivitätswert von 44.

Verstärkung aus Bamberg 
für NBBL-Qualifikation

Dieser Tendenz will der Nachwuchskoordinator des BBC nun offensiver begegnen: „Ursprünglich war es unser Ansatz, die Bundesligateams nur mit einheimischen Talenten zu besetzen. Das ist aber utopisch in der Konkurrenz mit den Internaten, die ihre Spieler bundesweit rekrutieren.“ Mit den bisherigen Verstärkungen aus Nürnberg ist zwar nicht mehr zu rechnen, weil die Mittelfranken wegen der Bundesliga-Perspektive ihrer Profis in der Spitzengruppe der Pro A eine eigene Mannschaft in die NBBL-Qualifikation schicken werden, aber dafür fand Kämpf im großen Bamberger Einzugsgebiet schon einige Neuzugänge, die dort mit ihrer persönlichen Situation nicht zufrieden sind. „Ein Auto mit Pendlern ist schon voll“, sagt Kämpf mit Blick auf Florian Görtler, Alex Flügel und Maxi Kapp, dessen Vater sich sogar als Fahrer zur Verfügung gestellt habe. Zugesagt habe auch bereits Julian Riedel, der U-18-Topscorer der TS Kronach (Bezirksoberliga).

Vergrößern könnte sich der Kreis noch, wenn TTL Bamberg nicht als zweiter Vertreter der Domstadt die Qualifikation für die NBBL schafft. In jedem Fall sollen alle Interessierten im April die Gelegenheit bekommen, sich in einem Probetraining bei BBC-Nachwuchscoach Darko Mihajlovic vorzustellen. „Vielleicht wird aus dem Auto sogar noch ein Kleinbus“, sagt Kämpf. „Gut sind die jedenfalls alle.“

Aussicht auf frei verfügbare Halle

Geld als Mittel bei der Abwerbung der Bayreuther Talente dementiert Georg Kämpf nicht ausdrücklich. Mehr ärgern ihn aber seine Standortnachteile: „Bei der Infrastruktur können wir nicht mithalten.“ Einiges habe sich schon verbessert, beispielsweise bei den jüngsten Jahrgängen durch Neugründungen in der Region und in den höheren Altersklassen durch die Einsatzmöglichkeit in der Männer-Bayernliga bei DJK Neustadt/WN (mit JBBL-Trainer Uwe Glaser). Aber nichts wäre dem Nachwuchskoordinator so wichtig, wie mehr Trainingszeit: „Ich hätte schon einen Plan im Schreibtisch, wie sich eine Halle von 12 bis 22 Uhr belegen ließe.“ Da wird es ihn freuen, dass die im Zusammenhang mit der Bundesligalizenz geforderte „uneingeschränkt verfügbare Halle“ in Reichweite zu rücken scheint. „Wir werden stark von der Stadt unterstützt“, sagt Aufsichtsratsvorsitzender Carl Steiner. „Es gibt zwar immer noch verschiedene Varianten, aber ich bin zuversichtlich, dass wir diesen Punkt Mitte April in unseren Lizenzantrag einschließen können.“

Höchstbetrag für Wildcard fällig

Die laufende Saison ist die zweite in Folge, in der sich der BBC Bayreuth nicht sportlich für die NBBL qualifiziert hatte (2013 war es auch in der JBBL nicht gelungen). Um trotzdem in den höchsten Ligen der Altersklassen U 19 und U 16 vertreten zu sein und damit eine der Lizenzbedingungen für die Männer-Bundesliga zu erfüllen, war daher jeweils der Erwerb einer Wildcard nötig. Die dafür fällige Gebühr steigt bis zum dritten Jahr an und wird dann erst nach zwei sportlich erreichten Qualifikationen wieder zurück gesetzt. Falls die Bayreuther bei der NBBL-Qualifikation im Juni zum dritten Mal in Folge scheitern sollten, müssten sie sich also auf den Höchstbetrag einstellen. Zu dessen Höhe wollte man zwar auf Anfrage bei der NBBL-Leitung in Hagen keine Angaben machen, aber zumindest eine Vorstellung von der Größenordnung vermittelte ein Zeitungsbericht über das dritte Scheitern von TBB Trier im Sommer 2014 (übrigens im gleichen Turnier wie die SG Bayreuth/Nürnberg). Unwidersprochen hieß es da: „Der Club zahlt nunmehr 30 000 Euro.“

Autor

Bilder