Sichtlich auf Hochtouren hatte das Gremium im Vorfeld noch gearbeitet, die Köpfe der Gemeinderäte waren rot, die Temperatur im Raum feuchtschwül. Die Mienen ernst, neben dem Bürgermeister ein wichtiger Gast: Rechtsanwalt Dr. Dieter Mronz. Neben Mronz der Architekt Klaus-Dieter Stiefler von Resch-Stiefler und Partner (RSP) Architekten Bayreuth. Nach kurzem organisatorischen Vorgeplänkel kam dann der Tagesordnungspunkt, auf den alle gewartet hatten: die Grundstücksangelegenheit Puchtler. Es folgt wider Erwarten keine Diskussion des Gremiums.Stattdessen verliest Bürgermeister Andreas Voit eine „Presseerklärung“ (der KURIER berichtete). Darin enthalten der alles entscheidende Satz: „Die Gemeinde Warmensteinach hat heute beschlossen, dass die Gemeinde für diese öffentlichen Zwecke der Ortskernerneuerung ihr Vorkaufsrecht auf das Anwesen Puchtler ausübt, weil dieses zentrale Anwesen für die städtebaulichen Sanierungs- und Ordnungsmaßnahmen zur Fortentwicklung der Gemeinde von herausragender Bedeutung ist und dafür gesichert werden muss.“ Sondergebiet KurDas Anwesen Puchtler in der Badstraße 3 erfülle im Sondergebiet „Kur, Freizeit, Naherholung“ (der KURIER berichtete) eine zentrale Aufgabe als künftige öffentliche Einrichtung mit Angeboten der Gästeunterhaltung, insbesondere der Kultur einschließlich musikalischer Angebote, der internationalen Jugendbegegnung und politischen Bildungsarbeit in Kooperation mit etablierten Bündnis-Institutionen für Demokratie, Völkerverständigung und Toleranz. Bei diesem Zukunftsprojekt der Gemeinde Warmensteinach, das auf breite öffentlich zugängliche Angebote in der Ortsmitte für jedermann ausgelegt ist, habe die NPD, beziehungsweise ihre Wilhelm-Tietjen-Stifung mit der geplanten verengten Nutzung des Gasthofes Puchtler als rechtsextreme Parteibegegnungsstätte keinen Platz. Am Konzept der Ortskernerneuerung und Aufwertung der Ortsmitte werde seit Jahren gearbeitet.Erwerben will die Gemeinde laut Bürgermeister jedoch nur die mit dem Gasthof bebauten Flächen, also die Flurnummern 26, 27 und 28. Den Kaufvertragsparteien Puchtler/Stiedl und NPD/Rieger würden entsprechende Bescheide der Gemeinde Warmensteinach zugesandt.Es soll gemäß den Vorschriften des Baugesetzbuches nur der vom Landratsamt ermittelte Verkehrswert von rund 380 000 Euro bezahlt werden (der KURIER berichtete). Ob die Bescheide akzeptiert würden, müsse abgewartet werden, so der Bürgermeister. Aufgebracht werden sollen die 380 000 Euro durch eine hohe Förderung des Warmensteinacher Zukunftsprojektes, durch weitere Unterstützung der öffentlichen Hand, durch bestehende Stiftungen und mit Hilfe von privaten Spenden. Disziplinierte ZusammenarbeitRechtsanwalt Dr. Dieter Mronz beglückwünschte die Gemeinderäte zu ihrer disziplinierten Zusammenarbeit und zu ihrem Sieg in doppelter Hinsicht: zum Zukunftsprojekt Begegnungsstätte und zur Absage an die NPD. Gemeinderat Hubert Langner (Besseres Warmensteinach) stellte klar, dass sich der Gemeinderat die Arbeit nicht leicht gemacht habe und in vielen Sitzungen „einen Pullover gestrickt habe, den er jetzt anziehen kann“. Arno Herrmann (CSU) fügte mit einem leichten Seitenhieb auf vorangegangene Angriffe aus der Bürgerschaft hinzu: „Der Gemeinderat hat doch nicht geschlafen!“ Von den Zuhörern bekam Birgit Kielmann das Rederecht. Die Sprecherin der Warmensteinacher Bürgerinitiative gegen Rechts dankte dem Gemeinderat und betonte: „Wir sind sehr froh über diesen Weg und werden ihn selbstverständlich voll mittragen.“