War es ein wildernder Hund? - Behörde: Immer mehr Fälle Reh bei Gefrees gerissen

Von Andreas Gewinner
Ein Reh im Herbstlaub. Die heimischen Wildtiere werden immer öfter Opfer von wildernden Hunden, sagt die Jagdbehörde. Der Verursacher im aktuellen Fall bei Gefrees ist aber unbekannt. Foto: Wildpark Schwarze Berge/dpa Foto: red

Schon wieder ein gewaltsamer Tod eines Rehs, diesmal bei Gefrees. Manches deutet auf einen wildernden Hund hin. Das Landratsamt bestätigt eine „kontinuierliche Zunahme“ von Fällen, in denen Rehe von Hunden angefallen werden. Doch es könnte auch ein Luchs gewesen sein. Oder sogar ein Wolf?

 
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Werner Schreiner aus Gefrees ist Jäger und hat einen „Begehungsschein“ für das Revier Gefrees I. Ein Landwirt hatte beim Abschreiten seiner Wiese vor dem Mähen, um etwaige Kitze zu retten, am Fuß einer Böschung den Kadaver eines Schmalrehs entdeckt und Schreiner informiert. Das tote Tier lag schon einige Tage. Am Hals „waren deutliche Biss- und Würgespuren zu erkennen“, so Schreiner. Der Ort des Vorfalls ist unweit der Metzlersreuther Straße direkt am Stadtrand. Nach dem Mähen der Wiese fand sich auch die Stelle, an der das junge Reh verblutet ist. Der Hundehalter muss es von dort weggenommen und die Böschung hinabgeworfen haben, um die Spuren der Wilderei zu vertuschen, vermutet Schreiner. Er hat den Hund von Nachbarn im Verdacht, einen ehemaligen Straßenhund aus Osteuropa, der ihn schon mal gebissen hatte. Beweisen kann er das freilich nicht.

Fachfrau tippt auf Hund

Eve-Marie Schwärzer, die in Bischofsgrün auf die Jagd geht, meint: „Hat das Reh Bissspuren an der Kehle, so liegt die Vermutung nahe, dass es sich hierbei um den Riss eines Hundes handelt. Große Beutegreifer, wie der bei uns heimische Luchs, sind außerhalb des Waldes eher nicht zu erwarten.“ Zudem würde ein Luchs seine Beute verstecken, etwa unter Gras, weil er bis zur vollständigen Verwertung des Tieres immer wieder zu ihm zurückkehrt. „Einen Wolfriss schließe ich aus, da mit einem solchen derzeit hier nicht zu rechnen ist.“

Schreckrufe in der Nacht

Sie hat selbst vor wenigen Tagen auf der Jagd nachts auf der Hohen Haid bei Bischofsgrün miterlebt, wie ein Reh Opfer eines unbekannten Tieres wurde: „Auf Grund der Dunkelheit konnte ich nicht erkennen, von was das Reh zu Boden gezogen wurde und mit was es kämpfte. Nach wenigen Minuten war das Ganze vorbei und es waren nur noch die vielen Schreckrufe der anderen Rehe in der Nähe zu hören.“ In diesem Fall hält sie einen Luchs für möglich, den es im Fichtelgebirge in freier Wildbahn gibt.

Der unbeweisbare Wolf

Ein Wolf stand dagegen vor wenigen Wochen im Verdacht bei einem Ende Mai in nördlichen Landkreis Wunsiedel gerissenen Reh. „Die vom Landesamt für Umwelt in Auftrag gegebenen Genanalysen von Speichelspuren an dem gerissenen Reh bleiben ohne Ergebnis“, teilt das Amt jetzt mit: „Wie das beauftragte Labor mitteilte, war das genetische Signal der insgesamt vier Proben zu schwach für eine eindeutige Zuordnung.“ Damit bleibe offen, ob es sich bei dem Verursacher um einen Wolf oder ein anderes hundeartiges Tier gehandelt hat.

„In der Tendenz hat die untere Jagdbehörde am Landratsamt Bayreuth den Eindruck, dass Vorfälle mit wildernden Hunden zwar nicht dramatisch, aber doch kontinuierlich ansteigen“, so auf Nachfrage Michael Benz, Pressesprecher des Landratsamtes. Ein Grund hierfür könnte die Tatsache sein, dass immer mehr Hundehalter gleichzeitig mehrere Hunde besitzen, vermutet Benz: „Eine Mehrzahl an nicht geleinten Hunden in der freien Natur, gerade wenn Witterung aufgenommen wird, sind kaum zu bändigen.“

Geldbuße droht

Eine Geldbuße drohe schon, wenn ein Hund zu weit vom Halter entfernt ist, ohne dass der ein Wildtier jagt. In einem Jagdrevier frei laufende oder gar wildernde Hunde sind seien jeher ein ernsthaftes Problem für die Wildtiere. Besonders während der Ruhephasen der Wildes im Winter und während der Brut-, Setz- und Aufzuchtzeiten im Frühjahr bis hinein in den Frühsommer. Aus Tier- und Naturschutzgründen sollte daher für einen verantwortungsbewussten Hundehalter immer gelten: Im Zweifelsfall den Hund an die Leine nehmen, so Benz: „Nachträgliche Reue hilft dem qualvoll zu Tode gekommenen Wildtier nicht mehr.“

Vor zwei Woche erst hatte solch ein Fall im südlichen Landkreis für Aufsehen gesorgt. Mehr dazu hier.  Und Anfang des Jahres hatte ein Hund in Emtmannsberg eine Ziege attackiert.

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