Die Musiker: Wolfram Graf ist Komponist. Und, das darf man nicht vergessen, ein guter Pianist. Die Akzente setzte Johannes Neuner am Saxophon. Höchstschwierigkeiten, eine wirklich unterhaltsame Launenhaftigkeit im Klangreichtum – auch das war ein Grund dafür, dass das Konzert spannend war. Dass sich Neuner im – übrigens hervorragenden „Perpetuum“ von Wolfram Graf – mal kurz verirrte: geschenkt. Eher sogar ein Bonus. Konzerte sind handgearbeitet, flüchtige Kunstwerke nur für einen gewissen Anlass. Mit allem Risiko des Strauchelns. Der vom Pianisten eingeforderte Neubeginn steigerte also eher noch die Intimität des Abends. Man hört, man staunt, dann stutzt man, lächelt kurz – und schon machen alle zusammen weiter.
Die Dramaturgie: Da fiel die so genannte Neue Musik auf den ihr eigenen Ruf der Spröde herein. Wolfram Graf sah sich offenbar unter Erklärungszwang. Nun ist es aber gar nicht wichtig zu erfahren, dass zum Beispiel die Akkorde zum Beginn des „Lohengrin“-Vorspiels in einzelne Töne aufgefächert wurden, um anschließend noch variierend eingefärbt zu werden. Es funkt. Oder es funkt nicht. Mehr muss man nicht wissen oder fühlen. Dass düstere Passagen eher dem Klingsor zugeordnet werden müssten – kann man sich denken oder nicht, ist aber für ein Werk aus eigener Geltung gar nicht mal so wichtig.
Klingsor, das ist im „Parsifal“ der gefallene Gralsritter, der sich aus Furcht vor der Sinnenfreude selbst entmannt hat. Von dergleichen ist die Neue Musik weit entfernt, natürlich. Etwas mehr Zutrauen in die eigene Sinnlichkeit aber darf sie schon zeigen.
INFO: Die nächsten Konzerte bei „Zeit für Neue Musik“: Freitag, 18. März 2016, 19.30 Uhr, Richard-Wagner-Saal Musikschule, Gedanken-Bilder, Ensemble Musica Viva; Samstag, 19. März, Klaviernacht bei Steingraeber. es spielen Moritz Ernst (u.a. Werke von Eötvös und Walter Boudreau), Michael Kuhn und Christoph Wünsch.