Industrielle Verteilungskämpfe hatten zu Verzögerungen und zu Spannungen zwischen Berlin und Paris geführt. Hinter den politischen Kulissen hatte es immer wieder mal gekracht. Ziel ist nun, Verhandlungen zum Industrievertrag für die Phase der Technologiedemonstration bis zum Ende des Jahres zum Abschluss zu führen. Auch andere europäische Staaten sollen für Beteiligung an dem Projekt gewonnen werden. Pistorius nannte Italien und Polen.
Viele Technologien müssen erst noch entwickelt oder weiterentwickelt werden. Dabei sollen Lehren aus dem Verlauf des Krieges in der Ukraine und Annahmen über die Fähigkeiten möglicher Gegner einfließen. Dass Waffensysteme auch unbemannt funktionieren sollen, könnte Teil einer Antwort auf den Mangel an Soldaten in westlichen Gesellschaften sowie demografische Veränderungen sein. Frühere Erfahrungen zeigen, dass Verzögerungen und Kostensteigerungen als Gefahren lauern.
Eine Projektgesellschaft mit mehreren Firmen
Für das MGCS-Programm ist eine Projektgesellschaft geplant, die aus den Firmen KNDS Deutschland (früher KMW), KNDS France, Rheinmetall Landsysteme und Thales SIX bestehen soll. Sie soll unter gemeinsamer deutsch-französischer Führung die vier Plattformanteile des Gesamtsystems MGCS – die Kanonenplattform, die Flugkörperplattform, die Kampfunterstützungsplattform und das Einsatzsystem – abdecken.
Unterhalb der Projektgesellschaft soll es die acht Säulen geben. Deutschland führt die Entwicklung der Plattform mit Fahrgestell und automatisierter Navigation (Säule 1) sowie Schutz und Panzerungssysteme und Drohnenabwehr (Säule 7). Frankreich führt die sogenannte Sekundärbewaffnung wie mit Lenkflugkörpern (Säule 3) und den Technologiebereich Sensorik (Säule 6).
Gemeinsam gesteuert wird aber das Kommunikations-, Führungs- und Einsatzsystem als "digitales Nervensystem" (Säule 4) sowie eine Simulationsumgebung (Säule 5) und Unterstützung, Logistik und Infrastruktur (Säule 8). Zudem läuft unter deutsch-französischer Führung die Entwicklung von Kanone, Turm und Munition (Säule 2). In einem ersten Schritt sollen dabei jeweils national unterschiedliche Kanonensysteme entwickelt und nach einer Vergleichserprobung ein System ausgewählt werden - dies ein erkennbares Zeichen von bestehender Uneinigkeit.