Während in Muckenreuth seit 1973 auch Frauen Brände löschen, ist Trockau bis heute ohne eine einzige Feuerwehrfrau Feuerwehr: Sollten Frauen löschen dürfen?

Von Sarah Bernhard
Die Feuerwehr Trockau rückt oft zu schwierigen Einsätzen auf der A 9 aus. Frauen brauche man dazu nicht, sagt Kommandant Thomas Fröba. Die bräuchten aber auch die Feuerwehr nicht. Foto: Peter Kolb Foto: red

„Frauen zur Feuerwehr!“ Das ist das Motto der diesjährigen Feuerwehr-Aktionswoche. Weil nur 7,7 Prozent der bayerischen Feuerwehrler Frauen sind (und 9 Prozent der Feuerwehrler im Landkreis Bayreuth). Ein Ausreißer nach oben ist die Feuerwehr Muckenreuth (Neudrossenfeld) mit 36 Prozent Frauenanteil. Ein Ausreißer nach unten ist die Feuerwehr Trockau. Dort beträgt der Frauenanteil bei den Aktiven: null Prozent.

 
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Wo die Frauen mitmischen

Muckenreuth ist eine Ausnahme. Und zwar seit 1973. „22 Frauen traten damals zusammen in den aktiven Löschdienst ein“, sagt Christine Kilian. Und gründeten damit die erste Damenwehr im Landkreis Kulmbach. Weil die Männer immer häufiger auswärts arbeiteten. Und die Frauen sowieso überwiegend zu Hause waren. „Also haben sie sich ausbilden lassen, um für den Ernstfall gerüstet zu sein.“

Bis 2010 war mit Sigrid Nützel sogar die Kommandantin weiblich. 13 Jahre lang. Heute sind neun von 25 Aktiven weiblich. „Es ist bei uns einfach normal, dass Frauen dabei sind“, sagt Kilian. „Und bei uns arbeiten Männer und Frauen immer gut zusammen.“ Weil man schließlich nicht lange diskutieren könne, wenn jemand gerettet werden müsse.

Sie selbst ist seit über 20 Jahren aktiv. „Damals war von fast jedem Haushalt mindestens einer bei der Feuerwehr.“ Mittlerweile habe sich das geändert – weshalb Frauen umso wichtiger seien. „Immer weniger Menschen sind bereit, sich ehrenamtlich zu engagieren. Jedes Mitglied zählt.“

So ganz nachvollziehen kann die 36-Jährige es deshalb nicht, wenn in Wehren keine einzige Frau vertreten ist. „Aber das muss wohl jede Wehr selber wissen.“

Wo die Männer unter sich sind

Er habe kein Problem mit Frauen in seiner Wehr, sagt Thomas Fröba, Kommandant der Trockauer Feuerwehr. „Aber bisher gab es keinen Bedarf.“ Weil die Trockauer noch keine Nachwuchsprobleme haben: „Fast jeder bei uns ist ein bisschen bei der Feuerwehr, durch alle Altersschichten hindurch, das ist für uns ausreichend“, sagt Fröba.

Das heiße aber nicht, dass Frauen in der Trockauer Feuerwehr außen vor bleiben müssten. Wenn sie wollten, dürften sie nämlich. „Aber aus dem Ort kam noch keine einzige Nachfrage.“ Zudem müsse man unterscheiden zwischen der Hilfsorganisation und dem Verein: Während in der Hilfsorganisation keine Frauen vertreten seien, seien sie im Verein sehr wohl eingebunden. „Eben eher auf inoffiziellem Weg.“

Fröba glaubt aber, dass sich das in absehbarer Zeit ändern wird. „Auch bei uns wird es irgendwann Frauen in der aktiven Wehr geben, davon bin ich fest überzeugt. Aber die Zeit muss reif sein.“

Der Blick von oben

Kerstin Schmidt ist 43 Jahre alt. Und seit knapp einem Jahr die erste ehrenamtliche Kreisbrandinspektorin Bayerns. In der Hierarchie steht sie direkt unter dem Kreisbrandrat – und hatte noch nie das Gefühl, mit ihr gleichgestellten Männern verglichen zu werden. Im Gegenteil: "Es gibt keinen Neid, keine Missgunst. So sehr könnte sich keiner verstellen, dass ich das nicht merke."

Über die Frauenlosigkeit mancher Wehren ärgert sich Schmidt trotzdem. „Das ist doch, als ob man beim Fußballspiel die halbe Mannschaft auf die Bank setzt.“

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