„Die Nerven liegen überall blank“, sagt der Deutsche Thomas Klaffke, der im Westen der Insel die Pension „Tom’s Hütte am Meer“ betreibt. „Die Nerven liegen auch bei mir ein bisschen blank. Man hat halt Schaden . . . da kannst du nur noch heulen. Und dann muss man schon wieder einen anderen trösten.“ Immerhin konnte Klaffke am Donnerstagvormittag für 20 Minuten sein Haus in der Siedlung La Bombilla besuchen – länger erlaubte die Polizei nicht.
Die Lava zerstört die Bananenplantagen
Wenn es schlecht kommt, wird die Lava hier auf dem Weg zum Meer vorbeikommen. Im Moment aber will sie das offenbar nicht tun. Die Gegend ist trotzdem seit Sonntag evakuiert, weil man nie weiß, wie sich die Dinge entwickeln werden. Jetzt hat Klaffke immerhin die wichtigsten Dokumente aus seinem Haus gerettet. Einnahmen hat er im Moment keine. „Ich weiß auch nicht, wann ich wieder meinen nächsten ersten Euro verdienen werde.“
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Unten in La Bombilla, ganz in der Nähe der Küste, sah Klaffke die Bananenbauern bei der Arbeit. Sie versuchen ihre letzte Ernte zu retten. Außer vom Tourismus lebt La Palma von Bananen. „Der Vulkan wird nicht nur die Produktion dieses Jahres zerstören“, sagt Adai Pererroya, einer der vielen Kleinbauern auf der Insel, im Gespräch mit „El Mundo“. „Das Land wird nicht mehr fruchtbar sein. Es ist eine Tragödie für die ganze Insel.“
Das spanische Königspaar besucht die Insel
Viele sehen die Zukunft so schwarz wie die Asche, die Häuser, Autos und Gesichter überzieht. Die Regierung versucht ihnen die schlimmsten Sorgen zu nehmen. Der Landwirtschaftsminister verspricht am Donnerstag „öffentliche Deckung“ der Verluste. Regierungschef Pedro Sánchez ist schon zweimal auf die Insel gekommen, um die Einheimischen der Solidarität aller Spanier zu versichern. Am Donnerstagmittag erschienen König Felipe und Königin Letizia zu Besuch. Die Palmeros sollen sich nicht alleingelassen fühlen.
„Dies ist keine Touristenattraktion“, sagt der Bananenbauer Arturo Camacho zu „El Mundo“. „Dies ist eine wirtschaftliche und soziale Katastrophe.“ Jede Katastrophe hat einmal ein Ende, nur ist im Moment nicht absehbar, wann. Ein oder zwei oder drei Monate könnte der Vulkan noch aktiv sein. Danach muss sich die Lava abkühlen. La Palma wird die Folgen des Ausbruchs noch lange spüren. „Ich werde jetzt erst mal zu meiner Bank gehen und alles stilllegen“, sagt Thomas Klaffke. „Miete, Versicherung, alles.“ So lange, bis sich die Insel eines Tages wieder berappelt.