Grundsätzlich könnten Mietinteressenten Zweifel am Wohnungspreis äußern oder Mieter nach Abschluss des Vertrags und Einzug rechtlich dagegen vorgehen. Sie könnten sich also auf die Mietpreisbremse berufen. Aber entspricht das der Realität? Kaum, sagt Buchta. „Wer eine Wohnung haben will, schaut sie sich an. Fragt sich, ob er sie sich leisten kann.“ Und legt sich nicht mit dem Vermieter wegen dessen Preisvorstellungen an. Mieter würden wohl nur nachträglich gegen Mietpreise vorgehen, wenn sie sich über andere Vorkommnisse ärgern. Buchta sagt: „Gesetz und Realität sind oft zwei Paar Schuhe.“
Der Beschluss: Wenn der Stadtrat am Mittwoch dem Gutachten des Ältestenausschusses folgt, muss die Verwaltung handeln. Muss beim Bayerischen Justizministerium gegen eine Mietpreisbremse für Bayreuth kämpfen. Das geht, denn das Ministerium lässt den betroffenen Kommunen mit der sogenannten Wohngebietsverordnung ein Hintertürchen zum Protest offen. Sozialreferent Carsten Hillgruber will lieber nicht kämpfen. Er sagt: Die Stadt hat korrekte Zahlen geliefert. Und er sieht keine neuen Argumente, die das Ministerium dazu bewegen könnte, von seiner Entscheidung für eine Bayreuther Mietpreisbremse abzurücken.
Argumente gibt es, sagten Stadträte. Zum Beispiel Karsten Schieseck (BG): „Wir sind eine Universitätsstadt, ohne ein Ballungszentrum zu sein.“ Der Engpass bei den Studentenwohnungen habe sich erledigt. Der Bayreuther Wohnungsmarkt sei mit dem in Ballungsräumen, in denen die Mietpreisbremse ihre Berechtigung habe, nicht zu vergleichen. Oder Thomas Hacker (FDP): „Das Landesamt hatte festgestellt, dass Bayreuth 218 Wohnungen fehlten. Ich wette, dass seither ein Mehrfaches an Wohnungen neu gebaut wurden.“ Und Michael Hohl (CSU): „Eine Mietpreisbremse würden allenfalls die Bayreuther Baukonjunktur bremsen.“
Eines wollen die Stadträte trotzdem: In Zukunft soll es einen Mietspiegel geben, der die Preise für Wohnungen in Bayreuth nach Größe und Lage vergleichbar macht. Den Mietspiegel soll ein externes Unternehmen erarbeiten. Kosten: etwa 45.000 Euro. Bis jetzt gibt es (für das Jahr 2014) eine Mietenübersicht. Dafür wertet der Gutachterausschuss der Stadt jährlich etwa 1000 Anzeigen von Vermietern und zusätzlich Fragebögen aus. Die Statistik berücksichtigt weder die Lage noch die Zahl der Zimmer, sondern nur den Preis pro Quadratmeter. Eine 25-Quadratmeter-Wohnung kostete demnach 2014 im Schnitt 263 Euro kalt, 50 Quadratmeter gab es für 400 Euro, 75 Quadratmeter für 531 Euro, 100 Quadratmeter für 673 Euro. Eine Wohnung nach den Wünschen von Jasmin Lange zu finden, ist demnach schwierig. Alexander Glaser vom Gutachterausschuss geht davon aus, dass die ortsübliche Miete sogar unter der ermittelten liegt, weil die Übersicht Bestandsmieten nicht erfasst. In München zahlt man übrigens etwa 18 Euro pro Quadratmeter.
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