Vorverkauf beginnt heute: Konzertreihe mit Orgelvirtuose Cameron Carpenter Musica ruft Revolution an der Orgel aus

Von Michael Weiser

Ein Revolutionär an der Orgel und ein Film aus der Frühzeit des Zeichentricks: Mit überraschenden Gästen und Spielorten wartet Musica Bayreuth 2015 auf. Die Reihe dreht sich im kommenden Jahr um die Stadtkirche, wo vor über 50 Jahren eine Erfolgsgeschichte begann.

 
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Bei der Vorstellung des Programms zur Musica Bayreuth 2015 konnte man Michael Dorn einmal amüsiert lächeln sehen. Über die Leinwand in einem Konferenzsaal des Hotels Rheingold flimmerten gerade bewegte Bilder von Cameron Carpenter:  einen Punk, der an den Manualen herumspringt, die Finger über die Tasten rasen lässt, an einer Orgel, die einem Raumschiff-Cockpit ähnele, mit seltsamer Frisur, hautenger Hose, ärmellosem Shirt und Strass an den hohen Absätzen.

Die Szenen hatten was von Zirkus, von Rummel. Und Dekanatskantor Dorn könnte sich in diesen Sekunden überlegt haben, welche Wirkung ein solcher Körpereinsatz und ein solches Äußeres auf sein reguläres Publikum in der Stadtkirche haben würden.

Aber das sind ja auch verschiedene Welten, Dorns Dekanatsamt und die Musica, schon deswegen, weil Show eben in einem hohen Maße zur Musica gehört. Gehören muss: Anspruch mit einem hohen Unterhaltungsfaktor zu verbinden, das ist vielleicht das Geheimnis der Musikreihe, die seit den 60er Jahren außergewöhnliche Künstler nach Bayreuth zieht – und das Publikum in die Säle.

Das nächste Mal geht das Festival von 13. April bis 23. Mai 2015 über diverse Bühnen, mit Cameron Carpenter als Stargast in der Stadthalle, mit seiner selbst konzipierten transportablen Super-Orgel. Als „einen der schillerndsten Orgelvirtuosen des 21. Jahrhunderts“ stellte ihn Musica-Chef Clemens Lukas vor. Zum Exzentriker gesellt sich im Programm gediegen-hochklassige Musik vom Vokalensemble Voces8 und mit Quatuor Ebèbe, die Kammermusik im Zentrum präsentieren – mit Beethovens späten Streichquartetten, die Richard Wagner als „Tanz der Welt“ rühmte.

Zu Gast in Dreifaltigkeitskirchen

Die Musica erfindet sich auch in diesem Jahr ein Stück weit neu und verjüngt das Programm nicht nur mit neuen Künstlern, sondern auch neuen Spielstätten. Etwa in der wunderschönen Dreifaltigkeitskirche Neudrossenfeld. Im Mittelpunkt steht jedoch die neu eröffnete Stadtkirche, wo „1961 das Herz der Musica als Orgelwoche Bayreuth an der großen Steinmeyer-Orgel zu schlagen begann“, wie es schön poetisch im Veranstaltungstext heißt. Dort begründete Viktor Lukas die Reihe, deren Leiter er bis 2011 blieb. Und 2015 wird er dorthin zurückkehren: Erstmals wird in Bayreuth Poulencs Konzert für Orgel, Streicher und Pauke in g-moll erklingen, neben Schuberts höchst romantischer Messe in As-Dur. Man habe Poulencs Werk schon einmal in Bayreuth spielen wollen, mit dem Orchester in der Stadthalle und dem Organisten per Telefonleitung aus der Stadtkirche zugeschaltet, erzählte Viktor Lukas. „Aber die Telefonkosten wären horrend gewesen.“ Am 7. Mai nächsten geht das Konzert also direkt in der Stadtkirche über die Bühne, und das mit den Bamberger Symphonikern und Viktor Lukas an der Orgel. Er ist auch am 9. Mai im Einsatz, das Lukas-Consort spielt am 9. Mai in Neudrossenfeld Kammermusik von Mozart, Strauss und Wagner.

Wieder dabei ist die Panzerhalle, die heuer zum ersten Mal zur Muscia-Spielstätte geworden war, mit Greg Pattillos fabelhaftem Project Trio. Im kommenden Jahr ist dort Uwaga zu erleben, eine deutsch-serbische Combo, die – laut Veranstalter einen „irrwitzigen Streifzug durch das Repertoire der klassischen Musik“ hinlegt. „Eine Grenzüberschreitung ist das“, sagte Clemens Lukas im Rheingold.

Auch einige der Künstler kennt man bereits; die junge deutsch-französisch-ungarische Philharmonie spielt unter der Leitung von Nicolaus Richter in der Stadthalle Werke von Mussorgski, Maurice Ravel und Johan Williams. Auch Michael Dorn ist mit von der Partie, er gestaltet einen Gottesdienst mit Bachkantate in der Stadtkirche.

Geheimtipp der Konzertreihe ist aber das Familienkonzert mit einem Kammerorchester und Disney-Stummfilmen. Unter dem Titel „Alice in Cartoonland“ präsentiert die Musica eine Reihe von kurzen Alice-Stummfilmen, die in den 1920er Jahren in die Kinos kamen. Filmkunst und Comic nach altem Stil, kombiniert mit der Musik von Paul Dessau und Alexander Rannie: Das ist garantiert jugendfrei und trotzdem ein Erlebnis auch für gereifte Nostalgiker.

Musica: Das Programm

13. April

Sinfonische Dichtungen & Filmmusik, mit Mussorgski, Ravel und John Willilams, mit der jungen deutsch-französisch-ungarischen Philharmonie, 19.30 Uhr, Stadthalle.

30. April

Uwaga, Balkan meets Klassik, 19.30 Uhr, Panzerhalle.

2. Mai

Quatuor Ebène, Klassische Kammermusik, 19.30 Uhr, Zentrum.

7. Mai

Bamberger Symphoniker, Poulencs Orgelkonzert und Schuberts As-Dur-Messe, 19.30 Uhr, Stadtkirche.

9. Mai

Lukas Consort, Kammermusik von Mozart, Strauss und Wagner, 19 Uhr, Kirche Neudrossenfeld.

10. Mai

Voces8, a Cappella, 18 Uhr, Stadtkirche.

11. Mai

Schülerkonzerte mit Voces8, 11.30 Uhr, Stadtkirche

15. Mai

Cameron Carpenter, Stadthalle, 19.30 Uhr.

22. Mai

Alice in Cartoonland, Familienkonzert mit Kammerorchester und Disney-Stummfilmen, 19.30 Uhr, Stadthalle.

23. Mai

Musikalische Spazierfahrt nach Greiz