Hohe Kosten stehen dagegen Kreisausschuss lehnt VGN-Beitritt ab

Von Gerd Emich

Vorerst wird der Landkreis sich nicht der VGN-Tarifgemeinschaft anschließen. Wegen der hohen Kosten des Beitritts spricht sich der Kreisausschuss gegen die seit langem laufenden Pläne aus. Das Leitprojekt ist damit erst einmal vom Tisch, mit dem in der Region immer wieder auch für die Mitgliedschaft in der Metropolregion Nürnberg (MRN) geworben wurde.

 
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Bereits seit zwölf Jahren beschäftigen sich die örtlichen Kommunalpolitiker mit diesem Thema. Günstige Tarife für Fahrten in Frankens einzige Großstadt, ein gemeinsamer Fahrplan, Aufwertung des ÖPNV: Die wohlklingende Zukunftsmusik früherer Diskussionen erhielt jetzt deutliche Misstöne, sie ist einfach zu teuer.

Dabei hatten die Hoffnungen des Landkreises auf ein Mitspielen im großen Orchester Verkehrsverbund Nürnberg (VGN) vor drei Jahren einen kräftigen Auftrieb bekommen, als Bayreuth aufgenommen wurde. Die entsprechenden Anträge von Kulmbach, Coburg, Lichtenfels und Kronach sollten im nächsten Schritt bearbeitet werden. Zielvorgabe war eine Aufnahme zu Beginn des Jahres 2014.

Im Februar hatte es die letzten Gespräche über die Tarife nach einem Beitritt Kulmbachs zum VGN gegeben. Danach hatte der Wirtschaftsausschuss in nichtöffentlicher Sitzung das Thema zu den Akten gelegt. „Auf uns wären durch den Beitritt zu hohe finanzielle Belastungen zugekommen“, erläuterte Landrat Klaus Peter Söllner am Freitag im Kreisausschuss. „Wir haben dann bei der Regierung angefragt, ob eine Sonderförderung des Freistaates möglich ist; aber dafür stehen keine Mittel zur Verfügung.“

Die Beträge, um die es geht, sind immens, vor allem in der Anlaufzeit, die bis zum Jahr 2026 reichen würde. Der Tarifverbund rechnet durch die Aufnahme des Landkreises mit Belastungen von mindestens 1,4 Millionen Euro. Dazu kämen noch die Kosten für die Umrüstung der zirka 350 Bushaltestellen und acht Schienenhaltepunkte von gut 221000 Euro.

Der Landkreis Kulmbach müsste im kommenden Jahr fast 560000 Euro übernehmen, danach bis 2020 knapp 340000 Euro jährlich, bis 2026 immer noch je 270000 Euro. Durch die Harmonisierung der Tarife müssten auch die Stadtbusse ihre Preise erhöhen, möglicherweise um bis zu 50 Cent pro Fahrt.

Der Kreisausschuss schlägt dem für die endgültige Entscheidung zuständigen Kreistag daher vor, aus finanziellen Gründen auf den Beitritt zum 1.1.2014 zu verzichten. Von Seiten der Grünen, die traditionell eigentlich zu den eifrigsten ÖPNV-Vorkämpfern zählen, kamen noch andere Bedenken gegen den Beitritt. Deren Sprecherin Dagmar Böhm: „Durch die Tarifgemeinschaft würde kein einziger Bus zusätzlich fahren. Im Gegenteil: Der VGN behält sich vor, unwirtschaftliche Linien zu streichen.“

Einen „Hau-Ruck“-Beschluss, den er so nicht mittragen könne, nannte Wirsbergs Bürgermeister Hermann Anselstetter (SPD) die Absage an den Verkehrsverbund: „Ich befürchte, dass wir uns damit für alle Zukunft abkoppeln. Es geht ja nicht nur um vielleicht einige wenige Fernpendler in den Nürnberger Raum, die Vorteile davon hätten. Die 2,6 Millionen Menschen, die derzeit im VGN-Gebiet leben, sind doch auch ein Potenzial vor allem für den Tourismus in unserer Region.“

Dass es keine Fördermittel für den VGN-Beitritt Kulmbachs gibt, nennt der SPD-Politiker ein klassisches Beispiel für die Vernachlässigung des ländlichen Raums. Auf seine Anregung hin wird der Landkreis ein Konzept für ein entsprechendes Mobilitätsprogramm erarbeiten und bei der Staatsregierung einreichen. Im Herbst soll sich auch eine weitere Fachkonferenz noch einmal mit dem Thema befassen und unter anderem ausloten, ob vielleicht eine spätere Aufnahme in die Tarifgemeinschaft möglich ist.

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