Vor dem Stadthallenumbau: Jetzt schon jetzt genügend Ausweichspielstätten Bayreuth Braucht Bayreuth das Reichshof wirklich?

Von Frank Schmälzle
Mit ein wenig Fantasie kann aus dem heruntergekommen Kino mitten in der Innenstadt wieder das Reichshof werden. Doch Kritiker sagen: Es kann nicht angehen, dass die Stadt privaten Eigentümern deren Immobilie zum Nulltarif saniert. Sie müssen sich zumindest beteiligen. Foto: Köpplinger Foto: red

Erst einmal genau hinschauen: Die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Stadtrat, Sabine Steininger, und BG-Fraktionschef Stephan Müller haben Zweifel, ob es das Reichshof als Ausweichspielstätte für die Stadthalle, die ab Frühjahr 2016 saniert und umgebaut werden soll, braucht. Und ob sich die Stadt diese zusätzliche Last aufbürden sollte.

 
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Braucht Bayreuth während des Umbaus der Stadthalle zusätzliche Spielstätten?

„Es gibt genug Möglichkeiten“, sagt Sabine Steininger. Und zählt auf: das Zentrum natürlich, gerade erst renoviert. Die Oberfrankenhalle, für das Wagner-Jubiläumsjahr 2013 mit viel Geld der Stadt akustisch ertüchtigt. Die Zamirhalle, der Richard-Wagner-Saal in der Musikschule, der Bechersaal. Und die Studiobühne, die die Stadt nicht exklusiv für das dort spielende Ensemble saniert hat. „Wir haben also bereits eine Vielzahl von Ausweichsspielstätten“, sagt Steiniger. Und zitiert Bayreuths Kulturreferenten Fabian Kern: „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.“

Was kostet die Wiederbelebung des Reichshofs?

2,8 Millionen in der kleinen Variante ohne Bühnenhaus. 3,8 Millionen für die große Variante mit Bühnenhaus. Das, sagen die Verantwortlichen des Vereins Bayreuth Event und Festival, sind keine Schätzungen. Sondern belastbare Zahlen. Ermittelt von Bauexperten und Architekten.

So anerkennenswert das Engagement des Vereins auch sei: „Eine Kostenberechnung will ich von der Stadtverwaltung haben“, sagt BG-Chef Stephan Müller. „Nicht von einem Verein.“ Und: Der Stadtrat müsse sich sehr genau überlegen, wofür er Geld ausgibt, wenn er das Reichshof aus dem Dornröschenschlaf holt. „Alle Vorteile liegen auf der Seite der Eigentümer“, sagt Müller. Die bekämen die Sanierung einer Immobilie, um die sie sich seit 16 Jahren kaum kümmern, zum Nulltarif. „Das hätten andere sicher auch gerne.“ Mal abgesehen davon, dass auch noch Einnahmen aus Pacht, Miete und Umsatz des Reichshofs erzielen würden. Der BG-Fraktionsvorsitzende räumt ein: Die Sanierung des Reichshofs allein den Eigentümern zu überlassen, wird nicht funktionieren. Das hätten die vergangenen Jahre gezeigt. „Eine Lösung, die allein die öffentliche Hand in die Pflicht nimmt, kann es aber auch nicht sein.“ Sabine Steininger sagt: „Ich erwarte ein klares finanzielles Bekenntnis der Eigentümer.“ Und klare Zusagen von möglichen Zuschussgebern.

Was würde sich die Stadt mit dem Reichshof aufbürden?

Müller und Steininger sind sich einig. Es braucht Klarheit. Nicht nur bei der Investition, auch bei den Folgekosten. „Der Verein Bayreuth Event und Festival hat zwar Vorstellungen zur Wiederbelebung. Wer das Reichshof allerdings betreiben soll, dazu gibt es kein fundiertes Konzept.“ Das Zentrum sei bereits ein Zuschussbetrieb, den die Stadt unterstütze. Sehr wahrscheinlich, dass das Reichshof ein weiterer wird. Unabhängig von der Frage, ob der Stadtrat das will: „Den Spielbetrieb im Reichshof auf Dauer zu unterstützen wäre eine zusätzliche freiwillige Leistung der Stadt“, sagt Müller. „Neue freiwillige Leistungen in dieser Höhe kann und darf die Stadt nicht einfach eingehen.“ Darauf hat die Regierung von Oberfranken bei der Genehmigung des Haushaltes erneut hingewiesen.

Aber Müller sagt auch, er sei nicht grundsätzlich gegen neues Leben im alten Kino. Ein großer Leerstand weniger in der Innenstadt – „das hat natürlich auch einen hohen Wert.“

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