Vor 125 Jahren gründete Phillipp Rosenthal eine Porzellanfabrik – Speichersdorf hat enorm vom Werk profitiert So profitiert Speichersdorf von Rosenthal

Von Sarah Bernhard

Mehr als 700 Arbeitsplätze in den 1970er Jahren, 420 im Moment. Ein Flugplatz. Ziemlich viel Gewerbesteuer. Und tassenförmigen Christbaumschmuck. Ohne die Porzellanfabrik Thomas am Kulm, die 1960 eröffnet wurde, würde Speichersdorf heute völlig anders aussehen. Fünf Dinge, die die Speichersdorfer definitiv vermissen würden.

 
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Flugplatz

Während des Dritten Reichs wurden auf dem Flugplatz Luftwaffen-Piloten ausgebildet. Damals war die Start- und Landebahn noch von Rasen bedeckt, damit man sie von der Luft aus nicht sieht. Nach dem Krieg trug Philip Rosenthal Junior maßgeblich dazu bei, dass der Flugplatz erhalten wurde. „Für uns Jugendliche war es immer ein Ereignis, wenn er mit dem Flugzeug angereist ist“, sagt der heutige Bürgermeister Manfred Porsch.

Ohne Phillip Rosenthal könnte der Flugplatz also nicht weltgewandt „Rosenthal Airfield“ heißen. Möglich wären dann nur langweilige Namen wie „Flugplatz Frankenpfalz“ oder „Flugplatz am Kulm“.

Multi-Kulti

So viele Nationen wie in kaum einer anderen Landkreis-Gemeinde leben in Speichersdorf friedlich zusammen. Ein Grund dafür ist Rosenthal, denn die Firma lockte Mitte des vergangenen Jahrhunderts viele türkische Gastarbeiter in die Gemeinde. „Sie waren arbeitsam, wollten schnell Geld verdienen und haben sich sehr schnell integriert“, sagt Porsch.

Potenzielle Arbeitsplätze gaben später auch den Ausschlag dafür, in Speichersdorf sechs Häuser für Spätaussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion zu bauen.  

Ruhm

Ein Gebäude, dessen Fassade der italienische Designer Marcello Morandini entworfen hat oder Kegel-WM-Tassen, die über die ganze Welt verteilt sind: Rosenthal hat die Gemeinde bekannt gemacht.

Einfluss

Knapp 5900 Einwohner hat Speichersdorf – und ist damit die viertgrößte Gemeinde im Landkreis. „Das ist wichtig, weil man bei Anträgen immer auf die Einwohnerzahl verweisen kann“, sagt Bürgermeister Porsch. Und auch bei der Regionalplanung habe eine größere Zahl von Bürgern Vorteile: „Je größer der Ort, desto größer das Interesse des Einzelhandels.“

Kultigen Weihnachtsschmuck

Wer in der Vorweihnachtszeit das Speichersdorfer Rathaus betritt, sieht dort in der Regel einen geschmückten Christbaum stehen. Manchmal mit Porzellansternen, manchmal mit Porzellanschneeflocken – und manchmal mit Porzellantässchen daran.

Der Christbaumschmuck kommt vom Verein der Porzellanstraße, in dem Speichersdorf Mitglied ist. „Wir identifizieren uns mit der Porzellanherstellung“, sagt Bürgermeister Porsch. „Ich könnte mir auch vorstellen, noch mehr in diese Richtung zu machen. Vielleicht könnten wir ja auf einem der öffentlichen Plätze eine riesige Speichersdorfer Kaffeetasse  aufstellen.“

Das Werk in Speichersdorf

Das Werk Thomas am Kulm in Speichersdorf wurde 1960 eröffnet und produziert im Moment 13 Millionen Gläser, Teller und Vasen pro Jahr. Gegründet wurde Rosenthal 1891 in Selb. Ab Samstag beschäftigt sich eine Ausstellung im dortigen Porzellanikon mit dem Gründer Philipp Rosenthal und seinem Sohn Philip. Seit 2009 gehört die Marke der italienischen Sambonet Paderno Gruppe, die auf Design-Küchenartikel spezialisiert ist.

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