Vom Besiedeln und Besudeln der Erde

Von Norbert Heimbeck
Harald Lesch, Professor für Theoretische Astrophysik an der LMU München, kommt am 4. Juli zu einem ölffentlichen Vortrag nach Bayreuth. Foto: privat Foto: red

Niemand im deutschen Fernsehen erklärt die Geheimnisse des Universums so verständlich und unterhaltsam wie Professor Harald Lesch. Der Astrophysiker hält am Montag einen öffentlichen Vortrag an der Universität Bayreuth. Sein Thema: "Das Anthropozän - Wie der Mensch die Welt verändert".

 
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Nicht zum ersten Mal ist der beliebte Wissenschaftler Gast auf dem Bayreuther Campus – bereits 2011 konnten ihn die Physikstudenten für einen Vortrag gewinnen, der über tausend Zuhörer an die Uni lockte. Die Videoaufzeichnung dieses Vortrags ist inzwischen mit mehr als 650.000 Aufrufen das mit Abstand beliebteste Video im YouTube-Kanal der Universität Bayreuth.

Frage: Anthropozän - brauchen wir wirklich einen weiteren Fachbegriff für das Zeitalter des Menschen?

Harald Lesch: Damit beschreiben wir etwa die Zeit ab 1800, als die Industrialisierung begann. Unser Planet ist ein begrenztes System, wir haben keinen zweiten zum Besiedeln. Fast hätte ich Besudeln gesagt. Der menschliche Einfluss ist so massiv, man könnte von einem sozialen Meteoriteneinschlag sprechen: Wir ruinieren die biologische Vielfalt, die Gletscher schmelzen, der Permafrost taut auf, die Meere übersäuern.

Frage: Welche Rolle spielt die Wissenschaft dabei?

Lesch: Die Wissenschaft erklärt die Grundlagen und liefert Erkenntnisse über die Zusammenhänge. Auf der einen Seite stehen die Romantiker unter den Forschern, die sagen: Ich kann nichts dafür, was aus meinen Erkentnnissen gemacht wird. Auf der anderen Seite stehen diejenigen, die mit ihrer Forschung ökonomische Interessen vorantreiben. Die zunehmende Ökonomisierung der Grundlagenforschung kann ich nicht gutheißen. Das würde ja bedeuten, dass wir irgendwann nur noch erforschen, was Geld bringt! In den Naturwissenschaften brauchen wir Philosophen, die Fragen stellen wie: Was soll ich tun? Sind wir noch da, wo wir hin wollten?

Frage: Welche Rolle spielt jeder Einzelne von uns in diesem System?

Lesch: Werfen Sie einfach eine Suchmaschine an und und googeln Sie nach Immanuel Kant! Seine Forderung "Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könnte" ist ein hohes Ideal. Aber man sollte sich zum Ziel setzen, dieses Ideal anzustreben.

Info: Der öffentliche Vortrag im Rahmen des Physikalischen Kolloquiums findet am Montag ab 18 Uhr im Audimax statt. Eintritt frei, Anmeldung per e-Mail an thema.physik@uni-bayreuth.de wird erbeten.

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