Volle Lotte gegen 1860

 Foto: red

Der Drittligist Lotte feiert die dritte Pokalparty der Saison und ist um 1,265 Millionen Euro reicher. Der Sieg gegen 1860 ist verdient, die Sportfreunde sind das bessere Team. Die Münchner enttäuschen.

 
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«Oh wie ist das schön»: Zum dritten Mal wurde der Drittligist ausgiebig für eine Pokal-Überraschung gefeiert: «Volle Lotte» sozusagen. «Wir wissen gar nicht, wohin das noch führen soll», jubelte Torhüter Benedikt Fernandez. Drittliga-Neuling Sportfreunde Lotte hat auch Zweitligist 1860 München aus dem DFB-Pokal gekegelt und steht im Viertelfinale. Zuvor hatte das Team schon gegen den Bundesligisten Werder Bremen und Champions-League-Achtelfinalist Bayer Leverkusen den Pokalschreck gespielt.

«Die Art und Weise, wie wir Fußball spielen, gefällt mir unglaublich gut», erklärte Trainers Ismail Atalan, der erst einmal aufs stille Örtchen verschwinden musste, um sich zu sammeln. «Den Jungs muss man jetzt das Feiern gönnen. 90, 95 Prozent der Spieler werden so einen Tag nicht mehr erleben», sagte der erfolgreiche Pokal-Coach in Sky.

Mit viel Selbstbewusstsein und einer klaren spielerischen Linie setzten die Akteure aus der 14 000-Seelen-Gemeinde am Rande des Teutoburger Waldes den Spruch ihres Trainers um: «Wir haben diese Mentalität, dass wir jedes Spiel gewinnen können.»

Jaroslaw Lindner (28. Minute) und Kevin Freiberger (58.) machten mit dem 2:0 (1:0) den kleinen Club um 1,265 Millionen Euro reicher. Rund eine Million Euro hatte schon das Mitwirken im Achtelfinale gebracht. Dabei ist Lotte erst zum dritten Mal überhaupt im DFB-Pokal dabei. Der Münchner Ribamar sah in der Nachspielzeit noch die Rote Karte.

Nach einer halben Stunde kochte die Atmosphäre vor 10 059 Zuschauern im ausverkauften Frimo-Stadion erstmals richtig hoch. 100 freiwillige Helfer hatten den Rasen nach heftigem Schneefall in der Nacht rechtzeitig geräumt und spielfähig gemacht. Freiberger schoss auf den Münchner Kasten, Torwart Stefan Ortega wehrte ab. Doch Lindner stand richtig und knallte den Ball aus spitzem Winkel unter die Latte. «Das ist etwas ganz Großes. Wir können jetzt einen Abend feiern und müssen uns dann auf die Liga konzentrieren», sagte der Torschütze.

Auf schwerem Boden tat sich der Zweitligist gegen den gut organisierten Drittligisten schwer. Löwen-Stürmer Christian Gytkjaer versuchte viel. Doch erst nach dem Rückstand kamen die Münchner einige Male in die Gefahrenzone.

Anders die Gastgeber. Aus der Abwehr starteten sie immer wieder klare Gegenzüge und hätten bereits vor der Pause das zweite Tor erzielen können. Wieder Freiberger, der schon beim Elfmetersieg gegen Leverkusen mit dem späten Ausgleich der Held gewesen war, verzog nur knapp (36). Gleich nach der Pause verstolperte zunächst der eingewechselte und frei durchgebrochene Saliou Sané bei leichtem Schneefall die Vorentscheidung (57.) für den Siebten der 3. Liga.

Eine Minute später machte es Freiberger aus allerdings abseitsverdächtiger Position besser, umkurvte Ortega und schob den Ball ins leere Tor. 1860 und Trainer Vitor Pereira waren geschockt. «An der Einstellung hat es nicht gelegen», erklärte der Münchner Kapitän Jan Mauersberger: «Das 0:2 war der Knackpunkt.»

 

dpa

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