Virtuelle Reise auf dem Jupitermond Io Atemberaubender 3D-Flug über außerirdischen Lavasee

Markus Brauer

Der Jupitermond Io gehört zu den lebensfeindlichsten Himmelskörpern in unserem Sonnensystem. Die Landung eines Raumschiffs wäre in dieser unwirtlichen  Umgebung völlig unmöglich. Doch dank Nasa-Forschern ist jetzt eine virtuelle Reise in die Vulkanhölle und über die Lavaseen von Io möglich.

 
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Flug über einen Vulkansee: So stellt sich ein Space-Artist die Loki Patera, den Vulkan auf dem Jupitermond Io, vor. Foto: Imago/Science-Photo Library

Die Erde ist der einzige bewohnbare Planet in unserem Sonnensystem. Um dies zu ändern, müssten lebensfeindliche Welten wie der Mars, die Venus, der Merkur oder einige Jupiter-Monde wie Europa kolonialisiert werden. „Terraforming“ nennt man diesen extraterristrischen Prozess: Habitate – künstliche Welten –, in denen der Mensch im All überleben könnte, müssten konstruiert, gebaut und zu einem Planeten geschickt werden, um dort menschliche Kolonien zu gründen.

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Jupitermond Io: Unwirtlich und lebensfeindlich

Der Jupitermond Io ist definitiv nichts für humane Siedler. Allerdings kann man die lebensfeindliche Welt jetzt von der Erde aus besichtigen. Möglich wird das durch Animationen, die Nasa-Wissenschaftler des „Jet Propulsion Laboratory“ aus Daten von Raumsonden-Vorbeiflügen erstellt haben.

Der für seinen extrem aktiven Vulkanismus bekannte Himmelskörper wartet unter anderem mit dem erkaltenden Lavasee Loki Patera und einem ungewöhnlichen Berg auf.

Io, Europa, Ganymed, Callisto

Die Loki Patera ist ein riesiges Vulkangebiet auf Io. Es ist zeitweise aktiv wie zum Beispiel im Jahr 1979, als die Raumsonde Voyager 1 vorbeiflog. Im Krater befindet sich möglicherweise ein Lavasee aus Basalt, der Loki-See genannt wird.

Io ist zusammen mit Europa, Ganymed und Callisto einer der vier großen Monde des Jupiter. Sie umkreisen den Gasriesen zusammen mit mindestens 88 weiteren kleineren Himmelskörpern. Auf Io herrscht eine vulkanische Aktivität wie nirgendwo sonst in unserem Sonnensystem. Hunderte Feuerberge speien dort zum Teil dutzende Kilometer hohe Lavafontänen.

Im Krater befindet sich möglicherweise ein Lavasee aus Basalt, der Loki-See genannt wird. Foto: Imago/Science Photo Library
So stellt sich die Nasa die Loki Patera vor. Foto: Nasa/JPL-Caltech/SwRI

Flug über Ios Vulkanhölle

Der Jupitermond Io. Foto: Imago/Zuma Wire

Diese Vulkanhölle ist sicher sehenswert, aber nicht gerade einladend. Im Krater befindet sich möglicherweise ein Lavasee aus Basalt, der Loki-See genannt wird. Am Rande wurde ein ungefähr 200 Kilometer langer Graben mit Eruptionen ausgemacht.

Um eine Besichtigung der unwirtlichen Sehenswürdigkeiten zu ermöglichen, haben Nasa-Forscher erstmals 3D-Animationen von Ios Oberfläche erstellt. Diese basieren auf Daten von zwei Vorbeiflügen der Raumsonde Juno im Dezember 2023 und im Februar 2024. Juno hatte sich dem Jupiter-Mond auf 1500 Kilometer genähert und dabei die ersten Nahaufnahmen von Ios nördlichen Breiten erstellt.

Auf diesem Raumsonden-Foto ist die Loki Patera zu sehen. Foto: Imago/Piemags

„Großartige Nahaufnahmen“ der Loki Patera

„Io ist voller Vulkane und wir haben einige von ihnen in Aktion gesehen“, berichtet Juno-Forschungsleiter Scott Bolton von der der US-Raumfahrtbehörde. „Wir haben auch einige großartige Nahaufnahmen und andere Daten von einem 200 Kilometer langen Lavasee namens Loki Patera erhalten.“

Damit ist der ungewöhnliche See so lang wie die Distanz zwischen Dresden und Berlin. Wie in der obigen Animation zu erkennen, befinden sich in der Mitte des erkaltenden Sees sogar mehrere große Inseln.

Spiegel und Kirchtürme

„Die spiegelnde Reflexion, die unsere Instrumente von dem See aufgezeichnet haben, deutet darauf hin, dass Teile der Oberfläche von Io so glatt wie Glas sind, was an vulkanisch erzeugtes Obsidianglas auf der Erde erinnert“, erläutert Bolton. Das unterscheidet Io von den anderen großen Jupiter-Monden, deren Oberfläche als deutlich rauer gilt.

Auch der „Kirchturmberg“ des Jupitermondes Io ist jetzt als 3D-Animation bewundern. Foto: Nasa/JPL-Caltech/SwRI

Eine weitere Sehenswürdigkeit, die virtuelle Weltraum-Touristen bewundern können, ist ein ungewöhnlicher Berg, dem die Nasa-Forscher den Namen „Kirchturmberg“ gegeben haben. Die schmale, steile und spitze Form des Massivs erinnert sie an eine gotische Kathedrale oder eine Festung aus dem Fantasy-Epos „Der Herr der Ringe“.