Viele trauen dem Diesel nicht mehr

Von Peter Engelbrecht und Stefan Schreibelmay
Beim Bayreuther Autohändler Karadas warten Diesel-Fahrzeuge auf Käufer. Inhaber Hidir Karadas bemerkt wie seine Kollegen einen Rückgang der Nachfrage. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Die Diskussion um mögliche Dieselfahrverbote sorgt bei vielen Kunden für Verunsicherung, beklagen Autohändler aus der Region. Vor allem Privatleute fragen jetzt häufiger nach Benzinern.

 
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„Erst mal abwarten, bloß keine Panik“, rät Norbert Huttarsch vom gleichnamigen Autohaus in Pegnitz. Huttarsch ist freier Händler mit Schwerpunkt Mercedes, betreut vorwiegend Stammkunden. „Bei den Kunden herrscht große Verunsicherung“, berichtet er. Das Verschrotten eines Dieselautos der Schadstoffklasse Euro 4 mit Baujahr 2010/11 und der gleichzeitige Kauf eines Neuwagens mit Umweltprämie sei derzeit „nicht günstig“. Der finanzielle Verlust sei zu groß, warnt Huttarsch. Die Händler seien die Leidtragenden des Dieselskandals.

Hoher Wertverlust

Siegfried Zillig vom gleichnamigen Autohaus in Kulmbach verkauft unter anderem Fahrzeuge der Marke Suzuki, Peugeot und Citroën. Er beziffert den Wertverlust eines gebrauchten Dieselfahrzeuges bis Euro 4 mit aktuell 30 bis 40 Prozent des Listenpreises. Durch die Umweltprämie, die 2000 bis 9000 Euro je nach Marke und Modell beträgt, seien Dieselautos bei den Kunden wieder im Gespräch. Das alte Fahrzeug muss nachweislich verschrottet, ein Neufahrzeug mit Euro 6 gekauft werden. Handwerker kämen angesichts der großen jährlichen Fahrleistung um einen Diesel nicht herum.

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„Die Verunsicherung der Kunden ist sehr groß“, sagt Albin Korn vom Autohaus Korn & Schwenk in Kulmbach. Opel und Kia, die er vertreibt, gewährten eine Umweltprämie von bis zu 10.000 Euro, das sei eine Verkaufsunterstützung. „Nach der Bundestagswahl könnte die Diskussion abebben“, hofft Korn. Dann könnte der Diesel wieder attraktiv sein, spekuliert der Händler. Er sieht auch Privatleute als Leittragende, „die den Diesel vor Jahren mit gutem Gewissen als umweltfreundliches Auto gekauft haben.“

Private Käufer halten sich zurück

Alexander Pflaum, Geschäftsführer bei der Motor-Nützel-Gruppe, spürt vor allem bei privaten Autokäufern zunehmende Vorbehalte gegen Dieselmodelle. „Wir haben auch weiterhin Nachfrage nach Dieseln, aber vor allem aus dem gewerblichen Bereich. Privatkäufer sind dagegen deutlich zögerlicher und lassen sich vermehrt über Fahrzeuge mit Benzinmotor beraten.“ Davon würden an den neun Nützel-Standorten in der Region jetzt spürbar mehr verkauft. Von der sogenannten Umweltprämie, für die ein Dieselauto mit Euro 1 bis Euro 4 verschrottet werden muss, erhofft Pflaum sich „eine kleine Zusatznachfrage“. Problematisch seien Euro-5-Diesel, die ja bis vor kurzem noch als sauber gegolten hätten. Jetzt fielen sie weder unter die Umweltprämie, noch sei endgültig klar, ob sie nachgerüstet werden könnten.

Problemfall Gebrauchte

Hidir Karadas betreibt in Bayreuth einen großen Handel für Jahres- und Gebrauchtwagen, kann also nicht mit einer Umweltprämie werben wie die Markenkollegen. Er beobachtet, „dass Kunden, die früher zwischen einem Diesel und einem Benziner geschwankt haben, heute auf jeden Fall den Benziner kaufen“. Die hätten ein festes Budget und fragen: „Was gibt’s dafür?“ Entsprechend seien die Diesel-Verkaufszahlen auch bei ihm leicht rückläufig – vor allem bei jungen Fahrzeugen. Es gebe aber auch Kundenkreise, die weiter zum Diesel greifen – weil es kaum eine Alternative gebe. „Für Gewerbetreibende und Vielfahrer bleibt der Diesel das wirtschaftlichste Angebot. Gleiches gilt wegen des Kraftstoffverbrauchs für Zugfahrzeuge oder besonders große und schwere Fahrzeuge“, sagt Karadas und schiebt hinterher, was auch wie eine Hoffnung klingt: „Es gibt unglaublich viele Diesel. Die kann man doch nicht alle auf einen Schlag aus dem Markt nehmen.“

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