Viel Tüll zum 1. Schultag

Von Susanne Will
Das schönste am ersten Schultag: die Schultüte. Die recken die 59 Erstklässer der Grundschule Herzoghöhe in die Luft. Foto: Ronald Wittek Foto: red

Mit dem Ernst des Lebens ist das so eine Sache. Wie soll man denn bitteschön daran denken können, wenn es doch im Moment viel wichtiger ist, die gefühlt allerschönste Schultüte in Händen zu haben? Und vor Neugierde, was da wohl drin ist, fast zu platzen? Am Dienstag wurden in Bayreuth 485 Kinder eingeschult. 59 davon in der Grundschule Herzoghöhe.

 
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Kurz vor neun Uhr in der Turnhalle der Schule in Bayreuth. Die Luft beginnt zu stehen, der Geräuschpegel ist enorm. Die 59 Erstklässler haben ihre Mütter, Väter, Großeltern, Onkel und Tanten mitgebracht, ab und an kräht auch noch ein kleiner Bruder dazwischen. Über allem schwebt: Aufregung, Freude, Nervosität und Stolz.

Der Geruch von Sportmatten

Ein wenig verschüchtert nehmen die Mädchen und Jungs ihre Plätze auf den blauen Sportmatten ein, deren Geruch sie später immer an die Schule erinnern wird. Auch dann noch, wenn sie ihre eigenen Kinder einschulen werden.

Rosa Tüll und Schalke

Ein gemeinsamer Trend bei den Schultüten ist nicht auszumachen, eins allerdings vereint alle: Sie sind sehr bunt und sehr liebevoll gestaltet. Hier viel rosa Tüll, dort ein Pappmachée-Drache, immer wieder Lillifee oder niedliche Welpen, dahinten ganz klar ein Schalke-Fan mit königsblauweißer Tüte. Der Schalke-Fan trägt einen Anzug in grau. Daneben sitzt ein Mädchen im Dirndl, das dahinter trägt im geflochtenen Haar eine riesige Tüllschleife. Alle Kinder wurden fein gemacht. Die Schultüten sind sehr groß. Was vielleicht daran liegt, dass in den Schultüten nicht mehr nur Süßigkeiten Platz haben müssen; der erste Schultag ist auch der Tag für richtige Geschenke.

Ruhe, als die Rektorin kommt

Rektorin Sybille Hutzler verfügt über eine natürliche Autorität. Als sie ans Pult tritt, sind die Kinder sofort still. Bis auf die kleinen Brüder oder Schwestern, die unbeeindruckt weiter auf dem Schoß der gestressten Mütter krakeelen. „Legt mal eure schweren Schultüten beiseite“, sagt sie. Rascheln. Stille.

Zur Schule bitte laufen

Dieser erste Schultag steht unter einem Motto: „Sicher zur Schule, sicher nach Hause“. Dann erklärt sie den Kleinen und den Eltern, wie wichtig der sichere Weg ist. Dass die Kinder bitte ausgeruht sein sollen; bloß keine Hektik am Morgen; dass die Kinder bitte laufen sollen. „Frische Luft tut gut“, Sauerstoff statt Mütter-Taxis also.

Keine Angst vor der Polizei

„Ihr lernt jetzt lesen, schreiben, rechnen, aber genauso wichtig ist es für euch, den Schulweg zu lernen“, appelliert Sybille Hutzler auch an die Eltern, den Weg einzuüben. Dem schließt sich Hauptkommissar Maximilian Küspert an. Keine Angst vor der Polizei: Den Beamten kennen die meisten Kinder schon von der Verkehrserziehung.

Acht Kinder mehr

Schulamtsdirektor Günther Roß freut sich, dass mit den 485 Kindern acht mehr als noch im vergangenen Jahr eingeschult werden konnten. Und er bittet die Eltern, als Fußgänger doch einmal in die Knie zu gehen: „Damit lernen Sie das Blickfeld Ihrer Kinder kennen“, das manche Gefahr wegen der Einschränkungen nicht realisieren kann.

Ehrfurcht vor den "Großen"

Die Zweitklässler zeigen auf der Bühne, was sie bereits können: Tolle Lieder mit kniffligen Texten, dazu eine kindgerechte Choreografie. Die Erstklässler sitzen noch ehrfürchtig auf ihren blauen Matten, bis sie aufgefordert werden, auch mitzusingen.

Rechts-Links klappt - bald

Auch wenn es jetzt schwierig wird: Um die Straßenquerung „erst links, dann rechts, dann wieder links“ einzuüben, braucht es einen Vorturner. Rektorin Sybille Hutzler wird gebeten, es doch vor zu machen. Sie zögert erst, dann lehnt sie ab. Und begründet ein wenig leise: „Mit rechts und links hab ich es nicht so.“ Herzliches Lachen aus dem Publikum. Dann üben die Erstklässler ihre erste Aufgabe: rechts und links üben. Es klappt. Mal mehr, mal weniger.

Gemischte Gefühle

Dann werden die Kinder den Klassen zugeteilt. Die Gesichter zeigen gemischte Gefühle. Es sind die ersten Schritte in ein neues Leben,  manche trippeln sie zögerlich und mit Vorbehalt, manche weit ausholend und voller Stolz und Freude. Die Turnhalle leert sich, auch die Eltern gehen nach draußen. Man kann es an ihren Gesichtern sehen: Auch viele von ihnen haben gemischte Gefühle.

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