Die sechs Männer waren 2013 verurteilt worden. Praljak war unter anderem für schuldig befunden worden, im November 1993 die Zerstörung der alten Brücke von Mostar aus ottomanischer Zeit angeordnet zu haben. Dadurch sei der muslimischen Zivilbevölkerung "unverhältnismäßig großer Schaden" entstanden, hatten die Richter im ersten Prozess geurteilt.
Symbol des Krieges
Die zerstörte Brücke von Mostar war zu einem Symbol des bosnisch-kroatischen Krieges geworden, die Stadt selbst war der Schauplatz der schwersten Gefechte, in deren Verlauf fast vier Fünftel des Ostens der Stadt zerstört wurden.
Außer Praljak standen der ehemalige "Regierungschef" der selbstproklamierten bosnisch-kroatischen Republik Herceg-Bosna, Jadranko Prlic, der ehemalige Verteidigungsminister Bruno Stojic sowie drei Militärs vor Gericht. Gegen alle sechs wurden die Urteile bestätigt. Sie waren 2013 unter anderem für schuldig befunden worden, an der Vertreibung bosnischer Muslime beteiligt gewesen zu sein, um ein kroatisches Territorium zu gründen. Die einseitig ausgerufene Republik Herceg-Bosna wurde international nie anerkannt.
Als Held gefeiert
Praljak, eigentlich gelernter Ingenieur, hatte nach Beginn des Krieges Karriere im kroatischen Militär gemacht. Trotz der ihm vorgeworfenen Verbrechen gilt er vielen in seiner Heimat bis heute als Held. Noch in der vergangenen Woche hatte Präsidentin Grabar-Kitarovic den 72-jährigen Häftling geehrt: Der Beitrag von "General Praljak" sei von größter Bedeutung für die "Verteidigung Kroatiens" und "das Überleben des kroatischen Volkes" gewesen.
Schon 2006 hatte sich der kroatische Serbe Milan Babic in der Haft in Den Haag das Leben genommen. Acht Jahre zuvor beging sein Landsmann Slavko Dokmanovic dort Suizid.
In der vergangenen Woche hatte das Haager UN-Tribunal in seinem letzten großen Verfahren in einem weltweit beachteten Urteil den ehemaligen bosnisch-serbischen Militärchef Ratko Mladic wegen Völkermordes und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu lebenslanger Haft verurteilt.