"Die Situation ist wirklich bedrohlich bis erschreckend"
"Die Situation ist wirklich bedrohlich bis erschreckend", sagt Dirk Engelhardt, Vorstandssprecher beim Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL). Der BGL gehe davon aus, "dass die Situation noch dramatischer ist" und mehr als 40.000 Stellplätze fehlen.
Es sei ein großes Problem, wenn das Fahrpersonal abends keinen Stellplatz finde, sagt Engelhardt. Es sei stressig für die Fahrer, aber auch gefährlich, wenn diese dann etwa auf den Zu- und Abfahrten von Parkplätzen parkten. "Das sind Zustände, die sind unhaltbar", sagt Engelhardt. Die Folgen für die Unternehmen seien gravierend. Stichwort: Fachkräftemangel.
Bei der Beschreibung des Problems unterscheiden sich die Meinungen von Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite kaum. Die Parkplatzsituation für die Fahrerinnen und Fahrer sei nicht gut, sagt Stefan Thyroke, der die Bundesfachgruppe Logistik bei der Gewerkschaft Verdi leitet. "Da gibt es gar keine zwei Meinungen." Auch Tyroke spricht von übervollen Parkplätzen und Fahrern, die aus der Not heraus gezwungen seien, entweder auf nicht markierten Parkplätzen oder sogar schon vor oder nach dem eigentlichen Parkplatz zu halten.
Unterschiedliche Ansätze für Lösung des Problems
Bei der Lösung des Problems unterscheiden sich die Vorstellungen jedoch: BGL-Vorstandssprecher Engelhardt sagt, er sei mittlerweile der Meinung, dass es egal sei, wer im Verkehrsministerium am Ruder sitze: Keiner könne diesen immensen Bedarf an Parkplätzen decken. Natürlich müssten Parkplätze immer gebaut werden, wenn sie gebaut werden können. Es solle unter anderem aber auch geprüft werden, ob Autohöfe entlang der Autobahn erweitert werden könnten. Dazu müssten dann entsprechende Förderprogramme aufgelegt werden. "Nur ein Mix aus verschiedensten Maßnahmen kann die Not etwas lindern und das wird Jahre dauern."
Einfach mehr Parkplätze zu bauen, sieht Gewerkschafter Thyroke nicht als geeignet an. "Unsere Auffassung ist, dass man das Problem auch anders beheben kann, nämlich, indem man die Fahrer von den Autobahnen runterholt", sagt der Gewerkschafter. Dafür könnte zum Beispiel mehr Güterverkehr auf die Schiene verlagert werden. Oder es könnte mehr auf Begegnungsverkehr gesetzt werden. Vereinfacht sähe das zum Beispiel so aus: Ein Fahrer aus dem Norden trifft sich mit einer Fahrerin aus dem Süden etwa in der Mitte. Beide tauschen die Ladung und fahren wieder zurück, sodass keine Übernachtung fernab der Heimat nötig ist.
Die Lautstärke sei außerdem ein Problem. Noch lange nicht jeder Parkplatz habe eine Schallschutzwand. Außerdem seien die Parkplätze meistens so konzipiert, dass die Fahrerkabinen in Richtung der Fahrbahn gingen. Duschen, Toiletten oder das Abfüllen von Wasser koste häufig Geld. "Aus Sicht der Fahrer würde es viel mehr Sinn machen, in die Qualität der Parkplätze zu investieren statt in die Quantität", sagt Thyroke.