Nicht so Renate Kellner, die seit 20 Jahren im Grundbuchamt des Amtsgerichtes Dienst tut: „Die Ämterkantine ist preiswert und gut. Und sie ist praktisch. Die halbe Stunde Mittagspause reicht gerade aus, um über die Straße zu gehen und zu essen." Kellner bestätigt allerdings: „Ich stelle fest, dass immer weniger Leute hingehen." Auch Kellner vermutet im Umbau des Bauamtes einen Grund für den Niedergang. Im Gegensatz zu Wachtmeister Wittenbeck war Renate Kellner bekannt, dass hinter der Ämterkantine ein Sozialprojekt steht. Wittenbeck erfuhr davon erst auf die Anfrage des Kuriers und erklärte: „Wenn ich das gewusst hätte, dann hätte ich zwischen den Kantinen abgewechselt."
Die Rentenversicherung konnte auf Anfrage keine konkreten Zahlen über die ausgegebenen Essen nennen: In den vergangenen Jahren sei die Anzahl der Essensteilnehmer leicht rückläufig gewesen, was vermutlich an der Pensionierung einiger „Stammesser" gelegen habe. In jüngster Zeit verzeichne man wieder etwas mehr Kunden, erklärte Pressesprecherin Claudia Weidig. Aktueller „Renner" in der Küche sei der fränkische Sauerbraten, gefolgt von der Currywurst. Die Kantine der Rentenversicherung ist nicht verpachtet, sondern wird laut Pressesprecherin Weidig in Eigenregie geführt. In der Ämterkantine haben die Bediensteten ihre Kündigungen bekommen. Laut Margita Müller, der zweiten Vorsitzenden des Vereins Starthilfe, haben sie Übernahmeangebote bekommen: in Kulmbach baut die Diakonie eine Großküche. Bis die Baustelle im Bauamt fertig ist und die ausgelagerten Bediensteten zurückkehren, soll es Herbst werden, hat Helmut Lutz von seinen Ansprechpartnern im Amt erfahren. „Bis zum Herbst konnten wir nicht durchhalten."
Ämterkantine soll wieder verpachtet werden
Die energetische Sanierung des staatlichen Bauamtes ist ein Pilotprojekt und soll insgesamt 25 Millionen Euro kosten. Kurt Schnabel, der Chef des Amtes, sagte auf Anfrage, dass die Sanierung bis Mitte des Jahres abgeschlossen und das Gebäude bis Ende des Jahres wieder ganz bezogen werden sein soll. Dann werde das Bauamt die Pacht für die Ämterkantine erneut ausschreiben. Schnabel erklärte, in der Zeit der Sanierung seit dem Jahr 2008 sei die Hälfte der 200 Dienstposten ausgelagert worden, zum Teil in ein Gebäude in der Ludwig-Thoma-Straße und zum Teil in das Gebäude der ehemaligen Forstdirektion in der Wölfelstraße.
Schnabel bedauert den Rückzug des Vereins Starthilfe aus der Kantine so kurz vor der vollständigen Wiederbesetzung des Bauamtes. Dort werden Ende des Jahres mehr Menschen arbeiten als zuvor, denn zusätzlich zu den Rückkehrern des Amtes ziehen auch die Bediensteten der Autobahndirektion dort ein. Vor diesem Hintergrund habe man im Amt die Frage, ob sich eine Kantine im Ämtergebäude noch rentiere, zunächst einmal positiv beantwortet: „Es gibt dann genügend Gründe, es noch einmal mit einer Kantine zu probieren." Schnabel räumt ein, dass es Bedienstete des Bauamtes freisteht, auch in der Kantine der Rentenversicherung zu essen. Der Amtschef beobachtet seit Jahren ein geändertes Essverhalten: Kantinen-Essen sei nicht mehr unbedingt in Mode, manch ein Bediensteter mache mittags einen Spaziergang in die Stadt, nehme dort einen Snack ein: „Mich selbst nehme ich da nicht aus."
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