Warnstreik Busse und Mülltonnen stehen still

Mia Stöckel
Weil Busfahrer streiken, herrscht am Bayreuther ZOH am Dienstag (28. Februar 2023) gegen 10 Uhr gähnende Leere. Foto: Mia Stöckel

Mitarbeiter der Stadtwerke und der Stadtverwaltung sind am Dienstag (28. Februar 2023) aufgerufen, ihre Arbeit niederzulegen. Mit weitreichenden Folgen. Im öffentlichen Nahverkehr geht wenig, in der Therme nichts – mancherorts bleiben Mülltonnen stehen.

 
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Verwirrung, Hilflosigkeit. Mit dem Bus wollen Menschen zur Lohengrin-Therme fahren, um sich zu erholen. Doch am Dienstag (28. Februar 2023) wird das nichts. Weder kommt ein Bus, noch lassen sich die Türen zur Wasserwelt öffnen. Der Grund: Der Warnstreik der Gewerkschaft der Vereinigten Dienstleistungen (Verdi) trifft auch Bayreuth.

Im Stadtbusverkehr gibt es massive Einschränkungen. Die Lohengrin-Therme in Seulbitz bleibt ebenfalls zu. Auch im Kundencenter der Stadtwerke am ZOH bleiben Arbeitsplätze leer. Dazu ist auch die Stadtverwaltung Ziel der Arbeitsniederlegungen.

Infozettel kleben an ZOH

Am gravierendsten ist die Situation für Menschen, die auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen sind. An der Zentralen Omnibus-Haltestelle (ZOH) kleben Zettel mit Links oder QR-Codes. Mit ihnen können die Reisenden an Informationen gelangen. Außerdem hängt dort ein Plan, welche Busse trotz Streiktag sicher fahren. Es werden vor allem Fahrten angeboten, die mit Bussen und Fahrern externer Partnerunternehmen durchgeführt werden. „Klar ist: Das ist nur ein Pflaster für diese schwierige Situation“, sagt Jan Koch, der Sprecher der Stadtwerke Bayreuth. „Einen umfassenden Streikfahrplan vorzubereiten, ist leider nicht möglich, da hier zu viele Unwägbarkeiten zusammenkommen. Wir sind froh, unseren Fahrgästen überhaupt einen reduzierten Fahrplan anbieten können.“

Weniger Informationen indes für Reisende am Hauptbahnhof: Dort gibt es keine Aushänge. Viele warten verwundert. Nach einiger Zeit bilden sich Grüppchen. Die Menschen beginnen, sich auszutauschen und zu unterhalten. Um neue soziale Kontakte zu knüpfen, ist der Streik eine gute Gelegenheit. Diesen Randaspekt aber finden nicht alle lustig.

Viele kommen zu spät

Eine Frau meckert einen Busfahrer an. Viele rufen genervt bei ihren Vorgesetzten an, um ihre Verspätung mitzuteilen. Einer der Leidtragenden ist Julius Stockheim (19). Eigentlich hätte er gestern ein Vorstellungsgespräch gehabt. Weil er aber erst über die Anzeige an der Bushaltestelle von dem Streik erfährt, bleibt ihm keine Zeit, um sich andere Alternativen zu suchen, um rechtzeitig ans andere Ende der Stadt zu gelangen.

Stockheim muss den für ihn so wichtigen Termin absagen. Er ist enttäuscht und empört. „Das hat natürlich keinen guten Eindruck gemacht. Den Job kann ich mir jetzt in die Haare schmieren“. Er habe zwar Verständnis für Arbeitnehmer, die sich für eine bessere Bezahlung einsetzen. Für ihn sei der Vorfall allerdings ein großes Ärgernis.

Dass die Lohengrin-Therme zu bleibt, entscheidet sich am Dienstagvormittag. Am Montag hatten die Stadtwerke dies noch offen gelassen. „Es steht und fällt hier mit der Beckenaufsicht, die wir gewährleisten müssen. Sollten hierfür nicht genügend Kolleginnen und Kollegen verfügbar sein, können wir nicht öffnen, weil die Sicherheit unserer Gäste immer an oberster Stelle steht“, sagte Stadtwerke-Sprecher Koch. Gestern dann Gewissheit: Zu viele Mitarbeiter beteiligen sich in der Lohengrin-Therme am Streik.

Uneingeschränkt weiter laufen jedoch die Wasser- und Energieversorgung. Koch: „Wir haben einen Notdienst organisiert, um Störungen in unserem Strom-, Gas-, Wasser- und Fernwärmenetz auch am Streikdienstag so schnell wie möglich beheben zu können.“ Vom 27. bis zum 29. März läuft die dritte Tarifverhandlungsrunde für kommunale Arbeitgeber und Beschäftigte vom Bund. „Wir hoffen, dass die Tarifparteien möglichst schnell zu einem Ergebnis kommen und dass unseren Kundinnen und Kunden weitere Streiks erspart bleiben“, sagte Koch.

Die Folgen für die Stadtverwaltung

Mancherorts geht nichts
 „Es lief, wie es erwartet wurde“, sagt Joachim Oppold, der Pressesprecher der Stadt, am Abend auf Kurier-Anfrage. Wie viele der 1400 Stadtmitarbeiter streikten, sei „Kaffeesatz-Leserei.“ Eine hohe Beteiligung gab es beim Bauhof. Wertstoffhof und Mülldeponie blieben zu, bei Straßenreinigung und Müllabfuhr gab es Einschränkungen. „Nicht abgeholte Mülltonnen werden in den nächsten Tagen nachgefahren“, sagt Oppold. Auch KFZ-Zulassungsstelle und Urweltmuseum waren dicht.

Anderswo läuft es
 „Es gab Behinderungen, aber kein Chaos“, sagt Oppold. Das Dienstleistungsspektrum wurde grundsätzlich aufrecht erhalten. „Beim Einwohnermeldeamt gab es kaum Einschränkungen.“

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