Verantwortliche dementieren aber, dass es bereits konkrete Verhandlungen gibt VR-Bank denkt über Fusionen nach

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Niedrigzinsen, immer mehr Vorschriften, strengere Anforderungen ans Eigenkapital - die Banken geraten von vielen Seiten unter Druck, gerade auch die regionalen. Die Kräfte bündeln - konkret  Fusionen - könnten ein Ausweg sein. Die VR-Bank Bayreuth führt genau in diese Richtung derzeit Gespräche. Dass es dabei schon konkrete Verhandlungen, geschweige denn einen Vertragsabschluss gibt, dementieren die Verantwortlichen aber.

 
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Hauptstelle der VR-Bank Bayreuth am Luitpoldplatz. Foto: Archiv/Karl Heinz Lammel Foto: red

VR-Bank-Vorstand Markus Schappert formuliert es so: "Es ist absolut kein Geheimnis, dass wir seit Jahren dafür stehen, die Kräfte der Genossenschaftsbanken in der Region bündeln zu wollen. Wir haben ja auch unseren Hut in den Ring geworfen, als in Gefrees an eine Fusion gedacht wurde." Und Aufsichtsratschef Thomas Meuche bestätigt: "Ja, wir sind mit verschiedenen Banken um uns herum im Gespräch. Auch intensiver, aber das kann man noch nicht als konkrete Fusionsgespräche bezeichnen. Und auf dieser Ebene sprechen wir auch mit der VR-Bank Hof." Dass es zwischen ihr und Bayreuth eine unterschriftsreife Fusionsvereinbarung gibt, wie es in Genossenschaftskreisen zu hören war, dementierte der Betriebwirtschaftsprofessor, der an der Hochschule Hof lehrt, damit gegenüber dem Kurier.

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Man muss die Zahlen kennen

Auch Aufsichtsrat Karl Lappe, Bürgermeister von Mistelgau und Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes, sieht die VR-Bank noch lange nicht in einer Fusion. "So was muss ja auch Sinn machen. 90 Prozent solcher Vorgespräche, wie es sie jetzt gibt, führen zu keinem Ergebnis." Man müsse erst mal die Zahlen eines möglichen Partners genau kennen, bevor man überhaupt an ein Zusammengehen denken könne - das sei der erste Schritt, der jetzt erfolge. Für ihn und seine Landwirtskollegen sei nicht die Größe einer Bank wichtig, sondern dass es dort einen persönlichen Ansprechpartner für sie gibt, sagte Lappe, der eher als Fusionsskeptiker gilt, betonte aber: "Wenn man alle Fakten kennt und es Sinn macht, dann sollte man eine Fusion auch durchziehen." Ein gutes Beispiel sei das Zusammengehen der beiden Genossenschaften Käserei Bayreuth und Bayernland vor einigen Jahren.

So sieht das auch Vorstand Schappert. "Eine Fusion ist ja kein Selbstzweck, man will nachher ja stärker sein als zuvor." Und die Region brauche eine starke VR-Bank. Er würde sich freuen, wenn möglichst viele seiner Kollegen in den Genossenschaftsbanken rundum auch dieser Meinung wären.

Fusionsdruck steigt

Aufsichtsratschef Meuche jedenfalls sieht den Fusionsdruck und die -bereitschaft allgemein steigen, nicht nur in der Region und nicht nur im genossenschaftlichen Bankensektor. "Die Bankenlandschaft befindet sich allgemein in einem massiven Umbruch. Ein bisschen Anpassung reicht da nicht mehr. Jedes Haus muss seine Größe und sein Geschäftsmodell überdenken." Immer höherer Regulierungsdruck, der auch die Kosten in die Höhe treibe, neue Konkurrenz etwa aus dem Internet und durch die Niedrigzinsen ausgelöste Ertragsprobleme machten perspektivisch größere Einheiten unabdingbar. Auf lange Sicht könne er sich deshalb sogar eine einzige VR-Bank Oberfranken vorstellen. Es sei schwer vorstellbar, wie kleine Banken das in Zukunft noch alles schultern wollen: "Manchmal fragt man sich schon, wie die das überhaupt machen. Und die Vorstände vor Ort müssen sich ja schon aus rechtlichen Gründen fragen, wie lange sie das überhaupt verantworten können."

Frühestens 2017

Auch beim Genossenschaftsverband Bayern erwartet man eine Zunahme der Fusionen, sagt Regionaldirektor Franken, Friedrich Blaser. In und um Bayreuth gebe es bereits "seit 20 Jahren Strukturüberlegungen für leistungsfähige und zukunftsfähige Einheiten". Aber Vorstände und Aufsichtsräte vor Ort müssten das auch wollen - und vor allem die Mitglieder, denn die müssen einem entsprechenden Vorschlag am Ende mit mindestens 75 Prozent zustimmen. "Der Verband kann da nur beratend und manchmal auch mahnend zur Seite stehen", sagte Blaser. Er sehe derzeit für 2016 in Oberfranken keine Fusion genossenschaftlicher Banken. Und auch Meuche und Schappert rechnen für die VR-Bank Bayreuth eher mit 2017 oder 2018 - wenn sich denn ein oder mehrere Partner finden sollten.

VR-Banken in Oberfranken

Im Regierungsbezirk gibt es noch 25 unabhängige genossenschaftliche Banken mit knapp 3000 Beschäftigten und etwa 290 Geschäftsstellen. Die größte ist die VR-Bank Coburg mit einer Bilanzsumme von gut 1,3 Milliarden Euro im Jahr 2014. Die VR-Bank Bayreuth ist mit 910 Millionen Euro die Nummer fünf im Bezirk. Es gibt aber auch noch viele sehr kleine Institute in der Region, etwa die Raiffeisenbank am Kulm (88 Millionen Euro) oder die Raiffeisenbank Emtmannsberg mit 56 Millionen.