Persönliche Animositäten zwischen Scholz und Macron dürften keine Rolle bei den Vorbereitungen auf mögliche Folgen der US-Wahl spielen, verlangte Link, der FDP-Fraktionsvize für Internationales im Bundestag ist. "Die Lage ist viel zu ernst, als dass wir uns heute hier zurückziehen könnten auf: Der kann nicht mit dem." Zwischen Scholz und Macron waren jüngst etwa beim Thema der möglichen Entsendung von Bodentruppen europäischer Länder in die Ukraine erhebliche Differenzen deutlich geworden.
Reform des EU-Rüstungs-Binnenmarkts gefordert
Neben der Stärkung des europäischen Nato-Pfeilers sei eine deutsch-französische Initiative zur Reform des Rüstungs-Binnenmarkts notwendig, sagte Link. Zudem müsse das Thema von qualifizierten Mehrheitsentscheidungen in der Außen- und Sicherheitspolitik der EU vorangebracht werden. "Die Amerikaner werden uns und auch andere in der Welt nur ernst nehmen, wenn wir endlich als Europa handlungsfähiger werden und nicht uns durch jedes einzelne Mitglied und durch jede Debatte stören, stoppen oder bremsen lassen."
"Trump ernst und auch fast wörtlich nehmen"
In der ersten Amtszeit habe es geheißen, man müsse Trump nicht wörtlich nehmen, aber sehr ernst, sagte Link. "Ich würde sagen, man muss ihn weiterhin sehr ernst nehmen, aber auch fast wörtlich." Die Frage sei nicht, ob die USA unter Trump komplett aus der Nato austreten würden. Viel schlimmer sei die Unsicherheit, die Trump verbreite, als Nato-Mitglied nicht wirklich verlässlich zu sein – etwa bei der Frage der Beistandsgarantie im Falle eines Angriffs. "Das ist wahrscheinlich das Schlimmste, was der Nato geschehen kann. Denn das wäre eine Aushöhlung von innen." Genau darauf müsse man sich nun vorbereiten.
Das Programm Trumps sei "auch Unberechenbarkeit, Sprunghaftigkeit, Unzuverlässigkeit gegenüber Partnern und Verbündeten. Er kennt letzten Endes auch keine Verbündeten, sondern er kennt eben nur Gefolgsleute", sagte Link. "Das macht die Zusammenarbeit in einem Bündnis mit ihm schwierig." Umso verlässlicher und enger müssten die anderen Verbündeten zusammenarbeiten.