Die Demokraten sind zuversichtlich, dass sie am Ende dort die Nase vorn haben. Der Grund: Bisher habe sich bei Wahlen gezeigt, dass ihre Anhänger weit öfter als die Wähler der Republikaner per Brief oder vorab im Wahllokal abstimmen. Dieses Phänomen nennt sich „Blue Shift“, also eine Verschiebung zugunsten der Demokraten nach dem eigentlichen Wahltag. Wenn es am Dienstag also schon keine „blaue Welle“ gab, so der Hinweis aus dem Lager der Demokraten, könne es im Verlauf der jetzt beginnenden Stimmenauszählung sehr wohl zu der „blauen Verschiebung“ kommen, die Biden zum Sieger mache. Das ist keineswegs bloßer Zweck-Optimismus. Sonst würde nicht Trump versuchen zu verhindern, dass genau diese Stimmen ausgezählt werden.
Dieser Streitpunkt wird womöglich in unzähligen Gerichtsverfahren bis hin zum Verfassungsgericht, dem Supreme Court, geklärt. In Tagen oder Wochen könnte also eintreten, was die Demokraten inständig herbeisehnen: Trump verliert, Biden wird Präsident. Stand gestern allerdings verfehlte Biden in Pennsylvania und Wisconsin klar den Vorsprung, den er laut Demoskopen dort eigentlich haben sollte. Für Wisconsin war der Vorsprung zuletzt mit sogar satten acht Prozentpunkten geschätzt worden. Tatsächlich lag Trump am Mittwochnachmittag deutscher Zeit in Pennsylvania deutlich vor Biden, in den beiden anderen Staaten trennten sie jeweils nur wenige tausend Stimmen.
Noch allerdings kann es sein, dass Biden Staatschef wird. Mit einer Mehrheit im Senat sah es für die Demokraten am Mittwoch aber düster aus. Bleibt er in republikanischer Hand, würde es für einen Präsidenten Biden schwer, Gesetze durch den Kongress zu bringen und wichtige Posten oder Richterstellen zu besetzen. Da tröstet die Demokraten wohl nur, dass sie im Repräsentantenhaus voraussichtlich auch künftig mehr Sitze haben werden als die Republikaner.