Welthandel
Der schwierigste Punkt mit Trump war für die EU der ständige Handelsstreit. Die USA verhängten Strafzölle, die EU reagierte mit ähnlichen Maßnahmen. Trumps Drohung mit Autozöllen marterte insbesondere die deutschen Hersteller. Dass der Konflikt ganz verfliegt, ist unwahrscheinlich. So rechnet niemand damit, dass Biden die US-Sonderzölle auf Importe aus Europa einfach aufhebt – weder die gegen Airbus wegen regelwidriger Subventionen noch die Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte. Auch Biden will, dass Amerikaner mehr amerikanische Waren konsumieren.
„Als Präsident werde ich erst dann neue Handelsabkommen schließen, wenn wir in die amerikanischen Bürger investiert und sie für den Erfolg in der Weltwirtschaft gerüstet haben“, versprach er im Wahlkampf. Die Aussichten für die dringend notwendige Reform der Welthandelsorganisation WTO sind ebenfalls trübe – weil dafür zuerst die Streitigkeiten mit der EU und China beigelegt werden müssten.
Nato
Es kann nur besser werden: Mit diesem Satz lässt sich zusammenfassen, was ein Machtwechsel für die Nato bedeuten würde. Für das Verteidigungsbündnis waren die Trump-Jahre eine Schreckenszeit. Ohne Rücksicht auf die Folgen hatte er mehrfach Zweifel daran geweckt, ob die USA im Ernstfall ihrer Verpflichtung zum militärischen Beistand nachkommen würden. Hinzu kamen die nicht abgesprochene Ankündigung eines Rückzugs von US-Truppen aus Deutschland und andere Alleingänge. Zum Entsetzen der Alliierten drohte Trump sogar mit dem Austritt.
Mit Biden dürften Existenzsorgen vorbei sein. Der Demokrat gilt als überzeugter Transatlantiker. Die Nato bezeichnet er als „wichtigstes Bündnis in der Geschichte der Vereinigten Staaten“. Trotzdem gilt es als wahrscheinlich, dass er an der Forderung nach höheren Verteidigungsausgaben der Verbündeten festhält.
Weltordnung
Biden will ausdrücklich weg von Trumps Alleingängen und zurück an den Konferenztisch. Er hat einen „Globalen Gipfel für Demokratie“ angekündigt. Vor allem aber will er in wichtige internationale Abkommen zurück. Zuallererst ins Pariser Klimaabkommen, das die USA an diesem Mittwoch auf Trumps Wunsch verließen. Biden will eine klimaneutrale USA bis 2050. Damit ist er auf einer Wellenlänge mit der EU. Auch das von Trump verworfene Abkommen zur Verhinderung einer iranischen Atombombe soll gerettet werden. Wenn sich der Iran an alle Klauseln hält, will Biden wieder beitreten und es mit „hartnäckiger Diplomatie und Unterstützung der Partner stärken und ausweiten“.
China und Russland
Auf den erbitterten wirtschaftlichen Konkurrenzkampf mit China und die schwierigen Beziehungen zu Russland dürfte ein neuer US-Präsident keine großen Auswirkungen haben. „Ich denke, die größte Bedrohung für Amerika ist aktuell Russland, was Angriffe auf unsere Sicherheit und die Spaltung unserer Allianzen angeht“, sagt Biden. „Zweitens denke ich, dass China unser größter Wettbewerber ist.“
Wie Trump hat Biden China immer wieder unfaire Subventionen, den Diebstahl geistigen Eigentums und Cyber-Angriffe vorgeworfen. Zur Politik Moskaus sagte er: „Wir müssen Russland für seine Verstöße gegen internationale Normen echte Kosten auferlegen und uns an die Seite der russischen Zivilgesellschaft stellen, die sich immer wieder mutig gegen das kleptokratische autoritäre System von Präsident Wladimir Putin erhoben hat.“ Doch will er das letzte große Abrüstungsabkommen mit Russland erhalten: den New-Start-Vertrag, der ohne Einigung mit Moskau nächstes Jahr ausläuft.