Zuschauer auf der Seite von Djokovic
„Ich will keinesfalls, dass das wieder passiert“, hatte Djokovic vor der Partie in Erinnerung an 2021 angekündigt. Und die Zuschauer waren wie beim Finale vor zwei Jahren wieder klar auf der Seite des Serben, bejubelten ihn schon beim Einlaufen lautstark.
Der Favorit begann sofort mit höchster Konzentration, nahm seinem Gegner direkt dessen erstes Aufschlagspiel zu null ab. Ungewohnt oft stürmte Djokovic in der Anfangsphase direkt mit seinem Aufschlag ans Netz, setzte Medwedew damit sofort unter Druck. Der Russe kämpfte sich ins Spiel, es entwickelten sich nun immer wieder lange Grundlinienduelle - mit 36 Schlägen lieferten sich die beiden den längsten Ballwechsel des Turniers.
Djokovic schnappt nach Luft
Doch noch spielte Djokovic weitgehend makellos. Nach 47 Minuten flog eine Rückhand von Medwedew zum Verlust des ersten Durchgangs lang ins Aus. Frustriert packte der Russe seine Tasche und verschwand zur Kabinenpause.
Danach Medwedew war endgültig voll da und ebenbürtig. Immer länger dauerten die Spiele, immer spektakulärer wurden die Ballwechsel. Mit dunkler Sonnenbrille und schwarzer Kappe schaute DiCaprio von den Ehrenplätzen zu und formte ein „Wow“ mit den Lippen. Beim Stand von 3:3 fiel Djokovic nach einem Punktgewinn von Medwedew einfach um und blieb kurz ermattet auf dem Boden liegen. Beim Seitenwechsel hob der sieben Jahre ältere Profi die Arme hoch, schnappte nach Luft.
Djokovic findet den Extra-Gang
Doch wie so oft fand Djokovic den Extra-Gang, der ihn so gefürchtet und einzigartig macht. Einen Satzball wehrte er ab, im Tie-Break gelangen ihm die letzten drei Punkte in Serie zum Gewinn des zweiten Satzes, der insgesamt alleine 105 Minuten dauerte. Damit schraubte Djokovic seine Bilanz in Tie-Breaks dieses Jahr auf 26:5 - die mentale Stärke des Serben ist auch mit 36 unerreicht.
Mit nacktem Oberkörper ließ sich Medwedew vor dem dritten Satz die rechte Schulter massieren, stöhnte schmerzgeplagt auf. Als der Russe nach einem Ballwechsel ausrutschte, stieg Djokovic über das Netz und wollte seinem Kontrahenten aufhelfen. Medwedew lehnte ab. Beim ersten Break ihres Mannes sprang Jelena applaudierend auf. Auch wenn Medwedew weiter kämpfte, durfte Djokovic wenig später über ein weiteres Stück Tennis-Geschichte jubeln.