Nun könne man diese Phase rund 30 Millionen Jahre früher ansetzen. Demnach schwammen die gewaltigen Verwandten der heutigen Wale, Delfine und Schweinswale bereits vor 39 Millionen Jahren durch küstennahe Gewässer. Doch warum hatten die Tiere so schwere Knochen? Bekanntlich haben sich die Meeressäuger im Lauf der Evolution aus Landtieren entwickelt, die sich nach und nach an das Leben im Wasser angepasst haben und sich zunächst in flachen Küstengewässern aufhielten. Um sich unter Wasser halten zu können, mussten sie den Auftrieb kompensieren, der von ihren luftgefüllten Lungen erzeugt wurde. Ebendiese Aufgabe erfüllten die besonders schweren Knochen, die Amson mit den Bleigürteln vergleicht, die Taucher in die Tiefe ziehen.
Erste Funde vor zehn Jahren
Bei modernen Walen wie den heutigen Blauwalen sei das anders, erläutert der Stuttgarter Wissenschaftler. Ihre Knochen seien im Gegensatz zu den frühen Riesenwalen viel leichter. Sie dringen in viel größere Wassertiefen vor. Dabei werden ihre Lungen durch den enormen Wasserdruck so stark zusammengedrückt, dass kaum noch Luft übrig bleibt, die für Auftrieb sorgen könnte. Daher brauchen sie auch keinen zusätzlichen Ballast in Form schwerer Knochen.
Das hohe Gewicht des urzeitlichen Riesenwals kommt nach Angaben der Forschenden auf zwei Wegen zustande: Zum einen über eine höhere Knochendichte, zum anderen durch die Anlagerung zusätzlicher Knochenmasse an den einzelnen Skelettteilen.
Bereits vor zehn Jahren hatte der peruanische Paläontologe Mario Urbina, einer der Co-Autoren des „Nature“-Beitrags, in der Wüste Perus die ersten Wirbelknochen von Perucetus colossus entdeckt. Allerdings hätten dort sehr schwierige Arbeitsbedingungen geherrscht, berichtet Amson. Deshalb hätten sich die Ausgrabungen über mehrere Jahre hingezogen. Die geborgenen Walknochen – darunter mehrere vollständig oder teilweise erhaltene Wirbelkörper und 1,4 Meter lange Rippenknochen – wurden exakt vermessen, um ihr Volumen zu ermitteln. Die Knochendichte wurde mithilfe von Kernbohrungen bestimmt. Auf Basis dieser Daten konnten sich die Forscher an die Rekonstruktion des Riesenwals machen.
Crowdfunding fürs Museum
Die Knochen von Perucetus colossus sollen im Naturkundemuseum der peruanischen Hauptstadt Lima ausgestellt werden. Um das Museum bei der Aufbereitung und Konservierung der Fossilien zu unterstützen, haben Forschende eine Crowdfunding-Kampagne gestartet. Der Entdecker Mario Urbina will gemeinsam mit Kollegen die Grabungen in der peruanischen Wüste fortsetzen. Gut möglich, dass dort weitere bedeutende Fossilien im Boden liegen.