Uni-Präsident Stefan Leible will mit neuen Angeboten Beziehung der Bayreuther zur Uni stärken „Mehr Universität in die Stadt“

Bayreuth ist Universitätsstadt – und merkt doch fast nichts davon. Uni-Präsident Stefan Leible will Brücken schlagen und sieht das neue Iwalewahaus als Brückenkopf. Dem Kurier sagte er im Interview, wie das Iwalewahaus zum Empfangsraum in der Innenstadt werden kann und warum Bayreuth ein Kongresszentrum dringend braucht.

 
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Mit dem Umzug ins neue Iwalewahaus möchte die Universität einen Fuß mitten in die Innenstadt setzen. Zur Zeit scheint es Probleme zu geben.

Stefan Leible: Na, da wissen Sie mehr als ich.

Es war geplant, dass es im neuen Iwalewahaus auch Künstlerwohnungen geben wird . . .

Leible: Ich weiß nur, dass Künstlerwohnungen dort bautechnisch nicht zulässig sind. Das ist das Problem.

Sucht die Universität schon nach Ausweichquartieren?

Leible: Noch ist überhaupt nichts geplant, wir suchen erst einmal nach Alternativen. Wir haben keine Wohnungen für Künstler, suchen aber. Aber da müssten Sie den Kanzler fragen.

Lange vor der offiziellen Eröffnung des Iwalewahauses starten Sie mit einer eigenen Reihe, im Sommer soll es losgehen. Was haben Sie denn da genau vor?

Leible: Das Ding soll Stadtgespräche heißen. Und das Anliegen ist: Mehr Universität in der Stadt. Das heißt, wir wollen einmal monatlich einen öffentlichen Vortrag im Foyer des Iwalewahauses haben, und zwar abwechselnd Kollegen und Kolleginnen vom Campus und Gäste von außerhalb. Die zu Themen etwas sagen können, die uns und hoffentlich auch die Bayreuther Bevölkerung interessieren werden.

Wen haben Sie denn da im Blick?

Leible: Den ersten Vortrag wird Hans Maier halten, der ehemalige bayerische Kultus- und Forschungsminister. Er wird sprechen über „Franken in Bayern“.

Ein Thema, das den einen oder anderen Bayreuther mit Ingrimm nach München blicken lässt . . .

Leible: Ob das immer Ingrimm ist, weiß ich nicht. Ich glaube, wir sollten schauen, dass wir uns in Franken einfach besser aufstellen.

Dazu könnte die Uni ja was beitragen. Wie stellen Sie sich eine lebenswerte, lebendige Stadt vor, mit vielen Akademikern vielleicht?

Leible: Indem die Kommunikation mit Akademikern und Stadt funktioniert, indem die Akademiker in die Stadt integriert sind. Indem unsere Leute wirklich in der Stadt unterwegs sind, auch Vorträge halten und das, was an der Uni geschieht, den Bürgern vermitteln. Umgekehrt würde ich mir mehr Bürger auch auf dem Campus wünschen. Da arbeiten wir dran. Der Ökologisch-Botanische Garten ist eins, den besuchen ja schon viele Bayreuther. Wir haben das auch schon im vergangenen Jahr veranstaltet, und werden es wieder veranstalten: „Campus erleben“, einen Tag der offenen Tür auf dem Campus. Was ich mir wünsche, ist eine hoffentlich weiter funktionierende Zusammenarbeit, etwa bei der Museumsnacht, oder bei anderen Veranstaltungen, bei denen es dann einen hoffentlich funktionierenden Shuttleservice zwischen Stadt und Campus gibt.

Tut die Stadt genug?

Leible: Es kann immer mehr sein.

Wo?

Leible: Ich habe den Punkt eben angesprochen. Dass wir gemeinsame Veranstaltungen machen. Das kann ich mir für die Zukunft gut vorstellen.

Nun ist die Uni ja ein Hauptargument für die Umrüstung der Stadthalle in ein Kongresszentrum. Haben Sie der Stadt eine Mindestanzahl von Kongressen garantiert, oder wie muss man sich das vorstellen?

Leible: Ne, da können wir gar nix garantieren, denn es ist ja nicht d i e Uni, die Kongresse veranstaltet, sondern die Kolleginnen und Kollegen, die zu Veranstaltungen einladen oder Kongresse von außerhalb nach Bayreuth reinholen. Man muss sich das so vorstellen: Da gibt es etwa einen Geographen, der entweder für den Lehrstuhl oder mit dem Institut, in dem er tätig ist, eine Veranstaltung macht. Das ist die eine Möglichkeit. Oder, das kommt auch häufiger vor, unser Geograph ist Mitglied einer Vereinigung, die jährlich einen Kongress in Deutschland oder irgendwo in der Welt abhält, und es gelingt ihm dann, Bayreuth als Veranstaltungsort schmackhaft zu machen. Wir als Universität veranstalten eigentlich keine Kongresse.

Wäre da die jetzige Stadthalle nicht ausreichend gewesen? Und mit Sälen von bis zu 500 Plätzen wäre Bayreuth ganz gut ausgestattet.

Leible: Ja, ich höre. Was schwebt Ihnen da vor?

Das Zentrum oder das Evangelische Gemeindehaus.

Leible: Da stelle ich mal eine Gegenfrage. Sind das wirklich Örtlichkeiten, in denen Sie einen großen professionellen Kongress ausrichten können? Ich habe letztes Jahr einen großen Kongress eröffnet, eine große Veranstaltung mit 700 Teilnehmern, die wurde dann halt im Kongresszentrum Nürnberg abgehalten, weil es dieses Kongresszentrum in Bayreuth eben nicht gibt. Da sehe ich große Möglichkeiten. Das Zentrum ist wunderbar, das Evangelische Gemeindehaus auch. Aber es ist doch nicht das, was ich für einen klassischen, professionellen Kongress brauche.


Das Gespräch führte Michael Weiser

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