Uni Bayreuth: Suchtbeauftragter wünscht sich alkoholfreien Campus Bayerische Woche in der Mensa entzweit Gemüter

Von Norbert Heimbeck
Bei der Bayerischen Woche in der Mensa der Universität herrscht Oktoberfeststimmung. Foto: Harbach Foto: red

Sie tragen karierte Hemden und Lederhosen und leeren ihr Weißbier auf Ex – wer auf Youtube nach „Bayerische Woche“ und „Mensa Bayreuth“ sucht, findet diverse Videos, die Massen von feiernden Studenten zeigen. Während der Bayerischen Woche in der Uni-Mensa gibt es nicht nur Weißwürste und Schweinshaxen, sondern auch Bier zu besonders günstigen Preisen. Nicht allen gefällt das.

 
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Erst im August hatte die Uni-Leitung den Verkauf von Bier aus Automaten gestoppt. Wenige Wochen später fließt der Gerstensaft auf dem Campus in Strömen. Dieter Wolf ist Chef der Mensa, die vom Studentenwerk Oberfranken betrieben wird. Er kennt die Kritik an der Bayerischen Woche: „Der Bierkonsum hält sich in Grenzen. Lediglich am Freitag, wenn die Blasmusik spielt, überwiegt die Oktoberfest-Atmosphäre. Unter der Woche geht’s zivil zu.“ Für ihn ist die Bayerische Woche eine von mehreren Aktionswochen, mit denen die Mensa übers Jahr verteilt ihren Kunden etwas Besonderes bieten will. Wolf: „Viele Gäste der Bayerischen Woche, die hier nicht heimisch sind, sind fasziniert. Sie kommen in Lederhose und Dirndl, selbst unsere asiatischen Studenten machen begeistert mit.“

Die Begeisterung über das Oktoberfest auf dem Campus wird nicht von allen geteilt. Mancher moniert, dass auf einem fränkischen Fest „Seppelhosen“ und Dirndl getragen werden. Durchaus ernster zu nehmen sind die Einwände von Prof. Carlos Kölbl, dem Suchtbeauftragten der Universität: „Wie schon bei den Getränkeautomaten muss ich mir auch hier die Frage stellen, ist es sinnvoll, dass Alkohol auf dem Unigelände angeboten wird?“ Kölbl sieht sich „nicht in einer Kämpferposition“, will vielmehr die Diskussion um den Bierkonsum stärken: „Welchen Umgang mit Alkohol wollen wir haben? Die Bayerische Woche halte ich aus folgendem Grund für ungünstig: Es wird zum Teil exzessiv getrunken, in der Folge kommt es dann zu sexistischen Sprüchen und Pöbeleien. Ich glaube nicht, dass das sein muss!“

Kölbl legt Wert auf die Feststellung, dass er nicht „aus einer militanten Position“ heraus argumentiere. Aber so, wie in den Kantinen vieler Betriebe und Behörden kein Alkohol mehr verkauft wird, so könnte auch die Universität darauf verzichten: „Alkoholkonsum ist als Krankheitsursache nicht zu vernachlässigen. Bei Männern ist Alkoholismus die am häufigsten anzutreffende psychische Erkrankung, bei Frauen ist er nach Angststörungen auf Platz zwei.“

Kölbl benennt Alkohol als Einstiegs- beziehungsweise Alltagsdroge. Er sieht sich dabei auf einer Linie mit Urte Deisenhofer, Leiterin der Suchtberatung der Diakonie Bayreuth. Für die Bayerische Woche an der Mensa empfiehlt er Einschränkungen: „Ich sehe keinen Schaden darin, alkoholfreies Bier anzubieten. Wenn es denn unbedingt mit Alkohol sein muss, könnte man den Verkauf auf ein Glas pro Person begrenzen.“

Die Brauerei Maisel liefert das Bier zum Fest. Auf die Fragen „Wie viel Bier wird während der Bayerischen Woche in Bayreuth ausgeschenkt? Sind Events wie die Bayerische Woche ohne Bier denkbar? Könnte der Alkoholkonsum an der Uni eingeschränkt werden – zum Beispiel nur ein Bier pro Kopf und Tag? Oder nehmen die Verbote im Genussbereich allmählich überhand?“ kam lediglich diese wenig inhaltsreiche Antwort: „Wir als Brauerei unterstützen unseren Kunden bei der Durchführung dieser Veranstaltung durch Equipment und Personal. Das Studentenwerk ist schon seit vielen Jahren unser Kunde und bietet unsere Bierspezialitäten in der Mensa und in der Cafeteria an.“

Schon der Verkaufsstopp von Bier in den Automaten im Sommer hatte für Unmut unter einigen Studenten gesorgt. Kölbl: „In meiner Funktion als Suchtbeauftragter halte ich es für sinnvoll, den Alkohol aus dem Uni-Betrieb herauszunehmen. In Ländern wie Polen und Schweden herrscht an den Hochschulen striktes Alkoholverbot, das klappt ja auch.“ Der Suchtbeauftragte sucht keineswegs die Konfrontation mit den Studenten: „Ich bin zur nächsten Sitzung des Studentenparlaments eingeladen und werde dann meine Gründe noch einmal erläutern.“

Mensa-Chef Dieter Wolf ist trotz aller Kritik von der Idee der Bayerischen Woche, die gestern zu Ende ging, überzeugt: „Für zehn Euro haben unsere Gäste gut gegessen und getrunken – das gibt’s so schnell nicht wieder. Und: Passiert ist noch nie etwas Schlimmes.“

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