Aniston gehört damit zu den wenigen prominenten Vorreiterinnen, die mit dem Tabu brechen, das mit starken Minderwertigkeitsgefühlen behaftet ist: In Deutschland ist das Model und Influencerin Anna Adamyan, ehemals Anna Wilken, die sich schon mit Anfang 20 dazu entschieden hat, öffentlich über ihre ungewollte Kinderlosigkeit zu sprechen – hauptsächlich auf Instagram, aber auch in verschiedenen Büchern.
Die 26-Jährige findet, die Menschen seien bei dem Thema oft empathielos und unwissend. Man müsse sich die Frage anhören, wann sich der Nachwuchs ankündige. „Das ist unangemessen und verletzend – selbst wenn es gut gemeint ist“, wie sie unserer Zeitung erzählt hat.
Endometriose macht Frauen
Häufig gibt es schwerwiegende Gründe, warum es mit dem Kinderkriegen nicht klappen will. Bei Adamyan ist es eine chronische Erkrankung, die sie fast unfruchtbar macht. Sie leidet an Endometriose. Bis heute habe sie mehrere künstliche Befruchtungen hinter sich. Auch erlitt sie Fehlgeburten.
Um anderen Frauen den Weg zur Kinderwunschbehandlung zu erleichtern, hat Adamyan inzwischen zusammen mit einer Ärztin, die ebenfalls betroffen war, eine Petition startete, Titel: #KiwuFürAlle – für eine faire Kostenübernahme von Kinderwunschbehandlungen. Innerhalb von 48 Stunden hatten sie 50 000 Unterschriften. Inzwischen sind es knapp 88 000.
Aniston hat sich mit ihrer Kinderlosigkeit arrangiert
Und doch vermag auch die heutige Medizin, insbesondere die Reproduktionsmedizin, nicht immer, den langersehnten Kinderwunsch zu erfüllen. Dann steht Paaren ein schwerer Abschied bevor – von Hoffnungen und Wünschen, von einem bestimmten Lebensentwurf, einem lange gepflegten Selbstbild. Die Deutsche Gesellschaft für Familienplanung, Sexualpädagogik und Sexualberatung pro familia rät dazu, sich in diesem Fall therapeutische Hilfe zu suchen, um gemeinsam neue Lebensperspektiven zu entwickeln: „Denn es gibt viele Möglichkeiten, das eigene Leben zu gestalten – ob mit oder ohne Kinder.“
Jennifer Aniston hat sich mit ihrer Kinderlosigkeit arrangiert: Sie bereue nichts, sagt die US-Schauspielerin. In der Zwischenzeit sei sie eher erleichtert. Sie müsse sich nicht mehr fragen, ob eine Schwangerschaft vielleicht doch möglich sei. „Ich muss nicht mehr darüber nachdenken.“
Hilfe bei ungewollter Kinderlosigkeit
Förderung
Das Bundesfamilienministerium hat die Bundesinitiative „Hilfe und Unterstützung bei ungewollter Kinderlosigkeit“ gestartet. Sie soll Kinderwunschpaaren eine bessere Aufklärung und ergänzende finanzielle Unterstützung ermöglichen. Außerdem soll das Angebot einer psychosozialen Beratung verbessert werden.
Infoportal
Infos zur Bundesinitiative und eine Datenbank mit Suchfunktion nach einer Beratung in Wohnortnähe gibt es hier: informationsportal-kinderwunsch.de