Unfallverursacherin fuhr schneller als die vorgegebene Schrittgeschwindigkeit Verkehrsunfall in Bronn: Schüler auf Intensivstation

Von Martina Bay
An dieser Haltestelle in Bronn ereignete sich der Unfall. Der Schüler fuhr allerdings am Donnerstagnachmittag mit einem Bus des Unternehmens Cermak. Foto: Bay Foto: red

Der Schüler, der in Bronn bei Pegnitz von einem Auto erfasst wurde, liegt immer noch auf der Intensivstation. Bei dem Unfall am Donnerstagmittag erlitt der Elfjährige schwere Kopfverletzungen. Gestern Morgen habe er zum ersten Mal wieder die Augen geöffnet, sagt die Mutter auf Nachfrage des Kuriers.

 
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Die Mutter hat Tränen in den Augen. „Wir wissen noch nicht, wie lange mein Sohn im Krankenhaus bleiben muss“, sagt sie. „Als ich ihn am Freitagvormittag besucht habe, war er aber noch nicht ansprechbar.“

Schwere Gehirnerschütterung und Kopfplatzwunde

Ihr Sohn war am Donnerstagmittag mit dem Bus auf dem Weg nach Hause. Als er in Bronn an der unteren Ortseinfahrt an der Haltestelle Schwedengasse ausstieg, lief er ans Ende des Busses und überquerte dort die Straße. Im Gegenverkehr kam ihm eine 55-Jährige aus dem Landkreis Amberg-Sulzbach entgegen. „Der Junge lief gegen die linke Seite des Kotflügels“, sagt Werner Fößel von der Polizeiinspektion Pegnitz. Der Junge habe kein Schädelhirntrauma, aber eine schwere Gehirnerschütterung und eine Kopfplatzwunde erlitten.

In der Durchfahrtsstraße von Bronn gilt eine Geschwindigkeit von 30 Kilometern pro Stunde. Sobald ein Bus hält und die Warnblinkanlage leuchtet, müssen die Autofahrer Schrittgeschwindigkeit fahren, also zwischen vier und sieben Kilometern pro Stunde, sagt Fößel weiter. Das gilt sowohl für die überholenden Autos hinter dem Bus, als auch für den Gegenverkehr.

Unfallverursacherin musste von einem Kriseninterventionsteam betreut werden

„Die Autofahrerin ist um die 30 Stundenkilometer gefahren“, sagt Fößel. Der Sachschaden des Wagens liege bei rund 2000 Euro. Die Unfallverursacherin konnte Fößel bislang noch nicht vernehmen. „Sie war psychisch angeknackst und musste vom Kriseninterventionsteam betreut werden“, sagt Fößel.

Sebastian Schneider ist Verkehrserzieher bei der Polizeiinspektion Pegnitz. „Beim Schulbustraining für die erste und zweite Klasse bringe ich den Schülern bei, dass sie warten, bis der Bus weg ist und dann die Straße überqueren“, sagt Schneider. Wenn die Kinder nicht warten könnten, müssten sie aber zuerst an dem Bus vorbeischauen. Es sei daher möglich, dass der Junge die Fahrbahn betreten habe, ohne auf den Verkehr zu achten. Die Unfallverursacherin habe den Jungen nicht sehen können, weil er im toten Winkel gewesen sei.

Busfahrer hat nichts mitbekommen

Schneider arbeitet seit zwei Jahren als Verkehrserzieher in Pegnitz. „In meiner Zeit ist an der Unfallstelle noch nichts passiert“, sagt Schneider. Es liege dort keine Gefahrenstelle vor. Aber wenn ein Schulbus halte, müssten die Autofahrer vorsichtig fahren. Man müsse immer damit rechnen, dass Kinder aus einem Bus aussteigen und die Fahrbahn betreten. Das sieht die Bronner Pfarrerin Karin Volke-Klink anders. „Die Stelle ist auf jeden Fall gefährlich“, sagt Volke-Klink. Die Autos würden mit hohem Tempo in die Ortseinfahrt reinfahren.

Wie ein Sprecher der Bahn mitteilt, hat der Busfahrer von dem Unfall gar nichts mitbekommen. „Der Busfahrer hat am darauffolgenden Tag im Bus eine Durchsage gemacht, ob jemand was gesehen hat“, sagt der Sprecher weiter. Ein Schüler habe sich gemeldet. Der Busfahrer habe das an die Schulleitung weitergeleitet.

Schule legt Gedenkminute ein

Der Schüler besucht die Dr.-Dittrich-Schule in Pegnitz. „Wir haben in der Aula eine Kerze angezündet und eine Schweigeminute eingelegt“, sagt Konrektorin Petra Grün. Man habe den Kindern gesagt, dass der Junge einen Unfall gehabt habe und schwer verletzt sei.

An der Schulbushaltestelle im Creußener Ortsteil Letten will man jetzt die Verkehrssituation etwas sicherer machen. Nachdem Eltern beim Landratsamt einen Antrag auf Geschwindigkeitsreduzierung gestellt haben, wird nun auf der Staatsstraße nach Neuhof ein Tempolimit von 80 Stundenkilometer angeordnet. Bisher waren hier 100 km/h erlaubt.

Die Artikel über unsere Schulwegserie finden Sie hier