Unterzeichnet wurde diese Einigung nie, denn schon damals herrschten Unstimmigkeiten über von Russland gestellte Gebietsansprüche. Diese haben sich inzwischen allerdings nur noch verstärkt. Hatte Putin zu Kriegsbeginn die "Befreiung" der schon damals teilweise von prorussischen Separatisten kontrollierten Gebiete Donezk und Luhansk als Zielstellung vorgegeben, so hat Russland inzwischen auch die Gebiete Cherson und Saporischschja im Süden der Ukraine annektiert.
Russland zeigt sich siegesbewusst
Zwar hält Moskau die beiden Regionen nur zum Teil besetzt - die gleichnamigen Gebietshauptstädte sind unter Kontrolle Kiews - doch der Kreml zeigte sich siegesbewusst: "In unserer Verfassung sind nun neue Gebiete verankert, was vor zwei Jahren noch nicht so war", sagte Peskow. Eine Rückgabe der besetzten Gebiete kommt für den Kreml derzeit nicht in Frage.
Zumal es auf dem Schlachtfeld angesichts der ausbleibenden westlichen Militärhilfe für die Ukraine günstig für Russland aussieht. Moskau hat seine Rüstungsindustrie inzwischen hochgefahren. Den ukrainischen Verteidigern hingegen gehen Munition und Waffen aus, sodass sie an mehreren Stellen zum Rückzug gezwungen sind.
Auch in der Luft wird die Überlegenheit Russlands immer deutlicher: Jeden Tag zerstören russische Raketen, Drohnen und Bomben Städte und Energieanlagen in der Ukraine und töten Zivilisten. In den propagandistischen Politik-Talkshows des russischen Fernsehens wird daher immer wieder eine Eroberung der Städte Charkiw und Odessa oder sogar eine völlige Zerschlagung der Ukraine debattiert.