Ukraine-Krieg Neue Angriffe verstärken Flüchtlingswelle

Christopher Michael
Ein Wohnhaus in Saporischschja liegt nach einem Raketenangriff in Trümmern. Foto: dpa

Mit der jüngsten Welle von Raketenangriffen auf die ukrainische Zivilbevölkerung steigt auch die Gefahr für die Zivilbevölkerung wieder an. Viele Mütter bringen ihre Kinder in Sicherheit.

 
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Mykhailyna Skoryk-Shkarivska, stellvertretende Bürgermeisterin der ukrainischen Stadt Butscha wenige Kilometer von Kiew entfernt, fürchtet, dass nach den jüngsten russischen Angriffen auf die Ukraine wieder mehr Mütter mit ihren Kindern Zuflucht in der EU suchen werden. „Wir fürchten, dass die Angriffe den zweiten Versuch darstellen, Kiew einzunehmen“, sagte Skoryk-Shkarivska in einer Live-Schalte vor Journalisten in Brüssel anlässlich der europäischen Woche der Regionen. „Bereitet euch auf eine neue Welle der Migration aus der Ukraine vor“, sagte sie. Butscha erlangte in den ersten Kriegswochen traurige Berühmtheit, als nach dem Abzug russischer Truppen eine Vielzahl von Kriegsverbrechen an der Zivilbevölkerung ans Licht gekommen waren. Viele europäische Politiker machten sich im Nachgang vor Ort selbst ein Bild von der Lage. Auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) und UN-Generalsekretär Antonio Guterres.

In der Zwischenzeit seien 80 Prozent der Geflüchteten wieder nach Butscha zurückgekehrt gewesen, um die Schäden zu reparieren, berichtet die stellvertretende Bürgermeisterin. Doch nun drohten erneute Fluchtbewegungen. Besonders das benachbarte Polen wird wohl Ziel vieler Flüchtlinge sein. Wie polnische Politiker sagen, ist die Solidarität in der Bevölkerung groß. „Wir haben bislang 120000 Flüchtlinge unterstützt, wir schaffen auch mehr“, sagte Hanna Zdanowska, Bürgermeisterin der westpolnischen 700000-Einwohner-Metropole Lodz. „Lodz hilft, so viel es kann. Wir wissen, zu teilen.“

Parallel dazu laufen trotz aller russischer Angriffe Planungen, wie die Ukraine nach dem Krieg wieder aufgebaut werden kann. Butscha, sagte Skoryk-Shkarivska, solle dabei keinesfalls nur noch als „Ort der Tragödie“ wahrgenommen werden, sondern als „Ort einer neuen, modernen Ukraine“. Die Stadt stehe dazu im Austausch unter anderem mit Dunkirk, einer Stadt in der Normandie, wie man diese Erneuerung schaffe und gleichzeitig auch an all die Opfer erinnern könne.

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