Ukraine-Hilfe Mehr Flüchtlinge, weniger Spenden

Christian Kubiak hat zusätzlich zu den Lkw-Konvois andere Flüchtlingsprojekte. Vergangene Woche organisiert er einen Begegnungsnachmittag für geflüchtete Ukrainer. Hilfe, sagt er, bekam er von seinen Freunden und seiner Familie, die Kaffee und Kuchen spendierten. Foto: Christian Kubiak

Der Himmelkroner Reifenhändler Christian Kubiak organisiert voraussichtlich den letzten Hilfskonvoi in die Ukraine. Die Autos werden einfach nicht voll.

 
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Zum vierten und voraussichtlich letzten Mal organisiert Christian Kubiak aus Himmelkron eine Spendenaktion für die Kriegsopfer in der Ukraine. Dafür richtet er eine Spendensammelstelle auf dem Gelände seines Reifenhandels in St. Georgen 21 in Bayreuth ein.

Von Montag bis Freitag zu den Geschäftszeiten (9 bis 18 Uhr) können dort Freiwillige Sachspenden abgeben. Momentan wird laut Kubiak Kleidung nicht gebraucht, dafür aber Lebensmittel, Hygieneartikel und Verbandsmaterialien, die ins Krankenhaus im ukrainischen Lwiw nahe der polnischen Grenze geliefert werden sollen. Hier wurden, wie zuletzt vom Uno-Kinderhilfswerk Unicef berichtet, viele im Krieg verletzte Kinder behandelt.

Leute schauen auf ihren eigenen Geldbeutel

Die Spendenbereitschaft habe, sagt Kubiak, nachgelassen. „Die Leute müssen mittlerweile auf ihren eigenen Geldbeutel schauen. Alles wird teurer.“ Die jetzigen Spenden seien nichts im Vergleich zum Anfang: 46 Tonnen gespendete Ware habe er in seinen ersten drei Touren an die ukrainische Grenze gebracht. Nicht einberechnet seien die Waren, die von den Spendengeldern gekauft wurden. Jetzt bekomme er innerhalb von zwei Wochen nur circa 400 Euro und zwei Umzugskartons an Hygieneartikeln und Lebensmitteln zusammen.

„Viele Menschen wissen nicht, wie es weitergeht. Die steigenden Lebensmittelpreise bereiten vielen Kopfzerbrechen“, sagt Kubiak. Momentan wisse er nicht, wie es um die Versorgung an der ukrainischen Grenze steht: „Ich weiß nicht mal, ob wir mit unseren Transportern empfangen werden.“ Außerdem lohnten sich die Fahrten nicht mehr, wenn die Fahrzeuge nicht voll sind.

Waren per Linienbus

In einer Außenstelle in Kulmbach kamen zuletzt gar keine Sachspenden mehr an. Allerdings habe Kubiak durch Bekannte die Möglichkeit, die wenigen Waren über einen Linienbus in die Ukraine liefern zu lassen.

Versuchen will er es dennoch. Am 22. April fährt er, voraussichtlich zum letzten Mal an die Grenze. Dabei habe er zu Hause noch einiges zu tun. „Ich betreue momentan mehrere Hilfsaktionen, die sich überwiegend um die ukrainischen Flüchtlinge kümmern“, sagt Kubiak. Dafür wendet er sich meistens an seine eigene Facebook-Gruppe „Bayreuth Hilfe für die Ukraine“ und fragt beispielsweise nach Fahrrädern oder Kinderwagen sowie andere, schnell benötigte Spenden.

Auch für die Flüchtlinge in der Turnhalle am Roten Main sammelt er Sachspenden. Die werden momentan dringend gebraucht. „Das sind ganz banale und alltägliche Sache wie Handtücher, Einweggeschirr, Badeschlappen oder Regenschirme“, zählt Kubiak auf. Für die Kinder werden vor allem Malsachen, Puzzle und Spiele gesucht. „Jetzt, wo es wärmer wird, wollen sie raus und Fußball spielen. Nur gibt es keine Fußbälle.“

Das Sozialamt hat eine Liste mit allen gebrauchten Mitteln zusammengestellt. Sie befindet sich auf der Webseite der Stadt Bayreuth unter „Hilfe für die Ukraine“ und „Sammelstelle für Sachspenden“.

Christian Kubiak wird sich auch weiterhin für die Flüchtlinge aus der Ukraine engagieren, „solange es eben sein muss.“


Info: Sparkasse Bayreuth, DE90 7735 0110 0038 0779 39, Verwendungszweck Bayreuth Hilfe für die Ukraine; Paypal Spendenkonto familiekubiak@gmx.de VWZ: Bayreuth Hilfe für die Ukraine

Die Stadt Bayreuth habe derzeit 350 Personen dezentral untergebracht, davon seien 192 Personen in 46 Wohnungen untergekommen, teilt die Sozialreferentin Manuela Brozat auf Kurier-Nachfrage mit. Es lägen noch zahlreiche Wohnungsangebote vor, die noch geprüft und vermittelt werden müssen (rund 70 Wohnungen).

Da es aber noch 273 bekannte Personen gebe, die auf private Initiative untergekommen seien, es aber unklar sei, wie lange diese dort bleiben können, benötige die Stadt auch für diese Menschen Wohnraum. Ein Aufruf, freie Wohnungen zu melden, sei deshalb nach wie vor zielführend.

Es sei wünschenswert, wenn die angebotenen Wohnungen dauerhaft zur Verfügung stünden. Soweit bei den Flüchtlingen Bedürftigkeit vorliege und ein Anspruch auf Sozialleistungen bestehe, seien die Kosten für die Unterkunft darin enthalten.

Zur Spendenbereitschaft teilt die Sozialreferentin mit, dass diese in der Bevölkerung am Anfang sehr groß gewesen sei. Jetzt erhalte die Stadt zahlreiche Spenden von Firmen und Organisationen aus der Stadt und aus dem Umland.

Dringend benötigt würden Möbel für eine Wohnungsgrundausstattung (zum Beispiel Betten, Schränke, Tische und Stühle), aber auch Elektrogeräte. Auch Schulutensilien würden benötigt. Die Spenden können wie gehabt am Bauhof zu den Öffnungszeiten des Wertstoffhofes abgegeben werden. Die Möbel hingegen direkt beim Kaufhaus Regenbogen im Industriegebiet.

Zur Frage, ob und wieviele Paten zur Betreuung von ukrainischen Flüchtlingsfamilien sich mittlerweile gemeldet haben, teilt Manuela Brozat mit, dass der Aufruf sehr erfolgreich gewesen sei. Es hätten sich 16 Familienpaten gemeldet. Aber, so Manuela Brozat: „Wir brauchen noch viel mehr.“

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